Die junge und aufstrebende Photovoltaik-Branche in Sachsen wird oft in einem Atemzug mit der krisengeschüttelten Halbleiterindustrie genannt. Vergleichen lassen sich diese Branchen nur bedingt.
Wird aus »Silicon Saxony« ein »Solar Valley«? Wer diese Frage in Sachsen stellt, bekommt eine klare Antwort: »Nein«. Zum einen hätten diese beiden Branchen nicht viel miteinander zu tun, zum anderen wäre damit die weitere Existenzberechtigung der Halbleiterindustrie in Frage gestellt.
Trotzdem werden beide Branchen immer wieder in einem Atemzug genannt. Eine Ursache dafür ist sicherlich Qimonda. Schon im Mai 2008, als Qimonda bekannt gab, 600 Stellen abzubauen, ließ Solarworld-Chef Frank Asbeck verlauten, dass er zumindest die 350 ehemals festangestellten Mitarbeiter übernehmen möchte.
Zwar gibt es keine genauen Zahlen, aber mittlerweile dürften tatsächlich viele ehemalige Qimonda-Mitarbeiter in den zahlreichen mitteldeutschen Photovoltaik-Unternehmen untergekommen sein. Die Pleite von Qimonda hat sicher auch dazu beigetragen, dass die Mitarbeiter diesen Wechsel trotz niedrigeren Löhnen gemacht haben.
Für den sächsischen Arbeitsmarkt wäre es ohne die Photovoltaik also schlechter gekommen. Auch die Photovoltaik-Unternehmen profitieren von gut ausgebildeten Kräften. Der Verlierer ist die Halbleiterindustrie. So sagt etwa Wolfgang Radloff vom Dresdner Zulieferer DAS, dass der Arbeitsplatz-Verlust von Qimonda zwar kompensiert werden kann, nicht aber das spezielle Know-how, das verloren geht.
Zu den Unternehmern, die ehemalige Qimonda-Mitarbeiter eingestellt haben, gehört auch Sjouke Zijlstra. Er ist Geschäftsführer des Solar-Start-ups Arise in Deutschland. In der Mehrzahl hat er Techniker und keine Ingenieure eingestellt. So gesehen ist es fraglich, ob die Qimonda-Ingenieure, die derzeit noch an der »Buried Wordline«-Technologie arbeiten, ebenfalls in die Photovoltaik gehen werden.
Spezielle Fertigung für die Solartechnik
Ein weiterer Grund, warum beide Branchen oft zusammen genannt werden, ist wohl, dass es viele Zulieferer gibt, die in der sächsischen Halbleiterindustrie groß geworden sind und mittlerweile auch die Photovoltaik beliefern. Wirtschaftlich hilft das, so ein Ereignis wie die Qimonda-Pleite abzufedern. Technologisch müssen sich die Zulieferer in der Beziehung weiterentwickeln. Denn mit der weiteren Entwicklung und Standardisierung der vergleichsweise jungen Photovoltaik-Branche werden deren spezielle Anforderungen zunehmen. Deutlich wird das beispielsweise bei der Dünnschicht-Solartechnik, wo zu Beginn lediglich modifizierte Anlagen aus der TFT-Display-Fertigung verwendet wurden. In Zukunft werden diese Anlagen immer spezieller die Anforderungen der Dünnschichtmodul-Fertigung erfüllen müssen.