Dabei werden die intelligenten Zähler gar nicht mal die Hauptrolle spielen. Das Herz werden die Gateways bilden, die Zählerdaten sammeln und weiterleiten. Deshalb sollte man künftig nicht von Smart Meter oder intelligenten Zählern sprechen, sondern vom Smart Metering, ein Begriff, der das Gesamtsystem umfasst.
Sobald die technische Richtlinien des BSI stehen, müssen die Geräte des Smart Metering entsprechend zertifiziert werden. Voraussichtlich benötigen also vor allem die Gateways die BSI-Zertifizierung.
Das wird teuer. Denn heute schon ist abzusehen, dass die hohe Aufwendungen für die Implementierung der Vorschriften in Hard- und Software sowie für die Zertifizierung selber anfallen werden. »Das wird im sechsstelligen Bereich liegen«, schätzt Klaus-Dieter Walter von SSV Software Systems.
Das würde aber auch bedeuten: Das mit Smart Metering häufig in eine Atemzug genannte Smart Home könnte nicht über die für das Smart Metering installierte Gateway gesteuert werden. Die Steuerung des Smart Home müsste eine zweite Gateway übernehmen. Dieser Weg erscheint Dr. Martin Wilhelm Kahmann auch sehr sinnvoll: »Die fürs Metering erforderlichen ins einzelne gehenden Messungen benötigt man gar nicht für Smart-Home-Aufgaben. Ein für das Smart Home zugeschnittenes zweites Gateway, das keine BSI-Zertifizierung benötigt, ist sinnvoll.«
Zurück zum Smart Metering-Gateway: Es sammelt die Daten der Zähler, bereitet sie auf und sendet sie zu den Versorgern. Die Versorger schicken die Tarifprogramme zum Gateway, das dann sogar Steuerungsfunktionen im Haus übernehmen könnte. Zunächst aber soll es den Kunden über verschiedene zeit- und lastabhängige Tarife Anreize bieten, ihre Geräte nicht zu Spitzenzeiten einzuschalten.
Dabei sind die Versorger gar nicht daran interessiert, möglichst viele Daten aus den Wohnungen der Kunden über das Gateway erst in eigener Regie auszuwerten. Das würde viel zu viel Daten auf den Weg schicken, die die Versorger gar nicht benötigen. Die Lastgänge sollen in den Gateways der Kunden bleiben, sie sollen das Haus gar nicht erst verlassen. Auf den BSI-zertifizierten Gateways wären sie sicher, niemand könnte sie auslesen und so Verhaltensprofile der Nutzer erstellen, die sich missbrauchen ließen.
Smart Home/Smart Metering: vieles ist noch Zukunftsmusik
Allerdings ist das noch Zukunftsmusik, oder wie Klaus-Dieter Walter sich ausdrückt, eine Märchenstunde: »Wenn wir in Deutschland von Smart Metering sprechen, dann meinen wir vor allem die automatische Erstellung von Abrechnungen. Energy Management und dessen Integration in die Smart-Home-Umgebung steckt noch in den Anfängen. Der Prosumer, der einerseits Strom vom Netz abnimmt, andererseits über PV, BHKWs und Wärmepumpen Strom ins Netz einspeist, ist praktisch noch gar nicht berücksichtigt.«
Außerdem macht er darauf aufmerksam, dass derzeit vor allem die elektronischen Zähler für die Elektrizität im Vordergrund stehen. Zähler für Gas, Wasser und Wärme sind noch nicht ins Zentrum der Betrachtung gerückt.
Wärme und Speicher müssen berücksichtigt werden
Der Anteil des Energieverbrauchs im Durchschnittshaushalt ist aber gemessen an den Kosten für die Wärmeerzeugung gering. »Wärmeerzeugung und Speicherung müssen deshalb künftig viel stärker berücksichtigt werden«, so Walter. Dasselbe gelte für Energiedienstleister, die den Kunden etwa die günstigsten Tarife selektieren und Fernwartungen durchführen. Und auch für die Energiehändler, die beispielsweise BHKWs zu virtuellen Kraftwerken zusammen schließen, um Regelenergien zu vermarkten. Beide seien in den heutigen Systemen noch gar nicht in Betracht gezogen. Sein Fazit deshalb: »Die Gateways müssen eine offene Plattform sein, auf ihnen müssen die Apps der anderen Marktteilnehmer laufen können.«