Die in Nordamerika beheimatete »Durchwachsene Silphie« aus der Familie der Korbblütler zeichnet sich durch eine hohe Biomasse und eine hohe Biogasausbeute aus. REWAG und Schmack Biogas testen derzeit ihre Eignung als Energiepflanze.
Die Durchwachsene Silphie kann sich gut an trockene Standorte anpassen, da sie Wasser nicht nur über den Boden, sondern auch über ihre becherförmigen Blätter aufnimmt. Als mehrjährige Pflanze kann sie mindestens zehn Jahre lang regelmäßig beerntet werden. Dem Grundwasserschutz kommt zugute, dass nur im ersten Jahr speziell zugelassenen Herbizide eingesetzt werden müssen. Bereits im zweiten Jahr, wenn das Blattwerk der Durchwachsene Silphie den Boden beschattet, ist keine Unkrautbekämpfung mehr nötig. Außerdem kommt die Durchwachsene Silphie weitestgehend ohne Dünger aus.
Auf einer drei Hektar großen Fläche bei Lorenzen testen Schmack Biogas und die REWAG gemeinsam den Anbau dieser alternativen Energiepflanze. Vor rund einem Jahr wurden die ersten jungen Silphie-Pflanzen im äußeren Wasserschutzgebiet der REWAG eingesetzt. War die Energiepflanze im ersten Sommer noch sehr klein und ohne Ertrag, steht sie in diesem Jahr schon zwei bis drei Meter hoch und ist in voller Blüte. Franz Habenschaden, Landwirt und Projektpartner, erwartet in diesem Jahr einen Ertrag von über 40 Tonnen pro Hektar, mehr als 50 Tonnen pro Hektar sollen im kommenden Jahr erreicht werden, wenn alle Pflanzen zur volle Größe ausgewachsen sein werden. Im Vergleich dazu liegen die Mais-Erträge im Bereich der REGAS-Biogasanlage Kallmünz-Eich bei etwa 53 Tonnen pro Hektar.
Die Energiepflanze Silphie ist im Vergleich zum einjährigen Mais in ihrer Aufzucht aber weitaus unkomplizierter. »Wir sehen in der Durchwachsenen Silphie eine attraktive Ergänzung zu herkömmlichen Energiepflanzen. Sie verbindet ökologische und ökonomische Vorteile in der Biogaserzeugung in besonderem Maße«, erklärt Dr. Tino Weber, Geschäftsführer von Schmack Biogas. Deshalb wird nun Silphie als potenzielle Alternative zu den bisher gängigen Energiepflanzen getestet.
Schmack Biogas will die jährliche Anbaufläche an verschiedenen Standorten zukünftig weiter erhöhen, um zusätzliche Testergebnisse zu gewinnen und beispielsweise das Saatverfahren weiter zu entwickeln: In Lorenzen mussten die jungen, in einer Gärtnerei gezogene Pflanzen im letzten Jahr noch per Gemüsepflanzmaschine mit viel Handarbeit ausgebracht werden.
Grundwasserschutz
Das Silphie-Feld befindet sich im Einzugsbereich des Wasserwerks Sallern, aus dem 80 Prozent des Regensburger Trinkwassers stammen. Hier pflegt die REWAG schon seit rund 15 Jahren eine intensive Kooperation mit den Landwirten und honoriert geringe Stickstoffgehalte im Boden oder den Anbau bestimmter Fruchtarten. Ziel ist es, die Grundwasserqualität langfristig zu sichern. Dabei soll vor allem der Nitrateintrag aus der Landwirtschaft ins Grundwasser reduziert werden.
»Wir haben hier eine absolute Win-win-Situation«, freut sich REWAG-Wasserexperte Karlheinz Hanke. »Wir testen einen potentiellen Energielieferanten und betreiben nachhaltigen Grundwasserschutz.«
Energie aus Silphie
Mitte bis Ende August soll die Silphie in Lorenzen geerntet werden und wird dann in der REWAG-Biogasanlage in Schwabelweis verarbeitet. In dieser Anlage werden im Jahr knapp 17 Millionen Kilowattstunden (kWh) Biogas produziert. In einem Blockheizkraftwerk (BKHW) wird das Biogas in rund 6 Millionen kWh Strom und fast 4 Millionen kWh Wärme pro Jahr umgewandelt. Der Strom, der den Bedarf von circa 1.700 Haushalten deckt, wird ins Stromnetz eingespeist, die Wärme trocknet den Kalk im angrenzenden Werk von Walhalla Kalk.
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