Photovoltaik in Sachsen

»Wir haben gute Voraussetzungen, wir dürfen sie nicht verspielen«

29. April 2009, 18:20 Uhr | Mathias Bloch

Die Photovoltaik in Sachsen federt die Qimonda-Pleite zweifellos ab. Doch wie langfristig kann diese Industrie angesichts der weltweiten Konkurrenz bestehen? Wir sprachen mit dem Wirtschaftsbürgermeister von Dresden, Dirk Hilbert.

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Die Stadt Dresden arbeitet schon länger daran, unabhängiger von der Halbleiterindustrie zu werden und hat sich dazu u.a. auf die Photovoltaik gestützt. Mit Qimonda ist nun einer der drei großen Halbleiterhersteller insolvent. Kann der Standort Dresden das jetzt auffangen?

Das sehe ich bei der Qimonda-Pleite im wesentlichen schon. Da sind eine ganze Reihe von Beschäftigten von der Photovoltaik aufgefangen worden. Allein bei Q-Cells sind es über 100 Mitarbeiter. Auch in anderen Photovoltaik-Unternehmen in der Region sind viele Qimonda-Mitarbeiter untergekommen. Diese Unternehmen profitieren gewissermaßen auch von der Pleite. Sie haben qualifizierte Mitarbeiter bekommen, die sie sonst langwierig hätten suchen müssen.

Im Vorfeld der Qimonda-Pleite haben sich außerdem viele Zulieferer in Richtung der Photovoltaik-Industrie gewandt. Auch dadurch ist die Qimonda-Pleite abgefedert worden.

Trotzdem gibt es ein Aber: die Krise kommt auch in der Photovoltaik-Industrie an. Nachdem die Finanzierungen beim Endkunden zusammengebrochen sind, sind auch die Aufträge für die Photovoltaik zurückgegangen. Es geht nicht so uneingeschränkt weiter nach oben wie bisher.

Vor einem Jahr haben Sie gesagt, dass Sie den Standort stärken wollen und weitere Photovoltaik-Unternehmen hierher holen wollen. Wie weit ist Ihnen das gelungen?

Einige der Unternehmen, die hier sind wie Solarwatt, haben ihre Kapazität ausgebaut. Das ist sicher eine Stärkung des Standortes. Das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme hat Erweiterungsflächen bekommen. Damit hat dieses Institut endlich mehr Platz für die Photovoltaik-Forschung. Außerdem laufen Verhandlungen mit zwei weiteren Unternehmen.

Was tun Sie, um Dresden und die Region attraktiv für die Photovoltaik-Industrie zu halten?

Wir müssen die Forschung&Entwicklung in der Photovoltaik weiter ausbauen. Auch in diesem Industriebereich wird es Konsolidierungen geben und dann überleben diejenigen, die am effizientesten arbeiten und die in der Forschung Spitze sind. Wenn das die hiesigen Unternehmen sind, stärkt das natürlich auch unseren Standort.

Neben der Forschung, wie etwa am Fraunhofer-Institut, ist es auch wichtig, Wissenschaft und Wirtschaft besser zu verknüpfen. Außerdem können wir Ausbildungsprogramme starten, bei denen wir die Ausbildung auf die Bedürfnisse der Photovoltaik zuschneiden.

Nicht zuletzt haben wir bereits die wichtigen Anlagenlieferanten hier. In der Halbleiterindustrie ist das nicht mehr so. Insgesamt haben wir ganz gute Voraussetzungen, aber wir dürfen sie nicht verspielen.

Wandelt sich der Halbleiterstandort Dresden zu einem Standort für Photovoltaik?

Das würde ich nicht so sagen. Die Gewichte verschieben sich vielleicht, aber die Potenziale für die Halbleiterindustrie sind nach wie vor vorhanden. Zweifellos beeinflussen und ergänzen sich diese beiden Zweige.

 


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