Intelligenz vor Ort #####

21. Februar 2008, 10:03 Uhr | Peter Wienzek
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Intelligenz vor Ort

Reduktion des Kalibrieraufwandes: Bisher wurden an einem Pasteur pro Modul zwei redundante Pt100-Sensoren eingesetzt, die regelmäßig kalibriert werden mussten. Heute entfällt dank neuer IO-Link-Temperatursensorik der jeweils zweite Sensor. Der Abgleich läuft automatisch im Sensor ab. Aufgrund der Kommunikationsfähigkeit lassen sich Kalibrierkurven und aktuelle Messwert-Histogramme jederzeit abrufen. Beide Funktionen ersparen unnötige Anlagenstillstände und Monteurstunden. Aufgrund der direkten Übertragung des Messwertes in der Einheit Grad Celsius ist keine Software-Skalierung mehr nötig. Früher übliche Wandlungsverluste vom Sensor zur Steuerung werden durch das Fehlen analoger Baugruppen heute komplett vermieden.

Integrierte Diagnose: Bisherige optische Sensoren geben im Einzelfall neben dem Schaltzustand ein Verschmutzungssignal aus, das allerdings eine Parallelverdrahtung fordert und aus Kostengründen meistens nicht verwendet wird. Werden intelligente IO-Link-Sensoren eingesetzt, ist es möglich, die Lichtausbeute am Empfänger permanent zu messen und zu übertragen. Gleichzeitig können beispielsweise Langzeitbeobachtungen oder Wartungsfehlerzähler ausgewertet werden, die auf die Qualität der Anlage, der Sensormontage oder der Flaschen hindeuten. Dies kann einen Alarm auslösen, bevor es durch ein defektes oder dejustiertes Gerät zu einem Stillstand kommt. Darüber hinaus ist IO-Link kompatibel zum bei Bavaria bereits verwendeten AS-Interface, so dass eine Diagnose durchgängig von der Leitzentrale aus möglich ist.

Plug and Production: „Plug and Production“ gilt als der vielleicht wichtigste Grund für den Einsatz von IO-Link-Sensoren bei Bavaria. Er bezieht sich insbesondere auf den Wunsch nach einem schnellen und fehlerfreien Austausch von Sensoren durch Fachkräfte, aber auch durch ungelerntes Bedienpersonal zum Beispiel während der Nachtschicht. Bei Bavaria war bei der Bedienung der unterschiedlichen Gerätedisplays Konfusion quasi vorprogrammiert, da jeder Hersteller eine andere Bedienphilosophie hat. Manche Hersteller bieten ein, zwei, drei oder vier Tasten und 7-Segment-, LED- oder Farb-LC-Displays, die sich noch dazu erheblich in der Art und Weise der Menü-Auswahl unterscheiden. Mit IO-Link gehören diese Probleme der Vergangenheit an, da die Einstellparameter sowohl im Sensor als auch im E/A-Modul dauerhaft gespeichert werden. Fällt nun ein Sensor aus und wird durch einen baugleichen ersetzt, werden die Parameter ohne weitere Bedienhandlung automatisch geladen und die Anlage ist binnen kurzem wieder betriebsbereit. Unabhängig davon, zu welcher Tages- oder Nachtzeit der Austausch stattfindet, sind Fehler ausgeschlossen, da die Sensor-Schnittstelle einen steckbaren M12-Stecker hat.

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Bild 3: In der Bavaria Brauerei werden pro Stunde 60 000 Flaschen abgefüllt bei einem jährlichen Bierausstoß von über 600 Mio. Litern.

Dynamische Zukunft

Schon heute können intelligente Sensoren statische Informationen wie Verschmutzung oder Fehljustage diagnostizieren. Bis dynamische Funktionen hinzukommen, ist es nur eine Frage der Zeit. Denkbar ist es beispielsweise, einen Drucküberlast-Historienspeicher in einem Drucksensor abzulegen oder einen Betriebsstundenzähler zu integrieren. Solche Integrationen dienen der Entlastung der Steuerung, beschleunigen die Fehlerdiagnose durch einfachere Programme und reduzieren das Datenvolumen auf den Feldbussen. Auch logische Funktionen, wechselnde Prozessparametrierungen, Datenaustausch zwischen Sensoren und dezentrale Entscheidungsstrukturen sind denkbare künftige Entwicklungen. im

Peter Wienzek

ist Key Account Manager für den Bereich Industrielle Kommunikation bei ifm electronic in Essen.


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