Ein wichtiger Aspekt der Integration von Smart Grid und Gebäudeautomatisierung ist das Energie-Management. Für die industrielle Produktion sind seit einiger Zeit umfassende Energie-Management-Systeme auf Software-Basis erhältlich. Sie sollen den Energieverbrauch generell so weit wie möglich verringern und/oder im Hinblick auf das gewählte Tarifsystem optimieren. Wie ist nun das Thema Energie-Management in der Gebäudeautomatisierung gelöst? »Auch für Gebäude und Liegenschaften gibt es umfassende Energie-Management-Systeme, die nach dem klassischen Wirkungskreis funktionieren: Datenaufnahme und Auswertung, Analyse und Bewertung, Festlegen von Zielen und Maßnahmen und - als letzten Schritt - deren Planung und Umsetzung, bevor es wieder von vorn anfängt«, erläutert Hans Symanczik. »Um konkret ein Energie-Management in Gebäuden umsetzen zu können, ist es Standard, alle Zähler und Messgeräte in das Automatisierungssystem zu integrieren. Die Daten werden im Gebäude-Management-System erfasst und stehen dort für die Aufbereitung und Auswertung bereit. Wichtig ist, dass das Gebäude-Management nicht nur Werkzeuge zur Auswertung und Analyse bietet, sondern dass Anwender über das Gebäude-Management auch die Anlagen steuern können und damit die Maßnahmen, die sich aus der Analyse ergeben, sofort umsetzen können.«
Abgesehen davon ist es laut Symanczik »eines der Kernelemente von Gebäudeautomatisierung, dass Energieverschwendung durch intelligentes, gewerkeübergreifendes Zusammenspiel der verschiedenen Anlagen und Systeme vermieden wird«. Mit gewerkeübergreifender Gebäudeautomatisierung an sich werde »schon vieles umgesetzt, was Energie-Management ausmacht«. Karl-Heinz Sanders stimmt diesem Argument zu: »In der Produktion oder generell in der Industrie müssen Energie-Management-Systeme eigens implementiert werden, unter anderem in Form spezieller Messklemmen«, sagt er. »In Gebäuden sieht dies anders aus, dort ist das Automatisierungssystem an sich schon das Energie-Management-System. Das muss es auch sein, schließlich geben Normen wie die DIN EN 15232 die Schlagzahl in Sachen Energieeffizienz vor. Die integrale Verknüpfung aller beteiligten Gewerke in Verbindung mit sinnvoll entwickelten Szenarien bildet hierbei das Fundament des Energie-Managements. Ein permanentes Monitoring in der Leittechnik, das seine Daten aus dem Gebäudetechnik-Netzwerk bezieht, ermöglicht zudem kontinuierliche und zyklische Optimierungen.«
Thomas Elsner formuliert folgende Anforderungen an das Energie-Management in Gebäuden: »Optimales Energie-Management sollte so funktionieren, dass einerseits der Gesamtverbrauch zentral erfasst wird, andererseits aber auch Informationen zum aktuellen Tarif oder zur Verfügbarkeit von Wind- und Sonnenstrom vorliegen«, sagt er. »Anhand von Schwellwerten und einer Prioritätenliste für Verbraucher lassen sich dann einzelne Verbraucher freigeben oder sperren.« Das Problem liege jedoch darin, dass es »im Moment nur Einzellösungen« gebe: »Das sind zumeist Systeme für bestimmte Bereiche oder Geräte wie etwa die Waschmaschine. Nötig wäre jedoch ein System, das das gesamte Gebäude erfasst und steuert und das individualisierbar ist.« Ohne verlässlichen Standard sei das Energie-Management in Gebäuden kostspielig und aufwändig. In Sachen Energie-Management und Smart Grid werde aber intensiv entwickelt, so dass bald erste ganzheitliche Lösungsansätze zu erwarten seien.