Andere Länder, andere Standards
Kürzlich kamen weitere, anwendungsgetriebene EPS-Energieeffizienzstandards auf, was die Sache für Entwickler von Stromversorgungen weiter verkompliziert. Chinas »Communication Industrial Standard of PRC« (YD/T 1591-2006) schreibt für externe Stromversorgungen, die für mobile Telekommunikations-Endgeräte bestimmt sind, einen USB-Anschluss und einen Betriebsspannungsausgang mit einem Mindestwirkungsgrad von 50% im aktiven Betrieb und eine Leistungsaufnahme im Leerlauf von ≤300 mW vor. In 2008 entwickelte eine Gruppe führender Mobiltelefonhersteller im IPP-Prozess der Europäischen Kommission ein »Fünf Sterne«-Klassifizierungssystem für Handy-Netzadapter/Ladegeräte, das eine Leistungsaufnahme im Leerlauf bis hinab zu ≤30 mW (fünf Sterne) spezifiziert. Dieser Wert liegt weit unterhalb der Grenzwerte aktueller oder vorgeschlagener behördlicher Vorschriften. Im Frühjahr 2009 übernahm die Open Mobile Terminal Platform Group dieses Sterne-Klassifizierungssystem.
Zudem schlug sie vor, Handy-Akkuladegeräte zu standardisieren und für solche Geräte eine Energieeffizienz von mindestens vier Sternen (≤150 mW im Leerlauf) vorzuschreiben.
Doch es gibt auch einen kleinen Lichtblick in diesem Regulierungslabyrinth, denn alle wichtigen EPS-Energieeffizienz-Programme sehen das gleiche, recht einfache Testverfahren vor. So bestimmt sich der mittlere EPS-Wirkungsgrad im aktiven Betrieb aus dem arithmetischen Mittelwert der Wirkungsgrade bei 25%, 50%, 75% und 100% Last, und der Mindestwirkungsgrad hängt allein von der Nenn-Ausgangsleistung ab. Obwohl die Regulierungsbehörden vieler Länder eine Harmonisierung der EPS-Spezifikationen anstreben, um die Entwicklung solcher Geräte zu vereinfachen, gab es kürzlich wieder Differenzen durch neue Versionen. Entwickler müssen deshalb regelmäßig Informationen über die jeweils aktuellen Spezifikationen einholen.
Für einen Entwicklungsingenieur gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich über neue Energieeffizienz-Programme und Änderungen an bisherigen Spezifikationen auf dem Laufenden zu halten. Er kann einer Interessengruppe beitreten, die (weltweit) an den Tagungen der Regulierungsbehörden teilnimmt; er kann Newsletter über dieses Thema abonnieren, diesbezügliche Blogs lesen und in Datenbanken recherchieren (die nicht immer aktuell sind und nicht immer EPSrelevante Informationen enthalten); oder er kann regelmäßig im Internet nach aktuellen Informationen über EPS-Energieeffizienzprogramme suchen. All dies kann sehr viel Zeit kosten – und dennoch ist es fraglich, ob der Entwickler tatsächlich eine verlässliche Antwort auf die Frage erhält, ob sein Produkt konform ist.
Sechs Standards auf einen Blick
Zur Unterstützung von Stromversorgungsentwicklern hat Power Integrations ein webbasiertes Tool online gestellt, mit dem sich die Konformität einer Stromversorgung mit den sechs wichtigsten internationalen EPS-Energieeffizienzstandards schnell und einfach überprüfen lässt. Der »EPS Efficiency Compliance Calculator « berücksichtigt alle weiter oben angesprochenen, wichtigen EPS-Energieeffizienzprogramme. Bild 1 zeigt einen Screenshot des Rechners.
Zunächst gibt der Entwickler die Ausgangsspannung, den Ausgangsstrom und die Eingangsspannung der Stromversorgung ein. Das Drop-down-Menü bietet die Wahl Rich Fassler leitet das Energy-Efficiency-Programm von Power Integrations zwischen zwei diskreten Eingangsspannungen (115 V oder 230 V) und einem Universaleingangsspannungsbereich. Letzterer ist wichtig für die Verifikation der Konformität mit Energy Star EPS (Version 2.0). Danach werden die gemessene Leistungsaufnahme im Leerlauf und die vier Wirkungsgrade bei 25%, 50%, 75% und 100% der Last im aktiven Betrieb eingegeben. Das Tool berechnet in Echtzeit den mittleren Wirkungsgrad im aktiven Betrieb. Nach Eingabe aller Werte zeigt der Rechner an, ob die jeweiligen Grenzwerte der nachfolgend aufgelisteten Energieeffizienzprogramme eingehalten werden (grüne Felder) oder nicht (rote Felder).
Außerdem bestimmt der Rechner anhand der Leerlaufverluste die »Sterne«-Klassifizierung der Stromversorgung gemäß dem »European Commission Integrated Product Policy Program« (IPP) für Handy-Akkuladegeräte. Je nachdem kann eine Stromversorgung einen Stern (Leistungsaufnahme im Leerlauf ≤500 mW) bis fünf Sterne (≤30 mW) erhalten. Sobald die Messwerte für die Leerlaufverluste eingegeben sind, zeigt der Rechner die Anzahl der Sterne gemäß IPP-Spezifikation an.