TÜV Rheinland und Solarpraxis

Erweiterter Vergleichstest für Photovoltaik-Module

2. Juli 2013, 12:03 Uhr | Nicole Wörner
Mit Hilfe des Sonnensimulators des TÜV Rheinlands werden die PV-Module einer eingehenden Prüfung unterzogen
© TÜV Rheinland

Der TÜV Rheinland und Solarpraxis haben ihren Vergleichstest für Photovoltaik-Module »PV+Test« erweitert. Neu sind z.B. Prüfungen zur Anfangs- und potentialinduzierten Degradation, verschärfte Tests in der Klimakammer und veränderte Prüfungen für das Schwachlichtverhalten und die Temperaturabhängigkeit der Module.

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Zu den wichtigsten Erweiterungen im PV+Test zählt die Untersuchung und Bewertung eines möglichen, geringen Leistungsabfalls während der ersten Tage unter Sonneneinstrahlung, der so genannten Anfangs- oder auch lichtinduzierten Degradation (LID) bei Photovoltaik-Modulen, die bei einigen Solarzellen auftreten kann. Hersteller kristalliner Module berücksichtigen einen eventuellen LID-Effekt nicht immer, wenn es um die Leistungsangaben auf dem Typenschild geht. Versäumt ein Hersteller, eine mögliche Anfangsdegradation bei der Leistungssortierung zu berücksichtigen, führt dies in der PV+Test-2.0-Bewertung zu Punktabzügen.

Weil in jüngster Zeit bei großen Photovoltaik-Anlagen die hohe anliegende Systemspannung und damit verbundene komplizierte physikalische Effekte als wesentlicher Einfluss für Ertragsminderungen identifiziert wurden, beinhaltet PV+Test nun auch eine Prüfung hinsichtlich dieser so genannten Potential induzierten Degradation (PID).

Modifiziert und anspruchsvoller sind die Umweltprüfungen in den Klimakammern geworden. So müssen die Module jetzt einen Temperaturwechseltest bestehen, der zwei Mal 200 Zyklen zwischen -40 und +85 °C umfasst. Beim ebenfalls erweiterten Feuchte-Wärme-Test müssen die Module nun zwei Mal 1000 Stunden bei 85 °C und 85 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit aushalten.

Künftig kann PV+Test präzisere Aussagen zum Zusammenhang zwischen schwachem Licht, Temperaturschwankungen und der jeweiligen Leistung eines Moduls treffen. Im bisherigen Testdesign haben die Fachleute Temperaturkoeffizient und Verhalten der Module bei Schwachlicht noch weitestgehend getrennt betrachtet. Im PV+Test 2.0 werden beide Größen in einer so genannten Matrix-Messung bewertet, die sich an die Norm IEC 61853 – Teil 1 anlehnt und eine differenziertere Betrachtung der Modulleistung bei schwankenden Temperaturen und Lichtverhältnissen zulässt. Damit sind präzisere Rückschlüsse auf den Energieertrag möglich. Die Bewertung der Ergebnisse erfolgt mit einer auf mitteleuropäische Klimaverhältnisse abgestimmten Gewichtung.

Erweitert wurden auch die Kontrollen der Module mittels Elektrolumineszenz-Untersuchungen (EL), die Schäden an und in den Modulen wie bei einer Röntgenaufnahme sichtbar machen können. EL kommt jetzt nach allen mechanischen Belastungstests zum Einsatz, die Ergebnisse fließen in die jeweiligen Teilnoten des Testprogramms ein.

Über »PV+Test 2.0«

PV+Test ist eine Positivliste zur Orientierung von Verbrauchern und Investoren. Die teilnehmenden Hersteller entscheiden selbst, ob sie die Prüfergebnisse veröffentlichen lassen. Bislang haben einige teilnehmende Hersteller entschieden, die Ergebnisse von insgesamt neun geprüften Modultypen nicht zu publizieren.

Gekauft werden die Module für die Tests von TÜV Rheinland und Solarpraxis verdeckt im normalen Handel, anschließend folgt eine mehrmonatige Prüfung im Solarlabor von TÜV Rheinland in Köln. Besonders wichtig sind dabei die ständigen Leistungsmessungen, die vor den Prüfungen sowie nach den jeweiligen Testphasen durchgeführt werden. Denn die erbrachte Leistung – eben auch nach besonderen Belastungen und längerer Lebensdauer – ist entscheidend für die Rendite.

Wesentliche Aspekte im PV+Test sind die Alterungsbeständigkeit, elektrische Sicherheit, Verarbeitung, Dokumentation und Installationsanleitung sowie Montagefreundlichkeit und Gewährleistung. Das Prüfprogramm von PV+Test wird dabei selbst – wie jetzt erfolgt – kontinuierlich überprüft und dem Stand der Technik angepasst. Dies erfolgt durch TÜV Rheinland und Solarpraxis in Abstimmung mit einem Industriebeirat, der den Vergleichstest für Photovoltaik-Module seit seiner Entstehung begleitet.

»Die Prüfprogramme für Photovoltaik entwickeln sich ebenso weiter wie die Technologie selbst und der Markt«, erklärt Willi Vaaßen, Geschäftsfeldleiter Solarenergie beim TÜV Rheinland. »Deshalb wird PV+Test auch künftig regelmäßig auf seine Wirksamkeit hin überprüft und wenn nötig angepasst.« PV+Test 2.0 stelle dabei eine Erweiterung und Verschärfung der bisherigen Prüfungen dar. Alle nach den bisherigen Bedingungen durchgeführten Prüfungen von Modulen behalten selbstverständlich ihre Aussagekraft.

 


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