Ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt der Westfälischen Hochschule untersucht, wie sich mit Überschuss-Strom aus Blockheizkraftwerken oder Photovoltaikanlagen Elektro-Fahrzeuge betanken lassen. Interessant ist das vor allem für kleine und mittlere Unternehmen mit eigener Energieversorgung und Fahrzeugpark.
Solarzellen erzeugen im Sommer bei günstiger Sonneneinstrahlung mehr Strom, als benötigt wird. Gleiches gilt für Blockheizkraftwerke (BHKWs) im Winter, wenn die Heizung zwar mehr Wärme, aber nicht mehr Strom benötigt. Wissenschaftler der Westfälischen Hochschule haben deshalb ein System entwickelt, mit dem sie die überschüssige Energie direkt verbrauchen können, statt sie aufwändig speichern zu müssen. Dazu wollen sie die technische Gebäudeausrüstung mit den Batterien von Elektroautos verbinden.
Technisch bedeutet das, die Lastgänge der Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) und BHKWs so zu steuern, dass sie zu den Bedarfskurven von Elektrofahrzeugen passen. Während ein Gebäudetechniker die Lastkurve eines BHKWs beeinflussen kann, ergibt sich jedoch die Lastkurve der PV-Anlage allein aus Astronomie, Klima und Wetter. Zudem bekommen die Forscher von den Fahrzeugherstellern nur ungefähre Angaben über die Restspeichermenge in den Batterien von Elektrofahrzeugen. »Hier tüfteln wir an präziseren Werten, um die Ladezyklen je nach Restfüllstandsanzeiger der Batterie besser steuern zu können«, sagt Thomas Krause vom Fachbereich Maschinenbau und Facilities Management der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen und Leiter des Teams.
Ziel des Projekts ist ein technisches Gesamtsystem, das zuverlässig Auskunft darüber gibt, ob es ich lohnt mit Benzin oder Diesel betriebene Fahrzeuge durch Elektrofahrzeuge zu ersetzen und die eigene Energieversorgung als Stromtankstelle zu nutzen.
Als ersten Testbetrieb hat das Projekt das Autohaus Rüschkamp in Lünen, das zugleich über eine Fahrschule mit Namen »Mobile Vielfalt« betreibt, gewonnen. Rüschkamp lässt den Testbetrieb unter dem Stichwort »eDrivingSchool« laufen und hat damit das Interesse des Fahrlehrerverbands Westfalen geweckt, der das elektrische Fahren auch in den Ausbildungsrichtlinien für Fahrschüler verankern will. Der zweite Testbetrieb ist die H&V Energietechnik in Nordkirchen. Sie betreibt ein Lieferfahrzeug mit eigenem Überschuss-Strom.
Projekterfolg vorausgesetzt, sieht Thomas Krause einen großen Markt: »Es gibt gerade im Pendelbereich des Ruhrgebiets eine große Anzahl von Gewerbebetrieben, die technisch bereits in die eigene Strombereitstellung eingestiegen sind und ihre Überschuss-Erzeugung in eigenen Elektrofahrzeugen sehr gut nutzen könnten. Zugleich macht das die Elektromobilität im Straßenbild sichtbarer als bisher und führt auch dem Privatkunden die Nutzung von Elektromobilität vor Augen.«
Noch bis Ende 2014 fördert die EU und das Land Nordrhein-Westfalen das Projekt mit insgesamt 360.000 Euro, von denen allein 108.000 Euro auf die Westfälische Hochschule entfallen.