Halbleiter-Zulieferer

»Solar 2.0« - die neue Herausforderung für Zulieferer

29. April 2009, 18:18 Uhr | Mathias Bloch

Der Dresdner Entsorgungsspezialist DAS ist von der Qimonda-Pleite ebenso betroffen, wie er von der aufstrebenden Photovoltaik profitiert. DAS steht stellvertretend für viele andere Zulieferer, die jetzt vor neuen Anforderungen aber auch Chancen stehen.

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Die Pleite von Qimonda spürt Dr. Horst Reichardt deutlich. Er ist Geschäftsführer des Dresdner Entsorgungsspezialisten DAS. Seine Systeme behandeln die giftigen Abgase thermisch und chemisch, die bei der Fertigung entstehen, und verbrennen sie fast rückstandslos. Sie stehen überall auf der Welt, wo Halbleiter gefertigt werden. Die meisten von ihnen mittlerweile in Asien, in den Hallen von TSMC, Toshiba, Sony, Samsung oder SMIC. Knapp die Hälfte der rund 140 Mitarbeiter ist in Asien tätig.

Die ersten Maschinen von DAS wurden in Deutschland installiert. Das war 1993, als Siemens und Texas Instruments ihre ersten Bestellungen bei dem zwei Jahre zuvor gegründeten Unternehmen aufgaben.

Mit Qimonda ist nun einer der großen Halbleiterhersteller in Sachsen so gut wie verschwunden. Als »unwiederbringlichen Verlust« bezeichnet Reichardt das. Aber nicht nur, weil er einen wichtigen Kunden verloren hat, dessen Entsorgungs-Anlagen jetzt nicht mehr gewartet werden müssen. Denn diesen Verlust kann auch die aufstrebende Photovoltaik nur teilweise ausgleichen. Zwar kann sie die Arbeitsplätze auffangen aber nicht das Know-how, das für immer verloren geht.

Auf die Photovoltaik ist die DAS vor ein paar Jahren gestoßen. Damals hatte das Unternehmen gerade ein Entsorgungssystem für eine Anlage zur Fertigung von TFT-Displays konstruiert. Da die Fertigung von Dünnschicht-Solarmodulen relativ ähnlich abläuft, stieg das Unternehmen in den Solarmarkt ein. Das war 2005. DAS war damit früh dran und konnte mittlerweile weitere Kunden in dieser Industrie gewinnen. Zweifellos würde es dem Unternehmen jetzt schlechter gehen, hätte es diesen Schritt nicht gemacht.

 

Zwar konnte DAS bei diesem Schritt auf Erfahrungen in der Halbleiterindustrie zurückgreifen, allerdings wurden auch die grundlegenden Unterschiede deutlich. Auf der einen Seite steht die komplexe und hochentwickelte Halbleiterfertigung mit ihren hunderten Prozess-Schritten. Auf der anderen Seite steht eine Fertigung mit vielleicht zehn Prozess-Schritten, bei der Standards im Herstellungsprozess und für die Größe der Zellen noch definiert werden müssen. Für viele Ausrüster und Solarhersteller ist das eher noch ein Probierfeld, aber auch eine Chance.

Dr. Horst Reichardt spricht daher gern von »Solar 2.0« und meint damit den nächsten Schritt, den die Photovoltaik zu einer ähnlich speziell entwickelten Fertigung wie in der Halbleiterindustrie bringen soll. Das soll heißen: speziell für diese Anforderungen entwickelte Maschinen und Standards. Damit ließe sich auch ein Wettbewerbsvorteil gegenüber asiatischen oder amerikanischen Herstellern erarbeiten, die eher auf modifizierte Systeme aus der Halbleiter- oder TFT-Fertigung zurückgreifen. Aufgrund der hohen Auslastung und des sorgenfreien Wachstums der Solarindustrie in den letzen Jahren sah man über diese Entwicklungen noch hinweg. Die Krise bietet nun Möglichkeiten, neue Ansätze zu finden.

 


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