Der TÜV Rheinland bietet im Kölner Testzentrum ab sofort einen verschärften Hagelschlagtest für Solarkollektoren und Photovoltaik-Module an, bei dem die Module auch mit 35 Millimeter großen Hagelkörnern bei einer Geschwindigkeit von 27,2 Metern pro Sekunde beschossen werden können.
Wie bisher bieten die Experten auch den Test mit Hagelkörnern bis 25 Millimeter (23 m/s Geschwindigkeit) an. Im Vergleich zu dieser Prüfung haben die 35 Millimeter großen Körner rund die dreifache Masse und entwickeln nahezu die vierfache Bewegungsenergie.
»Versicherer und Projektierer bestehen zu Recht zunehmend auf den schärferen Tests, denn die durch Hagelstürme verursachten Schäden an Solaranlagen sind in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen«, erläutert Jörg Althaus, Geschäftsfeldleiter Solarenergie bei TÜV Rheinland. »In Deutschland gehört Hagel zu den teuersten Schadensursachen bei Solaranlagen. Einmal mehr waren bei schweren Unwettern in diesem Jahr hierbei neben Photovoltaik-Anlagen insbesondere Vakuumröhrenkollektoren betroffen. Auch in der Schweiz haben sich nach Angaben der Versicherer die großen Hagelschäden in den vergangenen zwei Jahrzehnten erheblich gehäuft.«
Um die steigenden Kosten für die Schadenregulierung aufzufangen, fordern die schweizerischen Versicherungen deshalb beispielsweise für Photovoltaik-Module und Solarkollektoren eine härtere Hagelprüfung der so genannten Hagelwiderstandsklasse 3: Nach den Testverfahren von TÜV Rheinland erfüllen die erfolgreich geprüften Solarkollektoren und Photovoltaik-Module die Hagelwiderstandsklasse 2 (Test mit 25 Millimeter) oder 3 (35 Millimeter).
Analog gelten die Hagelwiderstandsklassen auch für Solarkollektoren. Da die normativen Prüfgrundlagen für solarthermische Kollektoren in ihrer derzeit gültigen Fassung jedoch hauptsächlich Flachkollektoren berücksichtigen und Vakuumröhrenkollektoren dort nicht beschrieben sind, hat die Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen in der Schweiz ferner die spezielle Prüfbestimmung Nr. 19 erarbeitet. In dieser sind Beschussort und Beschusswinkel präzise beschrieben sowie darüber hinaus, wie die Kollektoren einzugruppieren sind und wie beispielsweise bei Kunststoffmaterialien eine Voralterung zu erfolgen hat. Vakuumröhrenkollektoren müssen beispielsweise neben dem Bereich der Glasröhre nahe dem Sammlergehäuse auch im gegenüberliegenden Bereich beschossen werden. Darüber hinaus müssen offensichtliche Schwachstellen zusätzlich jeweils mit fünf weiteren Eiskugeln beschossen werden. Auch dieses Testverfahren bietet TÜV Rheinland an.
Die ersten Röhrenkollektoren haben bereits die Prüfung nach Hagelklasse 3 bei TÜV Rheinland durchlaufen. »Gewiss ist die Schweiz mit den erhöhten Anforderungen ein Vorreiter«, so Althaus. »Es gibt jedoch Anzeichen, dass die Marktentwicklung in auch in anderen Ländern weiter in diese Richtung verschärfter Hagelschlagtests geht.«