Personal-Rapid-Transit-Systeme (PRT) revolutionieren Stadtverkehr

Mit 240 km/h durch die Stadt »fliegen«

7. November 2013, 10:45 Uhr | Heinz Arnold
Künstlerische Darstellung eines Ultra Pod in einem Büropark
© Ultra Global

Mit 240 km/h an Monorails über die Stadt rasen oder in selbstfahrenden autoähnlichen Gefährten mit moderater Geschwindigkeit reisen: Personalisierte batteriebetriebene Transportsysteme könnten schon bald den Personennahverkehr revolutionieren.

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In der nördlich von London gelegenen Kleinstadt Milton-Keynes wird die englische Firma Ultra Global ein personalisiertes Transportsystem (Personal-Rapid-Transit-System, PRT) aufbauen. Die batteriebetriebenen Gefährte, die sogenannten Ultra Pods, erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 12 Meilen pro Stunde (knapp 20 km/h) und können zwei Personen plus Gepäck aufnehmen. Die 850 kg schweren Ultra Pods benötigen eine Batterie mit einer Masse von 64 kg, ein deutlich besseres Verhältnis als Elektroautos erreichen. Die Batterie stellt 2 kW für die Fortbewegung zur Verfügung.

Personal-Rapid-Transit-Systeme (PRT) revolutionieren Stadtverkehr

Ultra Global, Ultra Pod am Airport Heathrow
© Ultra Global
Ultra Global, Ultra Pods am Heathrow Airport
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Ultra Global, Ultra Pod Terminal
© Ultra Global

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Die Ultra Pods fahren auf einer auf Stelzen errichteten Fahrbahn – nicht auf Schienen, sondern auf Gummirädern. Die Kosten schätzt Ultra Global auf 7 bis 15 Millionen Dollar pro Kilometer.

Ein solches System arbeitet bereits am Flughafen London Heathrow. Auf einer Länge von 4 km fahren hier 21 Ultra Pods– seit zwei Jahren unfallfrei. Dort erreicht ein Ultra Pod alle 30 Sekunden eine Haltestation.

In Milton Keynes sollen bei voller Ausbaustufe 100 Ultra Pods zum Einsatz kommen. Dieses Transportsystem soll künftig eine leisere und sauberer Alternative zu den herkömmlichen Bussen bieten, die heute in Milton-Keanes für den öffentlichen Transport zur Verfügung stehen.

In das Projekt sollen über die nächsten fünf Jahre 65 Millionen Pfund fließen, die britische Regierung unterstützt es im Rahmen ihrer Initiative, grüne Technologien zu fördern. Wenn das PRT-System in Milton-Keys erfolgreich und sicher arbeitet, besteht der nächste Schritt darin, dass die Ultra Pods nicht nur auf ihren besonderen extra gebauten Wegen fahren, sondern auch die öffentlichen Straßen benutzen.

Hohe Geschwindigkeit – niedrige Kosten

Einen ganz anderen Typ von PRT-System hat die kalifornische Firma SkyTran in Zusammenarbeit mit dem NASA Ames Research Center im Mountain View entwickelt, wo sich bereits ein Demonstrationsobjekt befindet und gerade eine Teststrecke entsteht. Die Kabinen können bis zu drei Passgiere befördern, sind magnetisch an einem Schienensystem aufgehängt und können mit einer Geschwindigkeit von bis zu 150 Meilen pro Stunde (240 km/h)an ihren Schienen entlanggleiten – geräuschfrei und ohne Ruckeln. Die Passagiere steigen in die Kabinen ein und wählen ihre Zielstation aus – so einfach wie sie im Fahrstuhl den Knopf für das gewünschte Stockwerk drücken.

Der CEO von SkyTran, Jerry Sanders, sieht mehrere Vorteile: Neben der hohen Flexibilität vor allem die niedrigen Baukosten. »Jeder kann ein Schienensystem für 500 Millionen Dollar bauen, aber wer kann ein System bauen, das nur 5 Millionen Dollar kostet?«, fragt Sanders. Die Kosten für ein skyTran-System beziffert er auf 9 Millionen Dollar pro Meile, während ein U-Bahn-System für dieselbe Strecke bis zu 2 Milliarden Dollar verschlingen könnte. Er ist sich sicher, dass sein SkyTran kostendeckend arbeitet, wenn der Fahrpreis 0,30 Dollar pro Meile beträgt. Verbindungen unter 10 Meilen (16 km) benötigen ungefähr 20.000 Passgiere pro Tag, um profitabel arbeiten zu können.

Ein erstes kommerzielles Projekt ist in Tel Aviv geplant. Jerry Sanders geht davon aus, dass die rund 4 Meilen (6,4 km) lange Strecke, die den High-Tech-Atidim-Park mit der Universität und dem Tel Aviv-Jaffa Hafen verbindet, rund 50 Millionen Dollar kostet. Eine Route entlang des Ariel-Sharon-Parks wird derzeit ebenfalls geprüft.

Konstruktion und Test der 4 Meilen langen Strecke sollten laut Sanders innerhalb von 18 Monaten nach Baubeginn abgeschlossen sein. Das System wird eine Privatfirma betreiben. Die Kunden müssten künftig für das komfortable und schelle Fortbewegungsmittel zwar mehr Geld als für ein Busticket ausgeben, aber weniger als für ein Taxi.


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