Leibniz-Institut startet Messkampagne

Kristalline Gesteine für Geothermie untersuchen

25. Juli 2012, 13:39 Uhr | BINE Informationsdienst
Eine Gruppe von Vibrations-Trucks während einer seismischen Messung.
© LIAG

In einem 100 km² großen Gebiet im Erzgebirge startet das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) gemeinsam mit Partnern eine 12-wöchige geophysikalische Messkampagne. Diese soll die Frage klären, ob dort eine geothermische Energieerzeugung möglich ist.

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In einem 100 km² großen Gebiet rund um den Ort Schneeberg im Erzgebirge wird das kristalline Gestein mit zwei verschiedenen seismischen Messverfahren untersucht: Drei schwere Vibrations-Trucks verursachen Erschütterungen, deren Ausbreitung einige tausend Geophonen aufzeichnen. Außerdem beobachten Messinstrumente an 24 Standorten um das zentrale Messgebiet herum durchgeführte kleine Sprengungen. Ziel ist, aus den Messwerten ein detailreiches 3-D-Modell des Untergrunds bis in 6 km Tiefe zu entwickeln.

Bisher ist der geologische Aufbau der Region durch den jahrhundertelangen Bergbau und Bohrungen etwa bis in 2 km Tiefe bekannt. »Kristallin-Gebiete für die Tiefengeothermie nutzbar zu machen, wäre für diese Zukunftsenergie ein großer Schritt nach vorne und die Seismik ist vielleicht der einzige Schlüssel für den Zugang zum Kristallin in der Tiefe«, sagt Projektleiter Dr. Rüdiger Schulz vom LIAG.

In Deutschland finden sich kristalline Gesteine u. a. in Mittelgebirgen, z. B. Schwarzwald, Bayerischer Wald und Spessart. Diese Gesteine sind durch hohe Temperaturen und Drücke sowie tektonische Ereignisse während früherer geologischer Epochen geprägt worden, d. h., der Untergrund ist komplex und inhomogen. Die Messungen sollen in erster Linie Störungen bestimmen, an denen Risse und Klüfte anzutreffen sind und eventuell heiße Tiefenwässer aufsteigen. An solchen Stellen sind die Chancen größer, auf vergleichsweise hohe Temperaturen zu treffen. In kristallinen Gesteinen sind derartige Datenauswertungen wissenschaftliches Neuland.

Dr. Hartwig von Hartmann ist beim LIAG für die Datenauswertung zuständig: »Strukturen im kristallinen Grundgebirge herauszuarbeiten – da ist man an der Forschungsfront; und zwar sowohl beim Datenprozessing als auch bei der Interpretation.«

Die Erfahrungen des Projektes sollen beispielhaft für die o. g. Mittelgebirge sein. International wurden derartige Untersuchungen im kristallinen Gestein bereits bei Geothermieprojekten in den USA, Japan und Italien durchgeführt.


  1. Kristalline Gesteine für Geothermie untersuchen
  2. Das geothermische Informationssystem GeotIS

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