Ein wesentlicher Teil der Wertschöpfung im Automobil wird künftig in von der Elektronik kommen. Dabei stehen neben der Verbesserung der Sicherheit insbesondere die Komfort-Funktionen im Vordergrund. Aber erst mit hoch integrierten Bausteinen lässt sich auch eine große Zahl komplexer mechatronischer Einzelsystem störungsfrei betreiben.
Ein wesentlicher Teil der Wertschöpfung im Automobil wird künftig in von der Elektronik kommen. Dabei stehen neben der Verbesserung der Sicherheit insbesondere die Komfort-Funktionen im Vordergrund. Aber erst mit hoch integrierten Bausteinen lässt sich auch eine große Zahl komplexer mechatronischer Einzelsystem störungsfrei betreiben.
Für die Erhöhung der Sicherheit und die Steigerung des Komforts in einem Automobil muss auf mechatronische Systeme zurückgegriffen werden. Nur im Zusammenspiel von Mechanik und Elektronik gelingt es, durchaus anspruchsvolle und komplexe Funktionen bei einem knappen Kostenrahmen zu realisieren. Ein Beispiel hierfür ist ein Fahrersitz, der sich mit einer ausgeklügelten Steuerung die jeweiligen Positionen des Sitzes merkt und mit Hilfe einer Reihe von Elektromotoren diese Positionen auf Abruf einstellt: Sitz vor oder zurück, Sitzfläche hoch oder niedrig, Lehne stärker oder weniger stark geneigt, Lordosenstütze weiter aus- oder eingefahren und Kopfstütze herauf oder herunter. Auch in einer Klimaanlage finden sich zahlreiche, de-zentral verbaute Schrittmotoren: Die zugehörige Steuerung speichert die Position der Luftklappen und stellt diese nach. Der vom Gleichstrommotor angetriebene Fensterheber sorgt neben dem Heben und Senken der Fensterscheibe nicht nur für eine selbstständige Kalibrierung, er erkennt auch mögliche Einklemmgefahren. Ein modernes Multifunktionslenkrad bietet nicht nur ein Tastenfeld, z.B. für die Ansteuerung von Multimedia- und Kommunikationsgeräten, sondern es enthält einen Vibrationsmechanismus, der mit dem Spurhalteassistenten vernetzt ist. Das Spiegelsystem verfügt über einen Speicher für die Spiegelglasposition und -einstellung und ist darüber hinaus mit einer elektrochromatischen Ab-dunkelungsfunktion ausgestattet. Schließlich steuert ein adaptives Scheinwerfersystem eine Reihe von intelligenten Schrittmotoren an, die für Leuchtweitenregulierung, Kurvenlicht, die Einstellung der Scheinwerferkegel und das richtige Beleuchtungsprofil insgesamt sorgen.
Die Reihe der Beispiele ließe sich noch beliebig fortsetzen. Ihnen allen ist gemeinsam, dass ihre Funktion mit einer mechanischen Bewegung verbunden ist, die von einer elektronischen Steuerung ausgelöst wird. Für diese Steuerungen werden heute integrierte „Mixed Signal“-Mikrocontroller eingesetzt. Dies ist beileibe kein Zufall, denn in einigen Teilbereichen des Automobils ist – entgegen dem allgemeinen Bestreben, alles zu zentralisieren – ein Trend zur vertikalen Integration und zu dezentralen Systemen zu beobachten. Auf diese Weise können die Komponentenhersteller und Zulieferer ihr eigenes Know-how besser einsetzen und auch den Anforderungen der verschiedenen Automobilhersteller gerecht werden. Heute müssen in immer kürzerer Zeit immer mehr Produkte entwickelt werden, daher ist ein schnelles Erreichen der Marktreife der Schlüssel zum Erfolg.
IDC – Intelligent Distributed Control
Für die Entwicklung solcher differenzierten Systeme unter den Rahmenbedingungen eines raschen „Time to Market“ und eines knapp bemessenen Kostenrahmens bietet Freescale hoch integrierte Bausteine der Familie „MM908E6xx“ für die Realisierung solcher Systeme. Die Bausteine werden unter der Rahmenbezeichnung „Intelligent Distributed Control“ (IDC) vermarktet, sie enthalten in einem einzigen SOIC-Gehäuse mit 54 Anschlüssen neben einem leistungsstarken HC08-Mikrocontroller für die Analog-Verarbeitung ein SmartMOS-IC.
Im HC08-Mikrocontroller, der mit der SuperFlash-Technologie unter Lizenz der Firma Silicon Storage Technology [1] realisiert wurde, finden sich 16 Kbyte Flash-Speicher, die der Automobilspezifikation entsprechen, zwei 16-bit-Timer mit je zwei Kanälen, eine ESCI-Schnittstelle (Enhanced Serial Communication Interface), ein achtkanaliger A/D-Wandler mit 10 bit Auflösung, ein SPI (Serial Peripheral Interface) sowie ein ICG-Modul (Internal Clock Generator). Der analoge Steuer-Chip bietet anwendungsspezifische Funktionen wie beispielsweise voll geschützte H-Brü-cken- und „High Side“-Ausgänge mit Diagnose-Funktionen, Schaltspannungsregler, konfigurierbare Überwachungsschaltkreiese (Watchdog), Operationsverstärker, Treiber für Sensor- und LIN-Schnittstellen (Local Interconnect Network) mit optimiertem EMV-Verhalten (Elektromagnetische Verträglichkeit).
Die Bausteine bieten alle Funktionen, die für die elektronische Ansteuerung eines mechatronischen Systems erforderlich sind, daher lassen sich hier die typischen Vorteile realisieren, die mit der Integration elektronischer Funktionsbaugruppen in aller Regel verbunden sind:
Die mechatronischen Systeme kommen mit weniger Bauteilen aus, dadurch sinken die Kosten für Beschaffung und Logistik ebenso wie für die Montage und die Inspektion der Lötstellen.
Ein Charakteristikum der IDC-Bausteine ist ihre hohe Zuverlässigkeit. Ein Freescale-IDC-Baustein übernimmt Aufgaben, für die sonst fünf bis sieben Leistungs-ICs erforderlich wären. Dadurch sinkt der Anteil der Ausfallwahrscheinlichkeit, der auf Umwelteinflüsse, Gehäuseeigenschaften und elektrische Beanspruchung zurückzuführen ist.
Für jede Anwendung den passenden Baustein
Beim Bau eines intelligenten, mit LIN-Schnittstelle ausgestatteten Spiegels für ein Oberklassefahrzeug beispielsweise ließen sich etwa 80 % der sonst benötigten ICs einsparen. Die Komplexität der digitalen Schaltung könnte dabei um 92 % reduziert und die Leiterplatte um 56 % verkleinert werden; der Ruhestrom-Bedarf wäre 60 % geringer und die Ausfallwahrscheinlichkeit 16 % niedriger (Bild 1). Derzeit bietet Freescale im Rahmen seiner MM908E6xx-Familie fünf Bausteine an, die alle mit einem integrierten HC08-Mikrocontroller ausgestattet sind.
Der analoge SmartMOS-Steuerchip ist dagegen für unterschiedliche Anwendungen ausgelegt:
IDC-Bausteine herzustellen, ist nicht einfach. Sie sind komplex und hieraus resultieren besondere Herausforderungen bei Entwicklung, Test, Gehäuse-Technologie, Qualität sowie Support bei Software und Anwendung. Die wesentliche Frage bei der Konzeption eines IDC-Bausteins lautet daher: „Wie integriert man ein System mit der Qualität, wie in der Automobilbranche gefordert ist, in kosteneffizienten Strukturen unter Einhaltung der EMV-Vorgaben und mit effizienter Unterstützung bei der Software- und Anwendungsentwicklung?“
Robert Li studierte Communications Engineering an der Technischen Universität München. Er arbeitet im Produktmarketing in München bei Free-scale Semiconductor und ist verantwortlich für Intelligent Distributed Control (IDC), System-in-Package (SiP) und System Basis Chip (SBC) Bausteine.
robert.li@freescale.com