'Women in Greentech': Role Models für den Klimaschutz

7. März 2022, 17 Bilder
© WattsUp Power A/S

Adriana Cristina Urda arbeitet als Senior Electromagnetic Design Engineer beim dänischen Startup WattsUp Power in Kopenhagen, das neue Energiespeicher-Lösungen entwickelt.

Sie studierte Ingenieurwesen mit Spezialisierung auf elektrische Maschinen und Geräte an der Technischen Universität Cluj-Napoca in Rumänien und schrieb ihre Diplomarbeit im Rahmen eines Erasmus-Programms an der Universität Aalborg in Dänemark. Wohin es sie nach ihrem Studienabschluss auch zog.

Ihre Karriere begann die Spezialistin für Schwungradgestützte Energiespeichertechnologien bei Sauer-Danfoss, um nach drei Jahren zu Siemens Wind Power, der heutigen Siemens Gamesam zu wechseln. „Hier war ich 12 Jahre lang in verschiedenen Funktionen tätig – erst als Entwicklungsingenieurin, später als beratende Ingenieurin und technische Projektmanagerin in der Abteilung Forschung und Entwicklung.

In meiner jetzigen Funktion bei WattsUp Power bin ich an der Entwicklung komplett neuer Komponenten beteiligt, das ist nicht nur eine spannende Herausforderung, sondern lässt mich auch in kurzer Zeit sehr viel lernen.

Als ich vor rund 20 Jahren mein Studium an der Technische Universität begann, war es bei Frauen nicht sehr beliebt und, um ehrlich zu sein, schien auch mir nicht besonders attraktiv. Ich hatte eigentlich immer davon geträumt, Schriftstellerin oder Literaturkritikerin zu werden - trotz meines mangelnden Schreibtalents. Aber mir war eben auch bewusst, dass meine künftigen Berufsaussichten in diesem Bereich wohl eher begrenzt sein würden.

Mir war klar, dass ich etwas tun muss, was ich gut kann und was mir Spaß macht. Zu technischen Fächern hat es mich immer hingezogen, Mathe und Physik fielen mir leicht. Am Ende habe ich mich daher für ein technisches Studium entschieden – und es kein bisschen bereut.

Der Klimawandel und die Möglichkeit, ihn mit Technologie zu bekämpfen – das war in Rumänien Anfang der 2000er Jahre noch kein Thema. So richtig bewusst wurde es auch mir selbst erst, als ich nach Dänemark zog.  Heute bin ich wirklich stolz und fühle mich geehrt, dass ich einen kleinen Beitrag leisten kann, um technische Lösungen zu entwickeln, die unser Leben und das unserer Kinder lebenswerter und nachhaltiger machen. Und das unser Stromnetz und Energiespeicherlösungen verändern wird, indem wir grüne, nicht konstante Energiequellen aus Windturbinen und Solarkraftwerken kurzfristig speichern und damit den Energie- und Leistungsfluss ausgleichen können, wenn andere Energiequellen nicht zur Verfügung stehen.

Meine jetzige Position bei WattsUp Power fand ich über mein Netzwerk. Ein ehemaliger Forschungspartner stellte den Kontakt zu meinem jetzigen Arbeitgeber her, die Chemie zwischen uns  passte sofort. Es ist wichtig, solch ein berufliches Netzwerk, das auf gegenseitigem Respekt beruht, aufzubauen und zu pflegen.

Was mir an meinem jetzigen Job am meisten gefällt? Kein Tag ist wie der andere. Das technische Niveau ist hoch und extrem anspruchsvoll und dynamisch. Man ist gezwungen, schnell zu denken - das ist sehr bereichernd. Meine größte Herausforderung ist es, bei all dem den Überblick zu behalten und im Tagesgeschäft nicht unsere mittelfristigen Ziele zu vergessen.

Meine Tage im Büro sind nie gleich. Es gibt Stunden, in denen man Tests durchführt und dann am selben Tag eine Besprechung mit einem Lieferanten über Produktanforderungen und Spezifikationen hat. So etwas wie Routine gibt es eher Montags, wo wir uns im Team besprechen und die kommende Woche planen und wie wir uns dabei gegenseitig unterstützen können. Wir arbeiten in kleineren Räumen zu 4 oder 5 Personen, was gut ist für Aufgaben, die mehr Konzentration erfordern. Aber auch spontane Sitzungen und Diskussionen sind noch möglich, ohne die anderen Kollegen zu stören. Unser CEO beendet eine Sitzung immer mit dem Satz »Let's do it!« - das beschreibt unsere Arbeitsweise recht gut. Lösungen für alles zu finden, um voranzukommen!

Wie es um meine Worklife-Balance steht?

Das ist vielleicht meine größte Herausforderung. Ich habe eine kleine Tochter, die fast 6 Jahre alt ist und muss ständig zwischen Kindergartenöffnungszeiten und der Arbeit im Büro hin- und herjonglieren, um ein paar Stunden mit ihr verbringen zu können. Dabei ändern sich die Prioritäten fast jeden Tag, je nach Belastung in der Arbeit und der Unterstützung durch meine Familie und meinen Partner. Ich will immer mein Bestes geben, in der Arbeit und zu Hause, aber realistischerweise ist das nicht immer möglich. Deshalb muss man seine Prioritäten an die jeweilige Situation anpassen können. Dafür gibt es leider keine magische Formel – es geht einfach darum, möglichst viele Bällen in der Luft zu halten.

Mein Ratschlag an junge Frauen: Tut etwas, was euch Spaß macht und worin ihr gut seid. Denn das gibt eine enorme Befriedigung und Selbstwertgefühl. Man sollte professionell sein und immer gute und pünktliche Arbeit abliefern, dabei aber nicht zu hart zu sich selbst zu sein. Außenstehende würden wahrscheinlich noch nicht mal die Hälfte der Dinge kritisieren, die man bei sich selbst bemängelt – das sollte man sich dabei immer vor Augen führen.

Und keine Angst vor Fehlern – davon wird es viele geben. Es kommt vielmehr darauf an, wie man danach mit der neuen Situation umgeht und wie konstruktiv man bei der Lösungsfindung ist. Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn so viele Fehler gemacht – im jeweiligen Moment wiegen die schwer, aber es sind wirklich die besten Situationen, um daraus in kurzer Zeit sehr viel zu lernen.