Für die Fabrikautomatisierung gibt es Feldbusse und Industrial-Ethernet-Systeme in Hülle und Fülle. Angesichts dessen drängt sich die Frage auf, inwieweit sich Fabrikautomatisierungs-Bussysteme auch für die Gebäudeautomatisierung eignen. »Tatsächlich werden in der Gebäudeautomatisierung auch Feldbussysteme aus der Industrie genutzt, zum Beispiel Modbus«, formuliert Karl-Heinz Sanders. »Die Vorteile einer flachen Hierarchie und einfachen Verwendung überwiegen in spezifischen Fällen die Nachteile der nicht vorhandenen Standardisierung und der fehlenden Gebäudeautomatisierungs-Profile. Der – gewissermaßen nicht bestimmungsgemäße – Einsatz von Industriefeldbussen in Gebäuden ist also durchaus möglich; ob er aber auch sinnvoll ist, diese Entscheidung muss der Planer in Absprache mit dem Bauherren treffen.«
Ganz ähnlich äußert sich Hans Symanczik: »Im Prinzip sind die Fabrikautomatisierungs-Bussysteme auch für die Gebäudeautomatisierung geeignet«, sagt er. »Ihnen fehlen aber spezifische Eigenschaften, die für die etablierten Gebäudeautomatisierungs-Bussysteme typisch sind, etwa die standardisierten Funktionsprofile von LonMark als Basis einer intelligenten Raumautomatisierung. Ein stärkerer Einsatz in der Gebäudeautomatisierung scheitert auch daran, dass es nicht genug Produkte und Know-how gibt. Nicht umsonst spricht man bei BACnet, EnOcean und LON von den Standards der Gebäudeautomatisierung.« Ein sehr interessantes Thema sei allerdings die Gebäudeautomatisierung innerhalb der Industrie: »Es kommt ja auch in der Industrie nicht nur darauf an, Maschinen zu steuern«, stellt er klar. »Auch die Umgebungsbedingungen sind wichtig, unter denen produziert wird oder unter denen Rohstoffe, Materialien und Waren gelagert werden. Hier kann die Gebäudeautomatisierung eine wichtige Rolle spielen, sowohl unter dem Aspekt optimaler Umgebungsbedingungen als auch unter den Aspekten Energieeffizienz und Energieeinsparung.«
Thomas Elsner zufolge sprechen vor allem wirtschaftliche Aspekte gegen den Einsatz von Fabrikautomatisierungs-Bussen in Gebäuden: »Diese Systeme sind nur für komplexe Gebäude wirtschaftlich - der Planungs- und Integrationsaufwand ist hier extrem hoch«, sagt er. »Außerdem ist zu beachten, dass all diese Systeme auf zentraler Kommunikation beruhen (SPS) – mit dem entsprechenden Verkabelungsaufwand, der daraus folgenden Brandlast und anderen Nachteilen. Allerdings gibt es auch hier Schnittstellen, etwa zwischen dem Wago-I/O-System und KNX. Also muss man sich nicht mehr auf ein System für den gesamten Gebäudekomplex, für Büro- und Fertigungsgebäude, festlegen.« Für kleinere Bürogebäude und im privaten Bereich spielen Fabrikautomatisierungs-Systeme laut Elsner keine Rolle.