Der Dena-II-Studie ist zu entnehmen, dass die Erneuerbaren Energien mehr als bisher zur Stabilisierung des Netzes beitragen sollten. Wie könnte das geschehen?
Zumindest müssten die Übertragungsnetzbetreiber den informationstechnischen Zugriff auf die dezentralen Anlagen haben. Oder es müssten dezentral, autarke Konzepte entwickelt werden, was robuster wäre.
Wie könnte das konkret aussehen und bis wann sollte es realisiert sein?
Im Moment kennt wohl keiner die universelle Lösung. Es müsste aber relativ schnell gehen, denn der Ausbau insbesondere der Photovoltaik ist sonst für das Niederspannungsnetz nicht verkraftbar. Gerade die Leitungen auf dem Land, wo die meisten PV-Anlagen installiert werden, sind darauf nicht vorbereitet. Sie müssen lange Strecken überwinden und sie sind grundsätzlich nicht für hohe Lasten ausgelegt. Hier bereitet es schon heute zunehmende Schwierigkeiten, die Spannung im vorgesehenen Band zu halten.
Spielt insgesamt die Windkraft im Energiemix nicht eine sehr viel größere Rolle als die Photovoltaik?
Die installierte Leistung der Windenergieanlagen lag Ende 2009 bei gut 25 GW, die der Photovoltaik bei knapp 10 GW. Ich schätze, dass PV mittlerweile bei 15 GWp angelangt ist. Zwar ist der Anteil der Photovoltaik an der gesamten Lastdeckung wegen der geringen Vollaststundenzahlen nicht entsprechend hoch. Für die Netzstabilität spielt aber die im Moment abgegebene und eingespeiste Leistung die entscheidende Rolle, und die kann eben schon heute sehr hoch sein. Deshalb könnte die PV-Erzeugung genauso relevant werden wie die Erzeugung durch Wind.
Und die Windkraft in Off-Shore-Parks liefert übers Jahr mit 4000 Stunden Volllast im Durchschnitt recht kontinuierlich. Durch konstruktive Maßnahmen kommen jetzt auch die Windräder auf dem Land schon auf bis zu 3000 Stunden pro Jahr. Windkraft macht deshalb etwas weniger Schwierigkeiten als PV.
Was müsste also im Hinblick auf den PV-Ausbau getan werden?
Anfangs gab es für die Windkraft keine scharfen Anschlussbedingungen, das hat sich geändert. Aber erst nachdem die Dena-I-Studie 2005 die Aufmerksamkeit auf das Problem gelenkt hatte. Denn damals wurde klar: Ein Kurzschluss an der falschen Stelle hätte dazu geführt, dass alle Windkraftanlagen in Norddeutschland sich kaskadenartig abgeschaltet hätten. Die Folge: Bei guten Windbedingungen wären auf einen Schlag mehr als 3000 MW Erzeugungsleistung vom Netz gegangen – mehr als die gesamte rotierende Reserve des europäischen Verbundnetzes.
Einen ähnlichen Lernprozess wird die PV jetzt auch durchlaufen. Es ist nur schade, dass wir immer etwas spät reagieren und dann bereits ziemlich viel an installierter Leistung haben, die den Anforderungen nur unzureichend genügen.