Für 5G gibt es nämlich bislang noch nicht einmal den Standard. Wenn er endlich festgelegt ist, muss noch validiert werden. Das kostet einfach viel Zeit. Mit 802.11p geht es viel schneller, und eine Roadmap zur Implementierung von Systemen unter Berücksichtigung funktionaler Sicherheit ist auch schon da. Es gibt keinen Grund, dass man auf eine Technologie wartet und nicht mit der Technologie anfängt, die schon da ist.« Kahrweg weiter: »Die Kombination der vorhandenen zellularen Infrastruktur mit der bevorstehenden Echtzeit-Erweiterung von LTE-V2X und der weiteren Roadmap im Rahmen von 3GPP ist sicherlich hilfreich. Sie hängt aber zunächst von der Verfügbarkeit von LTE-V2X-Chips und von weiteren Tests, Evaluierungen und Feldversuchen dieser neuen Technologien ab, ähnlich wie bei DSRC in den letzten Jahren.«
Aus seiner Sicht gibt es aber auch noch einen anderen Grund, 802.11p zu nutzen. In einer Großstadt wie München mag die LTE-Abdeckung gut sein, doch schon an der Stadtgrenze sieht es anders aus.
Aber es wird davon ausgegangen, dass ab 2020 der Rollout von 5G stattfinden wird, und einige aus der Automobilindustrie sehen in 5G die Voraussetzung dafür, das autonom fahrende Fahrzeug Realität werden zu lassen? Kahrweg: »Zwischen der Etablierung eines zellularen Standards und seines Nachfolgers liegen typischerweise zehn Jahre. Und auch wenn es, zeitlich gesehen, sehr aggressive Pläne gibt, 5G zu etablieren: Die Automobilindustrie alleine wird die Entwicklung eher nicht beschleunigen können.«
Aber ein Punkt spricht dennoch für 5G/LTE: Der Rollout passiert vollkommen unabhängig von der Automobilindustrie, 5G kommt auf alle Fälle. Und nachdem viele Mobilfunknutzer ohnehin einen Vertrag mit Flatrate haben, dürften keine Zusatzkosten entstehen. Bei 802.11p wiederum dürfte es schwierig sein, die Zusatzkosten zumindest anfänglich an den Kunden weiterzugeben, weil die ersten 10 Prozent lediglich einen geringeren Nutzen davon haben. Kahrweg glaubt aber nicht daran, dass der zellulare Ansatz ohne weitere Zusatzkosten funktionieren wird, denn er hält es für unwahrscheinlich, dass die Provider für die V2X-Kommunikation, die mit 10 Messages pro Sekunde und Fahrzeug in Europa ein erhebliches Datenvolumen mit sich bringt, die gleichen Flatrates anbieten werden wie heute, doch nur dann gebe es keine Zusatzkosten.
Savari selbst liefert für das Fahrzeug den Software-Stack und die Applikationen, angefangen mit den Day-1-Applikationen bis hin zur Notbremsung. Kahrweg: »Bei der zukünftigen Implementierung zellularer Technologien können viele Erkenntnisse aus der DSRC-Evaluierung verwendet werden. Der aktuelle V2X Middleware Stack und die Applikationen dazu sind von Savari so modular entwickelt worden, dass sämtliche Schichten oberhalb des MAC-Layers für eine Stack-Impementierung für LTE-V2X wiederverwendet werden können.«
Und abschließend: »Nach mehr als zehn Jahren Entwicklung und Test der DSRC-basierten V2X-Technologie ist die jetzt bereit für den Serieneinsatz. Diese Technologie ist der schnellste Weg zur Implementierung, um mit Sensorik, die kein Sichtfeld benötigt, die Verkehrssicherheit zu verbessern.«