Vernetzte Sicherheitstechnik

Safety generisch gelöst

19. November 2014, 10:52 Uhr | von Michael Volz
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Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Generischer Ansatz und individuelle Safety-Lösung im Vergleich

Tabelle 2 zeigt den generischen Ansatz und eine individuelle Safety-Lösung im Vergleich.

Aufgabe Einsatz einer generischen Safety-Lösung Individuelle Safety-Lösung 
Functional Safety Management Plan (FSMP)  Vereinfacht, basierend auf den Vorgaben der generischen Lösung  Ausarbeitung der individuellen Vorgehensweise erforderlich
Risiko-Analyse für das Automatisierungsgerät Erforderlich Erforderlich
Product Requirement Specification Vereinfacht, anhand der technischen Merkmale der eingesetzten Safety-Lösung Individuelle Erstellung erforderlich
Implementierung der sicherheitsrelevanten Hardware Übernimmt der Hersteller der generischen Lösung; Integration der Safety-HW nach Herstellervorgabe Iterativer Schaltungsentwurf in Abstimmung mit einer Prüfstelle
Implementierung der sicherheitsrelevanten Software Übernimmt komplett der Hersteller der generischen Lösung Individuelle Entwicklung und kontinuierliche Verifikation
Tests: EMV, Temperatur, Vibration, ... Erforderlich Erforderlich
Safety Manual für das Automatisierungsgerät Vereinfachte Erstellung anhand der Richtlinien des Herstellers der generischen Lösung Individuelle Erstellung erforderlich
TÜV-Zertifizierung Stark vereinfachte Zertifizierung, da Safety-Lösung des Anbieters bereits vorzertifiziert durch den TÜV Individuelle Zertifizierung erforderlich
Feldbus / Ethernet-Zertifizierung Stark vereinfachte Zertifizierung, da Kommunikationslösung bereits vorzertifiziert Individuelle Zertifizierung erforderlich
Product Lifecycle Management  Vereinfacht, Hersteller übernimmt Lifecycle-Management der Safety-Komponente  Individueller Prozess muss definiert und implementiert werden 

Tabelle 2: Vorgehen bei Entwicklung und Zertifizierung im Vergleich


Zwar sind die zu durchlaufenden Schritte dieselben, aber bei der generischen Lösung vereinfachen sich einige Schritte erheblich, weil der Entwickler geführt auf vorgefertigten Basismaterialien aufsetzen kann und nicht von vorne beginnen muss.

Das Konzept besteht aus fertigen Hard- und Softwarekomponenten bis hin zum fertigen Safety-Modul, dazu kommt ein vom TÜV zertifizierter »Implementation Guide«, in dem genau die Schritte aufgeführt sind, die der Entwickler auf dem Weg zu einer erfolgreichen Zertifizierung gehen muss. Damit bekommt ein in Sicherheitsfragen weniger bewanderter Entwickler einen Leitfaden an die Hand, der ihm Schritt für Schritt genau sagt, was konkret zu tun ist – inklusive Dokumentation, Verifikation und Zertifizierungsvorbereitung. Diesen ausgefüllten Leitfaden legt der Entwickler beim TÜV vor und reduziert so die Gefahr eines erfolglosen Zertifizierungsversuchs erheblich.

Eine generische Lösung 

  • reduziert das Risiko für den Gerätehersteller, da der Safety-Lösungsanbieter das Risiko für die Safety-Komponente übernimmt, 
  • erleichtert bei geringem eigenem Safety-Know-how die Realisierung integrierter, vernetzter Sicherheitsfunktionen, 
  • reduziert den Zertifizierungsaufwand für den Gerätehersteller drastisch, da die Safety-Komponente und das Konzept vom TÜV vorzertifiziert sind, und 
  • vereinfacht das Lifecycle-Management, das der Lösungsanbieter für die Sicherheitskomponente komplett übernimmt, inklusive Serienfertigung, Versionsmanagement, Test und Bug-Tracking. 

Insgesamt lassen sich so etwa 80% des Entwicklungsaufwands und 50% des Zertifizierungsaufwands einsparen.

Zur Evaluierung des Safety-Moduls steht ein entsprechendes Entwicklungspaket als Referenzimplementierung zur Verfügung. Es besteht neben dem Modul mit herausgeführten Safety-I/O-Anschlüssen aus einer Basisplatine mit einem Profinet-IO-Anybus-CompactCom-Kommunikationsmodul und einer Host-CPU. Die Konfiguration der Safety-I/Os erfolgt über Profinet/PROFIsafe und wird durch ein im Lieferumfang enthaltenes Konfigurationstool unterstützt, das sich nahtlos in die »Step7«-Werkzeugkette von Siemens integrieren lässt.

Sollte der Sicherheits-Funktionsumfang der hier vorgestellten Komplettlösung nicht ausreichen, weil beispielsweise mehr als die vorhandenen E/A-Signale (drei Dual-Channel-Eingänge, ein Dual-Channel-Ausgang) benötigt werden oder neben einem digitalen auch ein analoges Signal gebraucht wird, bietet HMS kundenspezifische Entwicklungen auf Basis dieser Lösung an. Das Unternehmen stellt auf der Messe SPS IPC Drives 2014 aus: Halle 2, Stand 438.

Über den Autor:

Michael Volz ist Geschäftsführer von HMS Industrial Networks.


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