TÜV Rheinland

Bayerlein fordert »Solarwende für Deutschland«

21. Januar 2013, 13:22 Uhr | Nicole Wörner

Der Vorstandsvorsitzende des Prüfdienstleisters TÜV Rheinland Dr.-Ing. Manfred Bayerlein zeigt sich optimistisch für die Photovoltaik-Branche in Deutschland. Er sieht weiterhin große Chancen für deutsche Unternehmen. Gleichzeitig warnt er jedoch vor einem unkontrollierten Ausbau erneuerbarer Energien.

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»Was wir brauchen, ist nicht nur eine Energiewende. Was wir brauchen, ist gleichzeitig eine Solarwende«, äußerte Dr. Bayerlein vor Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik bei den traditionellen Villengesprächen der Technischen Universität Kaiserslautern. Auch wenn auf Dauer Deutschland keine so große Rolle mehr als Herstellermarkt von Photovoltaik-Modulen spielen werde, gebe es zahlreiche positive Ansätze, um die Branche künftig in Deutschland zu erhalten.

»Photovoltaik ist eine vergleichsweise junge Technologie«, so Bayerlein weiter. »Deutschland kann aufgrund der langjährigen Position als Leitmarkt auch künftig eine Vorreiterrolle einnehmen. Forschung und Entwicklung haben hier eine lange Tradition.« Ein wichtiges Zukunftsfeld sei die Einbindung der Photovoltaik in intelligente Energie- und Speichersysteme von Gebäuden. Zudem sei Deutschland mit rund 1,4 Millionen Anlagen »das größte existierende Testfeld für die praktische Anwendung von Photovoltaik.«

Große Marktchancen ergeben sich aus Sicht von TÜV Rheinland in Fragen der Qualitätssicherung und beim dauerhaften, verlässlichen Betrieb der Anlagen. Die Stichworte lauten hier Wartung, Monitoring, Bankability: Vor dem Hintergrund einer weltweit zunehmenden Zahl von Kraftwerken in der Multi-Megawatt-Klasse spielt für Investoren und Betreiber der dauerhaft verlässliche Ertrag eine weiter wachsende Rolle.

Bankability muss auch technisch sichergestellt werden. »Keine nachhaltige Entwicklung der Solarbranche ohne Qualität. Inzwischen rückt die Insurability weiter ins Blickfeld« so Bayerlein. »Versicherer fordern bestmögliche technische und betriebswirtschaftliche Sicherheit.« Ertragsrisiken durch Planungsfehler, Installationsmängel sowie Ausfälle im Betrieb lassen sich im Vorfeld, durch Monitoring und durch regelmäßige Wartung erheblich minimieren. Hier bietet sich für mittelständische Unternehmen, Planungsbüros und Ingenieurdienstleister großes Marktpotenzial. Allerdings hat aus Sicht von Dr. Bayerlein die Förderpolitik der zurückliegenden Jahre in Deutschland bei diesen Qualitätsfragen kontraproduktiv gewirkt. »Gegen Ende einer Förderperiode hat stets ein regelrechter Installations-Stress dazu geführt, dass Planungs- und Installationsqualität zweitrangig behandelt wurden.«

Das anwendungsbezogene Know-how, das Experten hierzulande in großem Maße in der Solarstromerzeugung erworben haben, ist aus Sicht von TÜV Rheinland auch eine wesentliche internationale Marktchance für deutsche Unternehmen. Weltweit wird nach Brancheneinschätzungen der Photovoltaik-Zubau dynamisch fortschreiten. Der europäische Branchenverband EPIA rechnet bis 2016 in Europa mit einem Plus von 9 Prozent, in allen anderen Regionen sogar von 20 bis 30 Prozent.

Unkontrollierter Ausbau erneuerbarer Energien

Vor dem Hintergrund der Energiewende in Deutschland äußerte sich Dr.-Ing. Manfred Bayerlein kritisch zum nahezu unkontrollierten Ausbau erneuerbarer Energien: »Wir erleben eine Ökostrom-Schwemme.« An der damit einher gehenden Kostensteigerung sei die Solarförderung erheblich beteiligt. »Die Anreize zur Errichtung von Solaranlagen waren und sind bis heute überzogen.

Finanziell und technisch mache der Ausbau des Stromnetzes in Deutschland und transeuropäisch zudem gewaltige Anstrengungen erforderlich. »Unser Stromnetz ist unsere Lebensader. Seit die Energiewende begonnen wurde, hat die Gefahr von Blackouts bereits erheblich zugenommen«, mahnt Dr. Bayerlein zur Eile beim Netzausbau. »Der Netzausbau in Deutschland ist spät, aber hoffentlich durch die Entscheidungen der vergangenen Monate nicht zu spät in Gang gekommen.«

Positiv habe sich die millionenfache Installation von Solaranlagen in Deutschland jedoch bei der gesellschaftlichen Akzeptanz von Ökostrom und Energiewende bemerkbar gemacht: »Solarstrom wird ganz alltäglich erzeugt in der Nachbarschaft oder auf dem eigenen Hausdach. Ökostrom ist keine Vision, sondern längst Realität«, so das Fazit von Dr.-Ing. Bayerlein.


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