Neue Studie empfiehlt, den Ausbau der Windenergie auf See zu bremsen

Weniger Offshore, mehr Onshore

6. März 2013, 19:04 Uhr | Andreas Knoll

Bei der Energiewende lassen sich laut einer neuen Studie bis 2023 jährlich rund 2 Mrd. Euro sparen, wenn der Bau teurer Offshore-Windenergieanlagen (WEA) verlangsamt und statt dessen der Bau von Onshore-WEA beschleunigt wird.

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Der Studie zufolge bleibt die produzierte Strommenge bei einer solchen Verlagerung gleich groß. Dies gelte gleichermaßen für einen Zubau von WEA vorwiegend an windreichen Standorten im Norden wie für einen Zubau eher in der Nähe der Verbrauchsschwerpunkte. »Die Studie zeigt präzise, dass die Politik einen sehr großen Handlungsspielraum hat, wenn es um die künftige regionale Verteilung des Zubaus erneuerbarer Energien geht«, betont Rainer Baake, Direktor der Denkfabrik, die von der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation getragen wird.

Erstellt wurde die Studie »Kostenoptimaler Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland« vom Aachener Beratungsunternehmen Consentec mit Unterstützung des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES), und zwar im Auftrag der Berliner Denkfabrik Agora Energiewende. Sie beruht auf einer umfassenden Simulation der deutschen und europäischen Stromnetze, des Wetters sowie der damit verbundenen Stromproduktion konventioneller und alternativer Kraftwerke.

Detailliert verglichen wurden zwei realistische Ausbaupfade für Wind- und Solaranlagen in Deutschland: einerseits orientiert an den besten Standorten (Windenergie vor allem in Norddeutschland, Photovoltaik vor allem im Süden) und andererseits an den Verbrauchszentren. Dabei zeigte sich, dass beide Wege für das Gesamtstromsystem etwa zu den gleichen Kosten führen. Zwar müssen demnach im Szenario »verbrauchsnaher Ausbau« insgesamt etwas mehr Wind- und Solaranlagen gebaut werden. Weil diese aber zu unterschiedlichen Zeiten Strom produzieren und näher am Verbrauch ins Netz einspeisen, entlasten sie das Stromsystem und müssen deutlich seltener gedrosselt werden als die Anlagen im Szenario »bester Standort«.

Darüber hinaus zeigt die Studie, dass der Ausbau der im Bundesbedarfsplangesetz vorgesehenen Stromnetze zwar unbedingt erforderlich ist, ein um einige Jahre verzögerter Ausbau die Energiewende aber nicht abwürgt und nicht unbedingt verteuert. Mit dem Bau neuer Wind- und Solarkraftwerke muss daher nicht gewartet werden, bis die Stromleitungen des Bundesbedarfsplangesetzes realisiert sind. Zwar werden Wind- und Solarkraftwerke bei einem verzögerten Netzausbau an windigen bzw. sonnigen Tagen häufiger gedrosselt; dem stehen aber Einsparungen durch verzögerte Investitionen in Leitungen gegenüber. »Es ist wichtig, dass die zusätzlichen im Bundesbedarfsplangesetz vorgesehenen Leitungen gebaut werden«, betont Baake. »Unter reinen Kostengesichtspunkten ist ein um wenige Jahre verzögerter Bau aber nicht kritisch.«


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