Statt über niedrigpreisige Wettbewerbsprodukte aus China zu lamentieren, hat Karsten Bier, CEO der Recom-Gruppe, sein Unternehmen so umstrukturiert, dass es mit chinesischen Herstellern in ihrem Heimatmarkt konkurrieren kann. Recom hat seine Marke dort als Premium-Produkt etabliert.
»Wer sich langfristig darauf verlässt, dass China nur ’billig’ kann«, so Karsten Bier, CEO der Recom-Gruppe, »wird sich schneller als gedacht auf der Verliererstraße wiederfinden«. Während in der Stromversorgungsbranche China lange Zeit mit preiswerten Produkten niedriger Qualität gleichgesetzt wurde, geht Bier davon aus, dass sich China langfristig zu einem der größten Premium-Märkte der Welt entwickelt. Aus diesem Grund hat er sein Unternehmen so strukturiert, dass es mit chinesischen Herstellern in deren Heimatmarkt konkurrieren kann.
»’Global Player’ wird sich langfristig nur der nennen können«, so seine Überzeugung, »der sich dem Wettbewerb im chinesischen Markt stellt«. Aufgrund seiner schieren Größe sei China der ideale Markt für Massenprodukte. Da die Produktion großer Stückzahlen generell effizienter ist, geht dieser Vorteil auch dann nicht verloren, wenn die Löhne in 10 oder 20 Jahren westliches Niveau erreicht haben.
Um von diesem Markt profitieren zu können, sei eine frühe Präsenz in China erforderlich, um dort als deutscher oder europäischer Hersteller seine Marke als »Premium-Produkt« am Markt zu etablieren. Schon heute seien in China für Produkte mit nachweisbar hoher Lebenserwartung gute Preise erzielbar. »Bei allen unseren großen Kunden, zum Beispiel in der Bahn- und Energietechnik«, berichtet Bier, »kommt Zuverlässigkeit schon heute vor dem Preis«.
Einen der Hauptgründe sieht der Recom-Chef darin, dass chinesische Großunternehmen vor allem auch den Export im Auge haben, »und deshalb tun sie alles, um das mindere Qualitätsimage loszuwerden«. Bei der Erschließung des chinesischen Marktes war Recom die frühe Präsenz mit Produktion und Engineering im chinesischen Sprachraum behilflich.
Zwar hat Recom diese Erfahrungen in Taiwan gemacht, nicht in China, doch die politischen Differenzen zwischen Taiwan und China »spielen eine untergeordnete Rolle«, versichert Bier, »sobald es ums Geschäft geht«. Zwar sind die Löhne in Taiwan noch deutlich höher, doch dem lässt sich mit einem hohen Automatisierungsgrad in der Fertigung entgegenwirken. Zudem steigt das Lohnniveau in China kontinuierlich.