CO2-Neutralität

Thyssen-Krupp will aus CO2 Chemiegrundstoffe herstellen

13. Januar 2014, 16:52 Uhr | Hagen Lang
Die Villa Hügel ca. 1873, bis 1952 Wohnsitz der Industriellenfamilie Krupp
© ThyssenKrupp

Thyssen-Krupp will aus Prozessgasen der Stahlerzeugung CO2 für die chemische Weiterverarbeitung gewinnen. Fernziel des ambitionierten Projektes ist die CO2-Neutralität der Stahlherstellung.

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Gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion in Mühlheim haben die Thyssen-Krupp AG, ThyssenKrupp Steel Europe und ThyssenKrupp Uhde bereits wissenschaftliche und planerische Projektvorarbeit geleistet. »Die Philosophie hinter dem Projekt ist die Umsetzung eines breit angelegten crossindustriellen Ansatzes. Eine solche systemübergreifende Lösung führt zu besseren Ergebnissen als die heute schon optimierten Branchenlösungen«, sagt Dr. Reinhold Achatz, Technologiechef der ThyssenKrupp AG. »Die Zusammenarbeit zwischen Stahl und chemischer Industrie soll eine wirtschaftliche stoffliche Verwertung, von bei der Stahlherstellung benötigtem Kohlenstoff, bis hin zu Düngemitteln oder Treibstoff ermöglichen. Das Projekt hat damit das Potenzial, den CO2-Ausstoß der Hütte auf nahezu Null zu reduzieren«.

Der Projektpartner Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion in Mülheim »sieht seine Aufgabe darin, die grundlegenden chemischen Prozesse der Energieumwandlung zu erforschen, um somit zur Entwicklung neuer und leistungsfähiger Katalysatoren beizutragen«, so sein Direktor Professor Robert Schlögl. »Wir werden die im Projekt erforschten Prozesse gezielt in die industrielle Anwendung überführen.«

40 Vertreter von Forschungsgesellschaften, Universitäten und Unternehmen versammelten sich im Dezember 2013 in Duisburg, um das Projekt auf den Weg zu bringen. Zu dem Kreis gehören neben der Fraunhofer-Gesellschaft und der Max-Planck-Gesellschaft die Ruhr-Universität Bochum, die Universität Duisburg-Essen und das in Duisburg ansässige Zentrum für BrennstoffzellenTechnik. Die ersten industriellen Partner sind neben ThyssenKrupp BASF, Bayer, RWE und Siemens. Die Gruppe ist offen für weitere Mitglieder.

In den Träumen der Projektpartner wird in 10 Jahren CO2 ein wertvoller Rohstoff sein und das Klima deutlich weniger belasten. Hinzu kommt: Überschüssige Erneuerbare Energie könnte dann direkt für die Herstellung industrieller Produkte eingesetzt werden. Dabei entsteht ein neues, branchenübergreifendes Netzwerk aus Stahlherstellung, Stromerzeugung und Chemieproduktion. Diese Industrien beschäftigen in Nordrhein-Westfalen fast 200.000 Menschen.

Viele chemische Abläufe sind bereits bekannt, aber noch nicht wirtschaftlich. Auch Ammoniak lässt sich schon heute aus Prozessgasen herstellen, aber nicht zu konkurrenzfähigen Preisen. Besonderer Entwicklungsbedarf besteht noch in der Entwicklung belastungsfähiger Katalysatoren, die für den Einsatz erneuerbarer Energien bei der chemischen Umwandlung nötig sind. Ungelöst ist auch noch die Frage, woher der Wasserstoff kommen soll, den man für die Umwandlung des im Hüttengas enthaltenen CO2 braucht. Denkbar ist auch die Erzeugung von Methanol aus Hüttengas, bei der fast alles CO2 im Prozess verbraucht werden könnte.

Wunschdenken ist derzeit noch die Wirtschaftlichkeit der Verfahren, bei aller Euphorie über die Machbarkeit einer chemisch-physikalischen Prozess-Kreislaufwirtschaft sollte diese jedoch nicht aus den Augen verloren werden.


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