Solarthermische Kraftwerke schneller und kostengünstiger als bisher realisieren - das ist das Ziel der Protarget AG, die sich auf kleine Anlagen im Bereich von 1 bis 20 MW spezialisiert hat. »Wir liefern Solarthermiekraftwerke schlüsselfertig aus dem Regal«, sagt Martin Scheurer Mitgründer und Vorstand von Protarget.
Wie der neue Kraftwerkstyp funktioniert, ist auf dem Gelände der Nullenergiestadt Mietraching in Bad Aibling zu sehen, wo sich kürzlich auch Dr. Wolfgang Heubisch, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, das neue Konzept von Martin Scheurer erklären ließ. Die Demonstrationsanlage hat mit einer Größe von 560 m² bereits in den ersten Wochen nach Testbeginn eine thermische Leistung von 300 kW erzielt – für eine Region, die gerade in der ersten Hälfte 2013 nicht gerade von der Sonne verwöhnt wurde, eine beachtliche Leistung.
Die Zielemärkte sieht Scheurer aber nicht in Süddeutschland, sondern in den Ländern mit hoher Sonneneinstrahlung, etwa rund um das Mittelmeer, in Afrika, Südamerika und Asien. »Ein solches Kraftwerk mit einer Leistung von 5 MW kann 13 Mio. kWh Strom pro Jahr liefern und damit 4000 Haushalte, einen Industriepark oder eine Papierfabrik versorgen«, erklärt Martin Scheurer.
Die Gründer von Protarget – Martin Scheurer und John Mitchell – kommen aus der Automobilindustrie und wollen die dort entwickelten, kostenoptimierten Fertigungsmethoden auf die Solarthermiekraftwerke – auch Concentrated Solar Power (CSP) genannt – anwenden. Dazu haben sie ein Netzwerk an Zulieferern und Partnern aufgebaut, die die Komponenten in Deutschland fertigen. Der Kreis umfasst das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, die Hörmann-Gruppe, Flabeg, Wacker Chemie und Terrafix. Mit Hilfe des DLR hat protarget die Spiegel und die Receiverröhren neu entwickelt. Die Spiegel reflektieren fast das gesamte Sonnenlicht und erwärmen sich dabei nicht über Umgebungstemperatur. Die Röhren sind so ausgelegt, dass sie den Wärmeträger sehr effizient aufheizen. Beides zusammen sorgt für eine sehr hohe Stromausbeute.
Die Komponenten der CSPs werden im Container an ihren Bestimmungsort transportiert. Dort lassen sie sich einfach zusammensetzen. Aufwändige Handfertigungen vor Ort und Montagehallen fallen damit weg. »Mit den Anlagen von protarget kommt CSP schlüsselfertig aus dem Regal«, so Martin Scheurer. Das reduziere Zeit und Kosten enorm: »Die Investitionskosten pro MW installierter Leistung lassen sich gegenüber herkömmlichen Solarkraftwerken um 30 Prozent reduzieren. Die Stromerzeugungskosten sinken je nach Region auf unter 15 Cent pro kWh.« Damit fällt die traditionelle Hürde für CSPs weg: Die hohen Anfangsinvestitionen.
Jetzt können die CSP-Anlagen von Protarget mit anderen Energieformen wie Diesel, Gas, Kohle und Photovoltaik konkurrieren. Hier sieht Scheurer auch die Chance für Protarget: In abgelegen Gebieten, die keinen Anschluss an das öffentliche Stromnetz oder nur einen beschränkten Zugang dazu haben, Dieselgeneratoren abzulösen. Die Kosten für eine kWh, die ein Dieselaggregat erzeugt, summieren sich je nach Lage immerhin auf 25 bis 35 Cent. Da lohnt sich der Einsatz bereits.
Nach dem erfolgreichen Testlauf der Referenzanlage in Bad Aibling wird Protarget nun weitere Kraftwerke in sonnenreichen Regionen realisieren. Die erste kommerzielle Anlage errichtet Protarget auf Sizilien. Dabei handelt es sich um eine Hybridanlage, die sich auch mit Gas befeuern lässt, wenn schlechtes Wetter herrscht. Andere Projekte in Griechenland, Portugal und im arabischen Raum sind in der Planung.