ZSW: »Wir sind die Experimentalküche der deutschen E-Mobility-Branche«

Forschungsproduktionslinie für Lithium-Ionen-Technologien

16. Oktober 2012, 15:37 Uhr | Engelbert Hopf
Prof. Werner Tillmetz, ZSW: »Mit der nun entstehenden Forschungsproduktionslinie im eLaB schließen wir das letzte Stück im vorwettbewerblichen Umfeld für die deutsche Batteriebranche. Dem Transfer neuer Produktionsprozesse vom Labor in die Wirtschaft steht dann wirklich nichts mehr im Wege.«
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Durch den weiteren Ausbau des eLaB unterstützt Prof. Dr. Werner Tillmetz vom ZSW die gemeinsamen Anstrengungen der deutschen Batteriebranche, in die Pole Position des weltweit entstehenden E-Mobility-Marktes zu gelangen.

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Wir sprachen mit Prof. Dr. Werner Tillmetz, Mitglied des Vorstands des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und verantwortlich für die Elektrochemischen Energietechnologien am Standort Ulm darüber, wie der Informationstransfer vom Labor in die Wirtschaft Deutschland an die Pole-Position des E-Mobility-Markts bringen kann.

Markt&Technik: Kürzlich erfolgte finanzielle Zusagen vom Bund und vom Land Baden-Württemberg ermöglichen dem ZSW nun den Bau einer Forschungsproduktion für Lithium-Ionen-Technologien. Welche Bedeutung hat das für die E-Mobility-Anstrengungen in Deutschland?

Prof. Werner Tillmetz: Diese Zusagen ermöglichen es uns nun, in Kooperation mit dem Industrieverbund KLiB eine Anlage zu errichten, die seriennahe Fertigungsprozesse von Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos erforschen soll. Mit dem Bau dieser Anlage, die wir 2014 in Betrieb nehmen wollen, wird nun die letzte Lücke im vorwettbewerblichen Umfeld geschlossen. Interessierten Unternehmen stehen dann am ZSW erstmals ergänzende F&E-Möglichkeiten entlang der gesamten Wertschöpfungskette zur Verfügung.

Sie beschäftigen sich am eLaB des ZSW in Ulm ja bereits seit 2008 mit der Produktion von Lithium-Ionen-Akkus. Worin liegt der Unterschied zur neuen Forschungsproduktionslinie?

Wir blicken beim ZSW auf 20 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der Lithium-Ionen-Technologie zurück. Wir haben 2008 mit der Herstellung der ersten kompletten Zellen begonnen und seit 2011 verfügen wir zudem im eLaB über die BMBF geförderten Produktionstechnologien für kleine Lithium-Ionen-Zellen mit Kapazitäten bis zu 5 Ah sowie über ein großes Sicherheits- und Batterietestzentrum. Mit der nun zu errichtenden Forschungsproduktionslinie werden wir nun Herstellverfahren für prismatische Lithium-Ionen-Batterien ab einer Größe von 20 Ah entwickeln und testen können.

Im Rahmen der E-Mobility-Anstrengungen entstehen derzeit neben verschiedenen Produktionsstätten auch Forschungseinrichtungen und Testlabore. In welcher Form unterscheidet sich das eLaB des ZSW von diesen Aktivitäten?

Obwohl auch in Deutschland bereits seit einigen Jahren im Laborbereich intensiv an Lithium-Ionen-Technologien geforscht wurde, gibt es hierzulande bisher noch zu wenig Wissen über den Einfluss des Produktionsprozesses auf Qualität, Sicherheit und Herstellkosten von Lithium-Ionen-Batterien. Am eLaB sind wir in der Lage unter realen Produktionsbedingungen Musterserien herzustellen und Prozess- und Verfahrensparameter zu optimieren. Ziel dieser Anstrengungen ist es, die Ausschussrate weiter zu senken, die Qualität der Zellen zu erhöhen und gleichzeitig die Herstellungskosten zu reduzieren.

Über die letzten Jahre ist in Ulm ein Leuchtturm in Sachen Lithium-Ionen-Technologie entstanden. Wie hoch sind bislang die Investitionen in dieser Richtung und wie viele Mitarbeiter beschäftigen sich heute am ZSW und an anderen Orten in Ulm mit diesem Thema?

Zu Beginn der verstärkten Aktivitäten zu Lithium-Ionen-Batterien, etwa ab dem Jahr 2008, waren hier rund 30 Mitarbeiter mit diesem Thema beschäftigt. Inzwischen hat sich die Zahl der Batterieforscher am ZSW auf 100 erhöht. Wenn die neue Forschungsproduktion ab 2014 läuft, werden noch einmal 20 Mitarbeiter hinzukommen. Rechnet man die Forscher und Mitarbeiter an der Universität Ulm, die sich mit dem Thema Elektrochemie beschäftigen, sowie die Mitarbeiter des neuen Helmholtz-Institut Ulm für Batterieforschung hinzu, dann werden am Standort Ulm in zwei Jahren rund 300 Spezialisten an den verschiedenen Aspekten der Hochleistungsbatterien für die E-Mobility und die Zwischenspeicherung von Ökostrom arbeiten. Allein in die Aktivitäten rund um das eLaB werden dann etwa 70 Mio. Euro geflossen sein.


  1. Forschungsproduktionslinie für Lithium-Ionen-Technologien
  2. »Experimentalküche« für neue chemische Zusammensetzungen
  3. Steiniger Weg zum Leitmarkt für E-Mobility

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