Mit IndiGo hat das englische Startup-Unternehmen Eight19 eine inzwischen vielfach ausgezeichnete Systemlösung für die Nutzung von PV-Strom in Off-Grid-Gegenden Afrikas und Asiens auf den Markt gebracht, die sich im Umlageverfahren finanziert.
Gleichzeitig arbeitet Eight19 an der Optimierung seiner im Rolle-zu-Rolle-Verfahren gefertigten organischen Solarzellen. Der Start der Serienproduktion ist für 2013 vorgesehen.
Etwa 1,6 Mrd. Menschen haben derzeit weltweit keinen Zugang zu Elektrizität. Etwa eine halbe Milliarde davon lebt in Afrika. Ihnen mit Hilfe organischer Photovoltaik (OPV) einen bezahlbaren Zugang zu erneuerbarer Energie zu ermöglichen, dieses Ziel verfolgt das aus dem Advanced Photovoltaic Research Accelerator der Universität Cambridge hervorgegangene Spin-out Eight19. Der Name des im September 2010 gegründeten englischen Startup-Unternehmens, zu dessen Investoren The Carbon Trust, Rhodia, TTP Group und Cambridge Enterprise gehören, ist weltweit Programm: Acht Minuten und 19 Sekunden braucht das Sonnenlicht im Durchschnitt, bis es die Erde erreicht.
Eight19 beschäftigt sich jedoch nicht nur mit der Entwicklung und Fertigung von Photovoltaik-Lösungen der dritten Generation, eben OPV, das Unternehmen geht noch einen Schritt weiter und bietet speziell auf die Bedürfnisse der Nutzer in den Entwicklungs- und Schwellenländern, Afrikas, Asiens sowie Mittel- und Südamerikas abgestimmte Komplettlösungen aus preiswerter Photovoltaik und einer Speicher- und Ladeelektroniklösung an. Ihr Name: IndiGo.
Seit dem Herbst 2011 wird IndiGo aktiv vermarktet, seither wurden bereits über 4000 Systeme verkauft und installiert, wie CEO Simon Garth erläutert. Installiert wurden die Systeme vor allem in Kenia, im Südsudan, Malawi und Zambia. Für zukünftige Installationen rücken inzwischen vor allem Südafrika und Ghana in den Fokus von Eight19.
Wie funktioniert nun das IndiGo-System?
Die Nutzer erwerben Rubbelkarten, ähnlich Prepaid-Karten fürs Handy. Die auf den Rubbelkarten zu Tage getretene Nummer geben sie zusammen mit der Seriennummer des IndiGo-Systems via SMS an den IndiGo-Server weiter. Dieser verifiziert die Nummern und sendet dem Nutzer einen verschlüsselten Zugangscode zu. Damit erhält der Nutzer dann Zugang zum PV-Strom. Wie lange er den nutzen kann, hängt davon ab, für welchen »Prepaid«-Zeitraum er sich entschieden hat: einen Tag, eine Woche oder einen Monat.
Hinter dieser Bezeichnung IndiGo verbirgt sich ein Komplettsystem, das in der Lage ist, die fundamentalen Elektrizitätsbedürfnisse eines Off-Grid-Haushalts in Entwicklungs- und Schwellenländern zu befriedigen. Neben dem PV-Panel gehört zu IndiGo noch eine Speicherbatterie mit integrierter Ladeelektronik für die gängigsten Handys und zwei LED-Lampen und die nötige Verkabelung. »Unsere bisher gesammelten Erfahrungen zeigen«, so Kleran Reynolds, COO des jungen Unternehmens, »dass sich die Kosten für die Nutzer gegenüber dem traditionellen Einsatz von Kerosin, etwa zu Beleuchtungszwecken, durch die Nutzung von IndiGo halbieren«.
So verweist Eight19 auf Zahlen aus Kenia. Dort verlangt das Unternehmen 1,40 Dollar für eine wöchentliche Nutzung des Systems. Gegenüber den früheren Kerosinkosten für die Beleuchtung sparen die Nutzer in Kenia nach eigener Auskunft pro Woche etwa 2 bis 3 Dollar. Dazu kommt noch einmal eine Ersparnis von etwa 1,50 Dollar, die sie jemanden zu zahlen hätten, der ihnen ihre Handys auflädt. IndiGo sorgt so nicht nur für eine gegenüber Kerosin deutlich CO2-freundlichere Energieversorgung, die Nutzung von PV-Strom spart seinen Nutzern darüber hinaus wirklich noch effektiv Geld.
Hat der Nutzer Prepaid-Karten im Wert von 80 Dollar gekauft, was etwa dem Elektrizitätsbedarf von 18 Monaten entspricht, geht das System in seinen Besitz über. Er kann dann entweder kostenlos weiter PV-Strom nutzen, oder er entscheidet sich für ein Upgrade in Form einer leistungsstärkeren IndiGo-Version und beginnt den Kreislauf der Umlagefinanzierung von vorne.
Mehrfach ausgezeichnet
Ein Ansatz, der international Beachtung findet. So wurde Eight19, zusammen mit zehn anderen Unternehmen, auf der Rio+20-Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung im Juni dieses Jahres mit dem »World Business and Development Award« ausgezeichnet. Ebenfalls im Juni dieses Jahres ging die »Best Business Case«-Auszeichnung des Investor Forums auf der diesjährigen LOPE-C in München an Eight19.
Entscheidend für beide Auszeichnungen war vor allem die Tatsache, dass sich die IndiGo-Lösung nicht durch hohe Vorlaufkosten auszeichnet, mit denen erneuerbarer Energien häufig verbunden sind und die sich vor allem ärmere Bevölkerungsschichten in den Entwicklungs- und Schwellenländern nicht leisten können. Durch ihre Umlagefinanzierung stehen die IndiGo-Systeme vom Tag der Installation an zur Nutzung zur Verfügung und anders als größere PV-Anlagen bedarf ihre Anschaffung keinerlei staatlicher Subventionen.
Optimierte Solarzellenfertigung
Neben dem weiteren Ausbau der Business-Aktivitäten im IndiGo-Bereich konzentrieren sich die Anstrengungen der Eight19 nach Darstellung von Reynolds auf die weitere Optimierung der in Rolle-zu-Rolle gefertigten organischen Solarzellen. Seit dem Frühjahr dieses Jahres verfügt das Unternehmen über ein Fertigungsequipment, das es ihm erlauben würde, organische Solarzellen im Rolle-zu-Rolle-Verfahren mit einer Produktionsgeschwindigkeit von 3,6 km/h herzustellen. Nach Einschätzung von Reynolds dürfte es sich um die größte Produktionsanlage dieser Art in Europa handeln. Den Wirkungsgrad der auf dieser Anlage zu produzierenden organischen Solarzellen benennt er auf derzeit rund 10 Prozent. Mit der Serienproduktion organischer Solarzellen in Cambridge ist wohl für 2013 zu rechnen, sie werden dann auch in den IndiGo-Lösungen ihren Einsatz finden.