Arise aus Kanada ist ein Beispiel dafür, wie ausländische Unternehmen mit Subventionen nach Deutschland gelockt werden und Arbeitsplätze schaffen. Doch auch in der Boom-Branche hinterlässt die Wirtschaftskrise ihre Spuren und bremst das Wachstum.
Thomas Geyer ist von der Halbleiterindustrie in die Photovoltaik gewechselt. Das war vor einem Jahr. Davor war sein Arbeitgeber 13 Jahre lang Infineon. Im Gegensatz zu den meisten Qimonda-Mitarbeitern, die notgedrungen in die Photovoltaik gewechselt sind, wollte Thomas Geyer etwas Neues machen. Dass es eine Solar-Firma geworden ist, ist eigentlich Zufall. Genauso gut hätte er im Maschinenbau landen können.
Arise Technologies hat seinen Hauptsitz in Waterloo, in der kanadischen Provinz Ontario. Das 2003 gegründete Unternehmen ging 2006 an die Börse. 2007 begann der Bau der Fab in Bischofswerda, die im Juli 2008 ihren Betrieb aufnahm. Im letzten Jahr erzielte Arise einen Umsatz von knapp 35 Mio. Dollar bei einem Verlust von 42 Mio. Dollar. Insgesamt fertigte Arise im letzten Jahr Wafer mit einer Kapazität von 11,2 MW. In diesem Jahr soll der Umsatz bei 80 Mio. Dollar liegen. |
Bei Arise in Bischofswerda ist Thomas Geyer für die gesamte Fertigung verantwortlich. Zu seinem vorherigen Job bei Infineon gibt es einige Gemeinsamkeiten aber auch viele Unterschiede. So ist der Fertigungsablauf bei Arise weit weniger komplex. Während es bei der Halbleiterfertigung leicht über 400 Prozess-Schritte geben kann, sind es in der Photovoltaik ungefähr zehn Schritte. Der fertige Wafer braucht nicht 13 Wochen, sondern hat alle Schritte in ein paar Stunden durchlaufen. Im Gegensatz zu den verschiedenen Verdrahtungsebenen bei den Chips, gibt es beim Solar-Wafer nur eine. Er ist darüber hinaus dünner und bricht schneller. Was die Fertigung auch noch unterscheidet ist, dass sie noch nicht so weit entwickelt und automatisiert ist wie in der Halbleiterindustrie. Die Mitarbeiter müssen daher häufiger manuell eingreifen und aufmerksamer sein.
Erfahrene Leute wie Thomas Geyer sind ein Glücksfall für Sjouke Zijlstra, den Geschäftsführer von Arise in Deutschland. In gewissem Sinne profitiert der Niederländer davon, wenn es anderen Branchen schlecht geht, weil dann gute Mitarbeiter frei werden. In Bischofswerda arbeiten daher mittlerweile auch mehrere ehemalige Beschäftigte von Qimonda. In der Mehrheit sind das allerdings Techniker und keine Ingenieure wie Thomas Geyer.
Neben dem Personal gibt es einen weiteren Aspekt der Wirtschaftskrise, der positiv für Arise ausfällt. Noch vor ein paar Monaten war es schwer, Wafer zu bekommen, da die Industrie den hohen Bedarf nicht so schnell decken konnte. Dazu waren die Wafer teuer und ihre Anschaffung war mit hohen Vorauszahlungen verbunden. Um davon unabhängig zu werden, hatte Arise mit dem Bau einer eigenen Silizium-Fertigung in Kanada begonnen.
Mittlerweile ist der Preis für Wafer wieder um mehr als 40 Prozent zurückgegangen. So richtig profitieren konnte Arise davon aber nicht, denn gleichzeitig ist auch die Nachfrage nach Solarzellen zurückgegangen. Die Auslastung von Arise lag zu Jahresbeginn nur noch bei 30 Prozent. Die 81 Mitarbeiter der ersten von vier geplanten Fertigungslinien mussten bis April früher nach Hause gehen. Ihre Stunden wurden auf Zeitkonten geschrieben, die sie später wieder abarbeiten sollen. Momentan wird Linie 2 zur Abnahme vom Lieferanten fertig gestellt. Die Bestellung der anderen zwei geplanten Anlagen in Bischofswerda wurde zeitlich verzögert.
Nervös ist Sjouke Zijlstra, der bereits zehn Jahre im Solar-Geschäft ist, aber nicht. Außerdem zeichnet sich ab, dass die Nachfrage wieder steigt. Ein Unterschied zu früher ist jedoch, dass die Anforderungen an die Solarzellen höher geworden sind. Während sich bis vor ein paar Monaten noch Solarzellen mit einem Wirkungsgrad ab 14 Prozent verkaufen ließen, müssen es nun mehr sein. Aktuell bringt es Arise auf der Linie mit gutem multikristallinem Silizium auf 15,5 Prozent. Auf der neuen Linie mit monokristallinem Silizium sollen es 17 Prozent sein. So gesehen macht sich die Krise hier bereits als Innovationstreiber bemerkbar.