Kostengünstiger als Netzausbau:

Regelbare Ortsnetztrafos retten die Qualität im Niederspannungsnetz

23. August 2011, 8:44 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

»Bis zu 45 Prozent der Ortsnetztrafos müssen regelbar sein«

Wie geschieht die Kommunikation von den Sensoren zur Ortsnetzstation?

Entweder über Direktanbindung wie Lichtwellenleiter oder über Funk bzw. Mobilfunk wie GSM oder UMTS.

Kommt auch Powerline-Communication in Frage?

Das ist auch möglich, weil man aber auf jeden Netz-Knotenpunkt die Signale ein- und auskoppeln muss, ist das relativ aufwändig.

Welche Protokolle finden Einsatz?

Die klassischen Protokolle der EVUs, aber teilweise auch schon auf Basis von 61850.

Was bringt der regelbare Ortsnetzstation an Netzqualität?

Zusammen mit der RWTH Aachen haben wir Netzsimulationen auf Basis realer Netze und von Wachstumsprognosen bis 2030 durchgeführt. Die Simulation bezog sämtliche Netzstrukturen mit ein: von den City-Netzen, die ja eher weniger problematisch sind, über stadtnahe Netze und Netze in ländlichen Gegenden bis zum Einzelstrang zum Bauernhof mit Einspeisung aus verschiedenen Quellen. Das Ergebnis war, dass wir 90 Prozent aller Spannungsabweichungen ausregeln können. Nur für hoch belastete Einzelstränge im ländlichen Bereich – also den Aussiedlerhof mit verschiedenen Einspeisungen – reicht diese alleinige Regelung nicht mehr aus. 

Im Zusammenhang mit Smart Grids fällt häufig der Begriff »Internet der Energie«, das es parallel zu den Übertragungs- und Verteilnetzen aufzubauen gelte, um sie intelligent zu machen. Dieses »Internet der Energie« soll die Dateninfrastruktur zur Verfügung stellen, und schon wird aus dem dummen alten Netz das kluge neue. Würde das nicht ausreichen, um das Netz steuerbar zu machen?

Es ist sicherlich wichtig, die Möglichkeiten der ITK zu nutzen und mit den Firmen zusammen zu arbeiten, die sich darauf spezialisiert haben. Aber es handelt sich aus meiner Sicht um eine Hilfsdisziplin. Lastflüsse zu managen und die Anforderungen an die Netzqualität zu erfüllen, das ist in erster Linie die Aufgabe der Hersteller von Komponenten der Starkstromtechnik.

Um den Einsatz der neuen regelbaren Transformatoren kommen die EVUs als nicht herum. Müssen sie in jedem Fall neue Ortsnetzstationen aufbauen, oder können sie existierende auch einfach aufrüsten?

Es muss auf jeden Fall der bisherige Trafo durch einen regelbaren ersetzt werden. Wenn der Platz in der jeweiligen Ortsnetzstation dafür ausreicht und auch die Kapazität der Station nicht erhöht werden muss, dann lässt sich die Station einfach mit dem neuen regelbaren Trafo aufrüsten. Insbesondere Technologien, die einen geringen Platzbedarf haben, eignen sich gut für die Aufrüstung bestehender Stationen, weil sich der ungeregelten Trafo gegen den geregelten einfach austauschen lässt. Trifft das nicht zu, muss eine neue Station gebaut werden.

Wie viel kostet eine regelbare Station?

Als Daumenregel kann man sagen: Wenn eine ungeregelte Anlage 30.000 Euro kostet, dann müssen die Anwender für die geregelte Ausführung zwischen 10.000 und 18.000 Euro drauf legen. Auf jeden Fall muss sich die regelbare Aufrüstung dem Benchmark des Netzausbaus in seiner Wirtschaftlichkeit stellen.

Wie viele neue regelbare Stationen müssen denn aufgrund des Ausbaus der erneuerbaren Energien installiert werden? 

In Deutschland gibt es rund 600.000 Ortnetzstationen. Die gängige Praxis zeigt, dass pro Jahr zwischen 10.000 und 15.000 neue Stationen hinzukommen – entweder über Upgrades oder über den Bau neuer Stationen. Wir rechnen damit, dass im Verteilnetz künftig zwischen 40 und 45 Prozent der Trafos regelbar sein sollten. Wenn man die EVUs fragt, so schätzen sie den Anteil auf 35 bis 50 Prozent – je nach heutigem Leidensgrad der jeweiligen EVU. Die große Bandbreite zeigt, dass es heute noch viel Unsicherheit gibt. Mit dem neuen EEG-Entwurf hoffen wir, dass sich die Unsicherheitren verringern und verlässlichere Abschätzungen möglich werden.

Lässt sich mit den neuen regelbaren Trafos der Netzausbau verhindern?

Er lässt sich auf jeden Fall verzögern, in vielen Fällen auch verhindern. Wenn viele regenerative Quellen ins Netz einspeisen und die Lasttragfähigkeit der Station überschritten wird, dann kommt man nicht drum herum, neue Kabel verlegen zu müssen.

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