Modellstadt Mannheim: Der Aufwand für Lastverschiebung lohnt sich

»Der Energieverbrauch lässt sich sinnvoll verschieben«

16. April 2012, 16:58 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Wie groß ist der Einspareffekt überhaupt?

Wenn die Kosten für den Verbraucher im Bereich von 12 bis 40 Cent schwanken, dann ist schlussendlich kein großer Einspareffekt zu erzielen?

Von heute aus betrachtet nicht. Aber wohin sich die Energiepreise entwickeln werden, darüber sind sich derzeit alle Experten einig. Das Bild wird sich mit steigenden Energiepreisen also deutlich verändern. Außerdem haben Studien in Ländern wie Großbritannien und Österreich gezeigt, dass die Installation von Smart Meters, von Gateways und Kommunikationsstrukturen wegen der Möglichkeit des Lastmanagements und auch der Energieeinsparungen in den Haushalten volkswirtschaftlich sinnvoll sind. Die traditionellen Zähler durch elektronische Zähler nur deshalb zu ersetzen, um dann die automatische Fernauslese durchzuführen, wäre wirklich Verschwendung. Erst wenn die Zähler ins System einbezogen werden, wenn die großen Verbraucher entsprechend den Tarifen ein- und ausgeschaltet werden, die Heizung und auch Energieerzeugungsanlagen in den Haushalten wie Photovoltaik und Mini-BHKWs eingebunden werden, erst dann ist das ganze sinnvoll. Dann können neue Geschäftsmodelle und neue Services entwickelt werden, die das System für den Verbraucher sehr attraktiv machen – nicht nur weil er etwas Geld spart, sondern weil er seine Rechnung auch über selber erzeugte Energie senken kann und weil sich sein Komfort insgesamt erhöht.

Wie sieht der nächste Schritt im Projekt Modellstadt Mannheim aus?

Erstens wird die Zahl der angeschlossenen Haushalte auf 1.000 steigen, zweitens wollen wir komplexere Tarifmodelle ausprobieren. Komplexere Tarifmodelle stellen für die Anbieter sicher eine Herausforderung dar. Deshalb besteht eines der Ziele des Projekts darin, zu erforschen, ob sich der Aufwand für komplexere Tarifmodelle wirklich lohnt.

moma hat den Energiebutler entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Hausautomatisierungssystem, dem die Versorger ihre Tarifinformationen übermitteln. Auf Basis dieser Informationen steuert der Energiebutler die Haushaltsgeräte wie Wasch- und Spülmaschinen, die über eine entsprechende Schnittstelle verfügen. Welche Rolle spielt der Energiebutler genau?

Der Energiebutler sorgt dafür, dass Strom bevorzugt dann verbraucht wird, wenn auch viel Strom erzeugt wird, also wenn die Sonne scheint oder der Wind weht. Er weiß auch, welches Gerät im Haushalt wie viel Strom verbraucht und wann der beste Zeitpunkt ist, um möglichst günstig zu waschen, zu trocknen oder das Geschirr zu spülen. Der Energiebutler ist aber gleichzeitig dafür verantwortlich, die Energie im Gebäude des Kunden höchst effizient zu nutzen. Er wird damit als Softwareplattform Träger vielfältiger neuer Energiedienstleistungen, mit der der Kunde über seine heute weit verbreiteten mobilen Endgeräte vor Ort aber auch unterwegs kommunizieren kann.

Der Verbraucher kann mit dem System aus intelligentem Netz und Energiebutler die Kosten seines Energieverbrauchs selbst bestimmen, indem er die Benutzung großer Verbraucher automatisch vom Preisniveau abhängig macht. Außerdem werden der eigene Stromverbrauch und die Herkunft des verbrauchten Stroms transparent. Damit hat der Kunde die Möglichkeit, sich gezielt umweltfreundlich zu verhalten und seinen Umgang mit Energie zu verändern.

Sind dabei der Datenschutz und die Datensicherheit gewährleistet?

Der Energiebutler kommuniziert ja nicht mit den Versorgern, sondern er erhält nur die Tarifinformationen. Datenschutz und Sicherheit sind also in der Architektur bereits implementiert. Außerdem erfüllt die BPL-Technik schon heute die Anforderungen des BSI-Schutzprofils, wir können z. B. die Daten TLS-verschlüsselt übertragen (TLS = Transport Layer Security).

PPC setzt auf die Breitbandkommunikation über Powerline, kurz BPL. Sind die hohen Datenübertragungsraten wirklich erforderlich?

Komplexe Tarifmodelle mit häufigen Wechseln machen die breitbandige Anbindung erforderlich. Die Datenübertragung mit unserem Kommunikationssystem findet nicht nur vom Energiebutler zum Gateway sondern auch vom Gateway zum Head-End statt, das sich üblicherweise am Ortsnetztrafo befindet. Daran anschließend können die Daten per BPL auch über das Mittelspannungsnetz übertragen werden. In Mannheim wandern die Daten nach dem Ortsnetztrafo in einen Glasfaserring.

Die Strecke zwischen Gateway und Ortsnetztrafo beträgt zwischen 40 m und 300 m, aber sie muss überbückt werden und sie muss für hohe Datenraten ausgelegt sein.

Weil die BPL-Infrastruktur Daten IP-basiert überträgt, ist diese Technik zukunftssicher und für unterschiedliche Anwendungen offen, die weit über das Smart Metering hinausgehen. Und weil die BPL-Kommunikationsinfrastruktur die bestehende Infrastruktur der Niederspannungs- und Mittelspannungsnetze zur Datenübertragung nutzt, ist sie wirtschaftlich sinnvoll.


  1. »Der Energieverbrauch lässt sich sinnvoll verschieben«
  2. Wie groß ist der Einspareffekt überhaupt?
  3. Wie geht's weiter?

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