In zwei Jahren werden in Deutschland auch Produktionsstätten für große Lithium-Ionen-Batterien existieren. In welcher Form können Sie diese Hersteller dann unterstützen?
Als Forschungsinstitut liegt unsere Hauptaufgabe vor allem in der Synthese und Charakterisierung neuer Materialien. Vor diesem Hintergrund beschäftigen wir uns mit den verschiedensten Lithium-Cobalt- und Lithium-Mangan-Mischungen, in Form von NMC- oder LCA-Zellen. Aber wir beschäftigen uns auch mit Eisenphosphat- oder Titanoxid-Lösungen. Zu Forschungszwecken oder im Auftrag eines Kunden nutzen wir dann diese neuen Materialien zur Herstellung von Zellen. Ich nenne das eLaB deshalb immer eine Experimentalküche, in der neue Rezepturen erprobt werden.
Wären die etablierten Hersteller nicht selbst in der Lage, diese Entwicklungen und Test vorzunehmen?
Bei einer laufenden Fertigung konzentriert sich alles darauf, exakt diesen Produktionsprozess am Laufen zu halten, und nur ja nichts zu ändern, um keine Qualitätsprobleme zu bekommen. An dieser Stelle kommen wir ins Spiel. Hier können die Hersteller im Rahmen der Forschungsproduktionslinie neue Rezepturen ausprobieren, oder die großen Chemieunternehmen können hier unter Serienbedingungen Musterzellen mit ihren jüngsten Materialmischungen herstellen. Da sie hier auch noch die notwendigen Qualitätstests durchführen können, sind sie zukünftig in der Lage, ihren Interessenten nicht nur neue, theoretisch interessante Materialmischungen anzubieten, sondern auch gleich den »Proof of Concept« zu liefern.
An dieser Stelle dürfte Ihre Kooperation mit dem Industrieverband KLiB zum Tragen kommen. Werden es seine Mitglieder sein, die für die Auslastung ihrer Entwicklungs-, Produktions- und Testkapazitäten sorgen?
Ja, so ist es vereinbart. Derzeit laufen die entsprechenden Verpflichtungsverhandlungen. Ohne die Zusage der Industriepartner, die hier geschaffenen Kapazitäten auszunutzen, ließe sich ein solches Konzept nicht umsetzen. Was alle Beteiligten dabei eint, ist das Wissen um die Möglichkeiten des gerade erst entstehenden Marktes für E-Mobility oder eben auch die Zwischenspeicherung von Ökostrom.
Klar ist aber auch allen Beteiligten, dass sie nur durch Zusammenarbeit im vorwettbewerblichen Umfeld in der Lage sein werden, auf diesem Zukunftsmarkt die gewünschten Erfolge einzufuhren. Insofern stellen die Aktivitäten rund um das eLaB sicherlich einen absoluten Ausnahmefall in der deutschen Industrie dar. Diese Form vorwettbewerblicher Zusammenarbeit könnte aber auch Signalcharakter für andere Betätigungsfelder haben.
In den letzten Monaten sind gerade einige amerikanische Batterie-Startups in massive Schwierigkeiten gekommen. Dauerte für sie der Transfer vom Lab zum Markt zu lange?
Sie haben ganz einfach das »Window of Opportunity« verpasst. Mit der Entwicklung neuer Batterietechnologien sind wahnsinnig hohe Kosten verbunden. Und wenn sich dann noch der Markt nicht so entwickelt, wie das ursprünglich erwartet wurde, dann wird es schwierig, die 30, 40 Prozent Bruttomarge zu erzielen, welche gemeinhin den Investoren so vorschwebt. Genau diese Probleme versuchen wir in Zusammenarbeit mit dem KLiB im vorwettbewerblichen Umfeld zu minimieren. Eine Garantie, dass alle ihre erhofften Ziele erreichen werden, können wir aber auch auf diesem Wege nicht geben.