Staunen auf dem 1. Energie&Technik Smart Home & Smart Metering Summit in München: Sobald es um abrechnungsrelevante Smart-Metering-Daten geht, muss ein BSI-zertifiziertes Gateway die Kommunikation übernehmen. Die Hausautomatisierung kann jedoch ein weiteres Gateway steuern, das die Zertifizierung nicht benötigt.
Dr. Martin Kahmann, Fachbereichsleiter an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, zeichnete auf dem von Energie & Technik durchgeführten Smart Home & Metering Summit ein interessantes Bild: Für die Automation des Smart Home darf durchaus ein nicht zertifiziertes Gateway zuständig sein. Für die Aufgaben dieses Gateway seien laut Kahmann die abrechnungsrelevanten Daten nicht zwingend erforderlich und die Sicherheitsanforderungen, wie sie vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn an das eigentliche Smart Meter Gateway gestellt werden, bestünden für dieses Home-Automation-Gateway nicht.
Bisher hatte sich in der Branche ein anderer Eindruck verfestigt: Die Verbindung zwischen Home Automation Network, dem Zählernetzwerk und dem WAN übernimmt ein einziges Gateway. Für dieses Gateway erarbeitet BSI ein Schutzprofil und technische Richtlinien. Die Gateways, die die abrechnungsrelevanten Daten der Zähler sammeln, für den Kunden sichtbar machen und an die Versorger weiterleiten, müssen ein Zertifikat erhalten, das bestätigt, dass sie den Anforderungen des BSI an Datensicherheit und -schutz genügen. Diese Gateways dienen auch dazu das Energie-Management in den Haushalten, also die Realsierung des Smart Home, zu übernehmen.
Das klang auf den ersten Blick logisch. Auf den zweiten Blick stellte sich für interessierte Anbieter von Geräten und Dienstleistungen für Smart-Home-Szenarien aber die Frage nach den Kosten, der Flexibilität und der Betreiberhoheit über diese amtlich zu zertifizierenden »Nadelöhr-Gateways«. Die nach Kahmanns Prognose bestehende Option des zweiten Gateways könnte hier zur dringend benötigten Entspannung der derzeit mitunter hitzigen Diskussionen vom Smart Home und das BSI-Gateway führen.
Die Möglichkeit, Geld zu verdienen, bieten schließlich eher die Home-Automation-Gateway-Anwendungen. Über sie könnten die neuen Geschäftsmodelle auf Basis neuer Services laufen. Die Home-Automation-Gateways bezahlt der Endkunde zwar zusätzlich. Dafür könnten sie ihm aber wegen der nicht durch staatliche Vorgaben reglementierten Funktionalitäten grenzlose Vielfalt an Diensten bieten, wie z.B. beliebig komfortable Visualisierung der Verbrauchsdaten, Lieferung von Verbrauchstatistiken und Hilfestellung bei der Optimierung des Energieverbrauchsverhaltens. Sie könnten das Energie-Management durchführen, also Geräte nach den zeit- und lastabhängige Tarifen steuern und sogar dazu beitragen, PV-Anlagen, Wärmepumpen und BHKWs einzubinden und zu virtuellen Kraftwerken zusammen zu schließen.
Das alles ist noch Zukunftsmusik – aber es bieten sich neue Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle. Damit erhielten viele Firmen jeder Größe die Möglichkeit, in diesen neu entstehenden Markt einzusteigen – ohne sich mit teuren Zertifizierungsfragen herum schlagen zu müssen.