Kommentar

Energiewende: Die Politik muss die Weichen stellen

7. Mai 2012, 13:16 Uhr | Heinz Arnold
Heinz Arnold, Chefredakteur Markt&Technik
© Markt&Technik

Einfach wird es sicherlich nicht, die Energiewende zu schaffen. Versorger, Netzbetreiber und staatliche Stellen müssen Probleme auf unterschiedlichen Ebenen gleichzeitig lösen - und zwar schnell.

Diesen Artikel anhören

Für die Energieversorger, die in Zeiträumen von 40 bis 50 Jahren denken, ist das eine besondere Herausforderung. Und die Versorger und Netzbetreiber müssen in der neuen Energiewelt erst noch ihre Rolle finden. Zumal ganz neue Akteure ins Spiel kommen: Die Verbraucher, die selber zu Energieanbietern werden (»Prosumer«), Anbieter neuer Dienstleistungen, Messstellenbetreiber und Betreiber virtueller Kraftwerke, um nur einige zu nennen. Vieles ist schon im Rahmen der E-Energy-Projekte ausprobiert worden, die Beteiligten haben durchaus die Chance erkannt, die ihnen die Energiewende bietet.

Doch noch passt vieles nicht zusammen. Vor allem fehlen die Rahmenbedingungen. Deshalb war auf der Hannover Messe in der vergangen Woche überall der Ruf nach einem Masterplan für die Energiewende zu hören. Denn bisher tut sich an bestimmten Stellen sehr viel - anderes wird teilweise übersehen. Wie dringend der Bedarf an großen Speichern ist, um trotz der fluktuierenden Energieerzeugung aus Wind und Sonne die Netze stabil zu halten, dringt erst langsam ins Bewusstsein. Es ließen sich viele weitere Beispiele finden. Lange Zeit schien es so, als ob das Smart Grid fertig sei, sobald die Verbraucher mit intelligenten Zählern versehen werden und ein paar Stromleitungen neu gebaut würden. Nun stellt der Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze schon an sich eine große Herausforderung dar, und intelligente Zähler schaden sicherlich nicht.

Nur müssen eben viele weitere Komponenten hinzu kommen, und für alle neuen Komponenten müssten die Auswirkungen auf das Gesamtsystem geprüft werden. Da klingt der Ruf nach dem Masterplan plausibel.

Doch sollte man sich auch nicht zu viel davon erwarten. Denn die Zeit, sich jetzt erst einmal für ein paar Jahre ins stille Kämmerlein zurückzuziehen, um den perfekten Plan auszuarbeiten, ist schlicht nicht vorhanden. Es ist also beides gefragt: Schnell zu handeln und unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf das Gesamtsystem Rahmenbedingungen zu schaffen, die Investitionssicherheit versprechen. Vieles wird learning by doing bleiben.

Doch muss der Staat die Rahmenbedingungen schaffen, die es dem ermöglicht, der in neue Techniken und Geschäftsmodelle investiert, von diesen Investitionen auch zu profitieren. Kompetenzrangeleien unter verschiedenen Behörden und Politkern sind da wenig hilfreich. Hier könnte ein Masterplan zumindest ein wenig Abhilfe schaffen.

Wer auf der Hannover Messe erlebt hat, mit welchem Optimismus und mit wie vielen Ideen nicht nur die Großen der Elektrotechnik-Branche, sondern gerade kleine und mittelständische Unternehmen die Energiewende als Chance sehen, der ist wenig geneigt, in den Chor der Pessimisten einzustimmen, die die Energiewende schon für gescheitert halten. Allerdings ist der Weg noch weit, für eine Verschnaufpause ist es noch zu früh. Die Politik, die die großen Ziele vorgibt, sollte auch in der Lage sein, die Rahmenbedingungen zu schaffen, mit deren Hilfe die Industrie diese Ziele erreichen kann. Die Weichen müssen jetzt gestellt werden.

Ihr Heinz Arnold


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!