Werfen wir mal einen Blick auf den Gesamtmarkt: Werden wir im Halbleitergeschäft mit noch stärkeren Zyklen und Ausschlägen zu rechnen haben?
Mir scheint, dass einige Experten die zyklische Natur des Halbleitergeschäfts gerne übertreiben. Der Einschnitt Ende 2008/Anfang 2009 war zwar dramatisch, aber es handelte sich ja nicht um einen typischen Halbleiterzyklus, da spielten ganz andere Faktoren die ausschlaggebende Rolle. Schaut man sich die Zeit von 2003 bis 2008 an, so ergibt sich doch eine recht grade Linie nach oben.
Das bedeutet, dass Sie auch für die nächsten Jahre eher wieder mit einer stetigen Entwicklung rechnen?
Für uns ist das Geschäft zwischen 2000 und 2009 schon recht stetig verlaufen, wir sind um durchschnittlich 14 Prozent pro Jahr gewachsen. 2010 haben wir ein Plus von 28 Prozent realisiert, für dieses Jahr gehen wir von einem Wachstum in der Größenordnung von etwa 10 Prozent aus. Das bedeutet, dass wir bis 2015 eine Wachstumsrate von 10 bis 15 Prozent halten können.
Im Moment wächst der Markt recht ordentlich, wenn auch nicht so übertrieben wie 2010. Wenn keine externen Schocks kommen, könnte ich mir gut vorstellen, dass die Halbleiterindustrie im Durchschnitt 8 bis 10 Prozent zulegen kann. Ich habe das Gefühl, dass die gesamte Industrie erwachsener geworden ist, die Lieferkette hat an Transparenz gewonnnen, alle Beteiligten beobachten die Lagerentwicklung genau und reagieren schnell. Das spricht dafür, dass die Schwankungen sich eher verringern werden.
Neue Fabs kosten viel und müssen riesige Mengen produzieren, um ihre Kosten zu rechtfertigen. Das ist eine der Hauptursachen für die zyklische Natur des Halbleitergeschäfts. Das ändert sich doch nicht?
Vielleicht wird dies noch für ganz bestimmte Sektoren zutreffen, etwa auf Speicher, aber der Gesamtmarkt ist nicht gleich dem DRAM-Markt. Die Unternehmen, die die Fertigung an Foundries ausgelagert haben, können ihre Kapazitäten sehr viel besser planen, als das früher der Fall war. Und das macht sich dadurch bemerkbar, dass sich die Zyklen abschwächen - zumindest für diese Firmen.
Aber das schafft ja wieder eine neue Abhängigkeit, etwa von den Foundry-Kapazitäten und den Preisen, die sie verlangen?
Das sehe ich nicht so. Es gibt genügend Kapazitäten, mit GlobalFoundries ist ja in unserer unmittelbaren Umgebung eine große Foundry hinzugekommen, um nur ein Beispiel zu nennen. Das ist für Unternehmen wie ZMDI eine gute Entwicklung.
Nun haben aber auch die Foundries über die letzten Jahre im Vergleich zum langfristigen Durchschnitt sehr wenig in den Aufbau neuer Kapazitäten investiert.
Das muss ja grundsätzlich gar nicht schlecht sein. Was aber für uns als Hersteller von analogen und Mixed Signal-ICs besonders wichtig ist: Der Abstand zu den neusten Prozesstechniken, die wir nicht brauchen, vergrößert sich kontinuierlich. Und der Zugang zu den Prozessen, die wir benötigen, wird einfacher. Für Firmen wie uns bedeutet dies, dass wir nicht mehr so unter zyklischen Schwankungen leiden müssen. Das sehe ich sehr positiv.
Zum 50. Geburtstag: Was würden Sie sich für die Zukunft von ZMDI wünschen?
Dass sich ZMDI zu einem relevanten Mitspieler im Halbleitermarkt entwickelt, der im Sektor Energieeffizienz weltweite Bedeutung hat - und das verbunden mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 15 Prozent. Insgesamt sehen Sie uns hier zuversichtlich, denn wir sind gut unterwegs.
Das Thema Energieeffizienz wird in diesem Zeitraum der Haupttreiber für unser Wachstum bleiben. Neben der richtigen Technik kommt es auch auf die richtige Denkweise an, um künftig erfolgreich sein zu können. Bei uns ist Energieeffizienz kein Anspruch mehr, wir leben sie. Am Ende geht es darum, CO2 zu sparen. Wir haben über unsere Produkte hier bereits 34 Mio. Tonnen gespart. Wenn man bedenkt, dass ältere Kohlekraftwerke einen Ausstoß von 27 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr verursachen, dann ist das ja schon einiges.