Die Blockstruktur des Modells kann hierbei erhalten bleiben. Wenn die Portstruktur ebenfalls identisch ist, kommen die Entwickler sogar ohne allzu große Veränderungen aus. Insbesondere die Verifikations- und Validierungsfunktionen können wie gewohnt und im Abschnitt zum Model-Based Design beschrieben erneut angewandt werden. Ein Entwicklungsingenieur erweitert hierbei das Modell in der Regel um AUTOSAR-spezifische Details, indem er beispielsweise zusätzliche Runnables oder Schnittstellenobjekte einfügt.
In diesem besonderen Fall sind dann auch die korrekten Einstellungen vorzunehmen, um sicherzustellen, dass der generierte Code standardkonform ist und sich in die zusätzliche Softwareumgebung einfügt, die die Laufzeitumgebung sowie die hardwarebezogenen Komponenten aus der Basissoftware-Schicht enthält. Diese Einstellungen können beispielsweise mittels geeigneter Konfigurationsdialoge gesetzt werden. Für die Codegenerierung ist das entsprechende AUTOSAR System Target im Real-Time Workshop Embedded Coder auszuwählen. Dieser zweite Teil des Workflows ist identisch mit der im nächsten Workflow beschriebenen Vorgehensweise (Abb. 8).
Bottom-Up: Wiederverwendung von Legacy-Modellen zur Erzeugung AUTOSAR-konformen Programmcodes
Model-Based Design ist heute in der Automobilindustrie eine fest etablierte Arbeitsweise. Die Unternehmen verfügen daher über eine umfassende Bibliothek ausgereifter und gründlich getesteter Modelle. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass diese Modelle ohne jede Veränderung an ihren Modellblöcken auf den verschiedensten Plattformen, wie eben auch AUTOSAR, eingesetzt werden können.
Der Bottom-Up-Ansatz erfordert die gleichen AUTOSAR-Konfigurationen wie der oben beschriebene Top-Down-Workflow. Insbesondere müssen hier die Schnittstellen-Objekte so konfiguriert werden, dass die erzeugte Softwarekomponente problemlos integriert werden kann. Zusätzlich zu den Codedateien wird hier automatisch eine aktualisierte AUTOSAR-Komponentenbeschreibung im XML-Format erzeugt (Abb. 8).
Schlussbemerkung
Die Komplexität elektronischer Steuergeräte für Automobil-Anwendungen steigt stetig. Als Reaktion darauf haben OEMs und Zulieferer die AUTOSAR-Partnerschaft ins Leben gerufen – eine der größten Standardisierungsinitiativen in diesem Industriezweig. Der AUTOSAR-Standard ist allgemein akzeptiert als der wichtigste Schritt zur Bewältigung der Herausforderungen, die bei der Entwicklung moderner Automobile auftreten. Während sich AUTOSAR vor allem auf die Software und die Details der Kommunikation zwischen AUTOSAR-Softwarekomponenten konzentriert, stellt das Model-Based Design ein erprobtes Paradigma zur Beherrschung hoher Komplexität auf der Funktionsebene dar. Model-Based Design und AUTOSAR sind nicht nur kompatibel, sondern ergänzen sich auch. Die Kombination beider Methoden bietet eine hervorragende Möglichkeit zur Verbesserung der Kooperation zwischen System- und Entwicklungsingenieuren einerseits sowie OEMs und Zulieferern andererseits.
Dieser Artikel hat aufgezeigt, dass die MathWorks-Tools für das Model-Based Design zur Entwicklung AUTOSAR-konformer Software eingesetzt werden können, indem ein allgemein gehaltenes Model-Based Design später durch AUTOSAR-relevante Aspekte ergänzt wird. Da hierbei erstens keinerlei Simulink-Blöcke hinzugefügt oder ausgetauscht werden müssen und zweitens für das selbe Modell im Real-Time Workshop Embedded Coder verschiedene Konfigurationssätze definiert werden können, kann der Anwender später die Auswahl zwischen einer AUTOSAR-konformen oder jeder beliebigen anderen Codegenerierung treffen.
![]() | Guido Sandmann ist Automotive Marketing Manager, EMEA bei The MathWorks | ![]() | Joachim Schlosser ist Senior Team Leader Application Engineering bei The MathWorks |