Echte Vernetzung bedarf vernetzter Daten

Neue Reifegrade im IoT erzielen

27. September 2023, 17:52 Uhr | Bernd Gross
Bernd Gross, Software AG / Cumulocity GmbH: »Dank der intelligenten Vernetzung von echten und Offline-Daten gelingt es Unternehmen schon heute, genau entsprechend ihrem Bedarf zu produzieren.«
© Software AG

Damit die digitale Transformation gelingen kann, müssen Offline-Daten und digitale Echtzeitdaten vernetzt werden. Nur so ist ein lückenloses Echtzeit-Monitoring möglich, und nur so können IT und OT wirklich zum IIoT zusammenwachsen.

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Mit durchschnittlich 30 Sensoren kommen Konsumenten pro Tag in Kontakt - eine Zahl, die noch deutlich steigen wird. Denn Sensoren, aber auch Aktoren bilden die Basis, um Aktionen zu automatisieren und zu vereinfachen. Das Gleiche geschieht im B2B-Kontext. Unternehmen müssen daher mehr denn je Sensoren, Aktoren und Prozesse vernetzen, damit sich Tempo, Effizienz, Transparenz und Qualität zugleich erhöhen.

Heutzutage verschmelzen die physische und die digitale Welt zunehmend. Für die Industrie heißt das: IT- und OT-Landschaften wachsen zusammen. Um digital und vernetzt zu sein, genügt es nicht mehr, beispielsweise ein ERP-System (IT) einzuführen. Es gilt, die komplette Operational Technology (OT) zu vernetzen. Möglich wird das, indem Offline-Daten mit »echten«, also digitalen Echtzeitdaten, vernetzt werden. Echtzeit-Daten können etwa Temperatur, Laufzeit oder Stromverbrauch sein, während Offline-Daten beispielsweise Informationen zu Lieferketten oder Ersatzteilen darstellen. Die Kombination dieser Daten gibt dann in Echtzeit Antworten auf Fragen wie: Welchen Software-Stand hat eine Maschine? Wieviel Output liefert sie, und wie hoch ist der Bedarf? Wann genau läuft sie? Wann muss sie repariert werden? Wie kann ich Kosten von Service-Intervallen optimieren?

APM und IoT-Plattform verbinden

Wie das in der Praxis technologisch umgesetzt werden kann, zeigt beispielsweise die Partnerschaft zwischen SAP und der Software AG: Das Asset Performance Management (APM) von SAP wird mit Cumulocity IoT verbunden, der IoT-Plattform der Software AG. Die APM-Lösung liefert Daten und Analysen, mit denen sich Ausfälle vorhersagen und verhindern, Ausfallzeiten reduzieren und die Effizienz der Anlagen insgesamt verbessern lassen. OT- und IT-Landschaften werden allerdings zunehmend komplexer – mit der Integration der IoT-Plattform lassen sich nun Informationen aus jeder beliebigen Datenquelle in Echtzeit managen. Durch die Integration der IoT-Plattform der Software AG entsteht eine zentrale Anlaufstelle für die Vernetzung und Steuerung der Anlagen sowie deren Liveüberwachung und -analyse.

IoT-Technologien und -Anwendungen entwickeln sich in sehr schnellem Tempo. Das Markforschungsunternehmen IDC geht davon aus, dass die IoT-Ausgaben in Europa bis zum Jahresende 208 Milliarden US-Dollar erreichen und bis Ende 2026 weiterhin zweistellig wachsen werden. Ohne einen soliden und gut durchdachten Business Case können Unternehmen jedoch Zeit und Geld für IoT-Projekte vergeuden, die ins Leere laufen. Mit der aktuellen Zusammenarbeit etwa erreichen SAP und die Software AG einen IoT-Reifegrad auf Stufe drei von vier: Auf dieser Ebene zeigt sich eine spürbare Veränderung der Gesamtanlageneffektivität; eine Steigerung der Anlagenlebensdauer um 200 Prozent, eine höhere Agilität für die Kundenplanung und ein nachhaltiges Unternehmenswachstum werden möglich. Gerade für Kunden aus dem Anlagenbau, die Service-Geschäftsmodelle anbieten wollen, gewährleistet diese Verknüpfung von echten und Offline-Daten, dass die intelligenten Anlagen höhere Verfügbarkeiten realisieren und die Wartungspläne auf Basis der tatsächlichen Nutzung und des Zustands optimiert werden.

Neue Organisationsmodelle werden möglich

Dank der intelligenten Vernetzung von echten und Offline-Daten gelingt es Unternehmen schon heute, genau entsprechend ihrem Bedarf zu produzieren, statt hohe Lagerbestände aufzubauen. Gerade in der Lebensmittelbranche ist das ein großer Vorteil, auch damit Waren nicht verderben. Ein weiteres Beispiel zeigt ein Aufzughersteller, der Wartungsarbeiten an den Aufzügen nur bei Bedarf durchführt: Statt wie üblich zweimal im Jahr einen Aufzug zu warten, auch wenn dieser kaum oder sehr häufig genutzt wird, checkt das Serviceteam die Fahrstühle nun – auf Basis von Daten zur Nutzungsfrequenz – in einer entsprechend sinnvollen Taktung.

In Zukunft werden auf IoT-Basis immer mehr Maschinen miteinander kommunizieren und sich eigenständig optimieren, selbst warten sowie gegenseitig benchmarken. Laut IDC wird das IoT bis 2025 auf ein gigantisches Datenvolumen von 79,9 Zettabyte angewachsen sein. Sich hier rechtzeitig aufzustellen, wird für Unternehmen unumgänglich sein. Dennoch gilt: Wer Schritt für Schritt vorgeht, kann aus den Vorteilen schöpfen, ohne über die Maßen Risiken einzugehen.

 

Der Autor:

Bernd Gross ist CTO der Software AG und CEO der IoT-Tochter Cumulocity GmbH.


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