Aus für den Wüstenstrom aus der Sahara?

Desertec Industrial Initiative vor dem Ende

8. Oktober 2014, 8:10 Uhr | Heinz Arnold
Energie aus der Wüste - eine schöne Vision
© Dii GmbH

Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung löst sich die Desertec Industrial Initiative (Dii) auf. Die Verträge mit den Gesellschaften und den assoziierten Partner laufen Ende 2014 aus, auf ein Zukunftskonzept könnten sich die Mitglieder nicht einigen.

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Laut dem Bericht der Süddeutschen Zeitung könnte nur eine Zusage für einen neuen Etat in Höhe von 2 Millionen Euro das Überleben von Dii sichern. Dies sei nicht in Sicht.

Interne Querelen im Dii hatten schon vor einem Jahr dazu geführt, dass Desertec Foundation sich von Dii getrennt hatte. »Bei der Vertretung der Industrieinteressen ist Dii nach unserer Meinung weder in Afrika noch in Europa besonders geschickt vorgegangen. Deshalb mussten wir Schaden von Desertec abwenden«, begründete Thiemo Gropp, Vorstand der Desertec Foundation, in einem Interview mit Energie & Technik vor einem Jahr diesen Schritt.

Das Ziel, einen Markt für erneuerbaren Strom zu schaffen, der Nordafrika, den Nahen Osten und Europa verbindet, hat die Industrieinitiative ist offenbar nicht erreicht, es liegt in weiter Ferne. Schon im Juni 2013 hatte Paul van Son, CEO der Dii GmbH, die Pläne begraben, Strom aus Nordafrika nach Europa zu bringen.

Gegründet wurde die Dii 2009 – damals steckte die Industrie in der Krise. Die Aussichten, mit Milliarden-Investitionen 15 Prozent des europäischen Energiebedarfs aus Nordafrika decken zu können – und gleichzeitig dazu beizutragen, diese Region zu entwickeln, schien damals insbesondere deutschen Konzernen als sehr verlockend. Weil sich in erster Linie deutsche Konzerne an Dii beteiligten, führte dies sogar zu politischen Verstimmungen auf höchster Ebene zwischen Frankreich und Deutschland. Frankreich gründete 2010 mit Transgreen ein eigenes Projekt. Später wurde Transgreen dann etwas diplomatischer als ergänzend gesehen.

Einen Stoß versetzten die Unruhen im Zuge der »Arabellion« dem Projekt ab 2011. Dennoch wurde weiter gearbeitet. Das Projekt in TuNur, ein Europäisch-Tunesisches Joint Venture, plante ab 2014 damit zu beginnen, ein Solarthermiekraftwerk in der Wüste zu bauen, das ab 2016 Strom produzieren und über ein HGÜ-Kabel nach Italien liefern kann.

Das Interesse der Industrie an Dii schien über die Zeit allerdings nachzulassen, teilweise änderten die Mitglieder ihre Strategie und stiegen – wie die Desertec Foundation – aus dem Projekt aus, so zum Beispiel Siemens und Bosch.

Paul van Son hat übrigens die Dii-Gesellschafter im vergangenen Monat informiert, dass er nicht über 2014 hinaus als Geschäftsführer zur Verfügung stehen wird. Er werde der Wüstenstromidee weiter eng verbunden bleiben und für RWE in einer leitenden Position von Dubai aus in der MENA-Region unter anderem das Geschäft mit erneuerbaren Energien und Energieeffizienz voranbringen. Die RWE stärke damit ganz wesentlich ihr Engagement in Nordafrika, dem Nahen Osten und der Türkei, hieß es in einer Pressemitteilung der Dii.

Die Desertec Foundation hält daran fest, das Konzept voranzutreiben, Energie in den Wüsten der Welt zu generieren und dorthin zu transportieren, wo er gebraucht wird. Im nahen Osten, Asien oder auch in Südamerika lässt sich das vielleicht einfacher realisieren als im Mittelmeerraum.

Die Dii GmbH –nicht zu verwechseln mit der Desertec Foundation – ist eine reine Industrieorganisation, die sich über Mitgliedsbeiträge finanziert. Sie beschäftigt derzeit knapp 30 Mitarbeiter. Die Mitarbeiter von Dii steuern in den Mitgliedsbetrieben einen erheblichen Anteil an Experten, die sich um die verschiedenen Aspekte kümmern. Die Hauptaufgabe von Dii besteht darin, die Aktivitäten zu koordinieren und nicht zuletzt auch, sich um die Finanzierung der Projekte zu kümmern. Gründungsmitglieder waren ABB, Abengoa Solar, Cevital, DESERTEC Foundation, Deutsche Bank, E.ON, HSH Nordbank, MAN Solar Millennium, Munich Re, M+W Zander, RWE, SCHOTT Solar und Siemens.


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