ZSW: »Wir sind die Experimentalküche der deutschen E-Mobility-Branche«

Forschungsproduktionslinie für Lithium-Ionen-Technologien

16. Oktober 2012, 15:37 Uhr | Engelbert Hopf
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Steiniger Weg zum Leitmarkt für E-Mobility

Der Hype um die E-Mobility ist spürbar abgeflacht, das Ziel des E-Mobility-Leitmarktes mit 1 Mio. Elektrofahrzeugen bis 2020 liegt noch in weiter Ferne. Halten Sie als Wissenschaftler die ausgelobten Ziele noch für realistisch?

Ich war letzte Woche auf dem E-Mobility-Gipfel im Kanzleramt und habe eine sehr offene und konstruktive Zusammenarbeit zwischen Industrie, Forschung und Politik wahrgenommen, und auch an den proklamierten Zielen wird festgehalten.

Ich denke aber auch, dass sich beim Wechsel vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb unserer Fahrzeuge vor allem unser Denken ändern muss! Es macht keinen Sinn, darüber zu lamentieren, dass ein Elektrofahrzeug keine 600 km Reichweite hat, wenn die meisten PkW-Fahrer nur 40 km Reichweite täglich benötigen und gleichzeitig 23 Stunden am Tag Zeit zum Nachladen haben. Stattdessen sollte sich der Fokus auf die vielen Varianten der Elektromobilität richten, vom Hybrid-Antrieb, über die Brennstoffzelle bis zum E-Stadtauto. Dafür gibt es heute schon gute und interessante Lösungen und das Angebot wird in den nächsten Jahren noch reichhaltiger werden.

Um ehrlich zu sein, ich hatte befürchtet, dass der Hype viel schneller abflachen würde, und wir nicht genügend Zeit hätten, um entsprechend nachhaltige Lösungsansätze anzuschieben. Heute sind wir in Deutschland gut unterwegs, um die vereinbarten Ziel zu erreichen.

Seit knapp zwei Jahren eröffnet sich mit der Zwischenspeicherung von Ökostrom ein neues Anwendungsfeld für leistungsfähige Batterien. Wie sehen Sie die Chancen in diesem Bereich, wird sich auch dort die Lithium-Ionen-Technologie durchsetzen?

Für das ZSW ist das eigentlich ein historisches Thema, mit dem wir uns bereits vor Jahren im Hinblick auf die Kombination von Photovoltaik mit Bleibatterien beschäftigt hatten. Im Rahmen des deutsch-französischen Sol-ion-Projekts haben wir dann die Möglichkeiten der Lithium-Ionen-Technologie in diesem Bereich ausgelotet. Unser Fazit: Ein interessantes Thema. Blei hält in diesen Anwendungen etwa 7 bis 8 Jahre, Lithium hat das Potential für 20 Jahre. Lithium ist aber etwa dreimal so teuer wie Blei in dieser Applikation. Da Blei keine Zyklisierung mag, spricht vieles für Lithium. Ich gehe aber nicht davon aus, dass sich dieser Anwendungsbereich zu einem Technologietreiber entwickeln wird. Diese Aufgabe wird auch in Zukunft der Automobilindustrie zufallen, denn sie hat die nötigen Ressourcen, um diese neue Technologie marktreif zu machen.


  1. Forschungsproduktionslinie für Lithium-Ionen-Technologien
  2. »Experimentalküche« für neue chemische Zusammensetzungen
  3. Steiniger Weg zum Leitmarkt für E-Mobility

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