Mit einem fast zweistelligen Wachstum auch 2016 rechnet Jan Hetzel, Bereichsleiter Technik bei VRI Batterie Technik. Auch er weist darauf hin, »dass sämtliche, durch die Devisenschwankungen entstandenen Nachteile an uns als Konfektionäre weitergegeben wurden«. Positiv zu bewerten ist aus seiner Sicht, »dass gleichzeitig die Rohstoffpreise nicht gestiegen sind, und wir damit einen überschaubaren Kostentrend für die nahe Zukunft vor uns sehen«. Hetzel macht aber auch darauf aufmerksam, dass die diversen Arbeitsstreiks in diesem Jahr Auswirkungen auf das Logistikgewerbe in Europa hatten und es dadurch zu verspäteten Lieferterminen zu Lasten der Kunden gekommen sei.
Auch wenn Werner Suter, Geschäftsführer der Tefag Elektronik, von der »Stunde der Wahrheit für die Schweizer Industrie« spricht, so ist es seinem Unternehmen, trotz der Tatsache, dass die Schweizer Nationalbank am 16. Januar das Kurszielband für Wechselkursverhältnis von Euro zu Schweizer Franken aufgehoben hat, gelungen eine 10 prozentige Umsatzsteigerung zu erreichen. »Vor allem im zweiten Halbjahr hat die Anzahl der Projektanfragen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz stark zugenommen«, berichtet Suter, »gesucht sind vor allem Systemanbieter im Akku-Markt, die in der Lage sind, in kurzer Zeit komplexe Projekte zu realisieren«. Parallel dazu werden immer häufiger Zulassungen nach IEC 62133, UN 38.3, UL 2054 und UL 1642 verlangt.
Von einem Anstieg der Komplexität der Projekte berichtet auch Dr. Jürgen Heydecke, Managing Director, Batteries and Power Solutions, »aber auch die Anforderungen an Zertifizierung und Dokumentation steigen«. Für 2016 rechnet er mit einer weiterhin stabilen Marktentwicklung: »Der Trend Geräte kabellos zu betreiben, ist ungebrochen, wir registrieren eine stetige Zunahme vor allem auch im Bereich medizinischer Anwendungen, und im Automobilbereich«.
Vielleicht mag ja der Abgas-Skandal des VW-Konzerns eine disruptive Veränderung hinsichtlich der Elektrifizierung des Antriebs bei Europas größtem Automobilhersteller nach sich ziehen, doch aus heutiger Sicht bleibt die Haltung der Batterie- und Akku-Spezialisten in Deutschland sehr verhalten, zum Teil fallen sie sogar sehr gegensätzlich aus. So verweist etwa Prof. Dr. Werner Tillmetz, Leiter des Geschäftsbereichs Elektrochemische Energietechnologien des ZSW darauf, »dass Samsung gerade erst ein neues Werk in Korea zu diesem Zweck eröffnet hat, und LG gerade dabei ist, eines in China zu eröffnen«. Gleichzeitig beginne China damit, eine Produktionskapazität von 2 Millionen Elektrofahrzeugen bis 2020 aufzubauen.
Fabriken für Batterien die in Elektrofahrzeugen zum Einsatz kommen, sieht auch Bauer bislang nur in Asien, hauptsächlich in Japan und Korea. Schein sieht auch in den nächsten Jahren keine Zellfabriken für E-Mobility-Anwendungen in Deutschland, oder Europa entstehen, was nicht übersehen werden dürfe, sei aber die Tatsache, dass hier weitere Fabriken zur Batterieassemblierung entstehen. Hetzel sieht in Deutschland vor allem Produktionsstätten und Entwicklungszentren für Themen wie Verbindungstechnik, Ladetechnik und Maschinenbau entstehen.
Suter verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass der Swatch-Konzern im nächsten Jahr eine Batterie vorstellen wird, die 1,5 bis 2 Mal mehr elektrische Energie speichern kann, als herkömmliche Lösungen. Eine spezielle Legierung der Kathode soll dies ermöglichen. Auf diese Weise werde bei Fahrzeugbatterien eine Verdoppelung der Energie pro Kilogramm angestrebt: »Mit 200 bis 300 kg schweren Batterien ließe sich dann gut eine Strecke von 400 bis 600 km bewältigen«. Etwas unterschiedliche Ansichten haben die angesprochenen Batterie- und Akku-Hersteller sowie die Konfektionäre offenbar auch beim Thema PV-Stromzwischenspeicherung.
Christoph Ostermann, Geschäftsführer der Sonnenbatterie, berichtet davon, dass das Geschäft im 4. Quartal dieses Jahres sogar noch einmal angezogen hat: »Durch die aktuelle Preisentwicklung, die den Vorstellungen der meisten Kunden entspricht, steht der Markt für Batteriespeicher heute an der Grenze zum Massenmarkt«. Sonnenbatterie sieht sich als Marktführer im Bereich Lithium-basierter Speichersysteme. »Wir stehen derzeit am Übergang vom Nischen-, hin zu einem Massenmarkt«, versichert Ostermann, »bislang gibt es erst rund 25.000 Batteriespeicher in Deutschland, aber über 1 Million Photovoltaik-Anlagen. Wir werden also in den nächsten Jahren weiterhin eine starke Dynamik in diesem Markt sehen«
Und es geht sogar noch weiter so!
Im ersten sechs Monaten dieses Jahres hat die Stimmung auf dem deutschen Batterie- und Akku-Markt mit einem Index-Wert von 3,7 einen absoluten Höchstwert erreicht. Nur einmal, seit Beginn der Ermittlung dieses Branchenindex (1. Halbjahr 2009) erreichte die Stimmung mit 3,3 (1. Halbjahr 2014) einen ähnlich hohen Wert. Betrachtet man die Jahreswerte, so hat sich die Branchenstimmung seit 2013 (2,5) kontinuierlich verbessert (2014: 2,85). Für 2015 ergibt sich auch hier mit 3,5 der bislang höchste Wert. Derzeit deutet nach Branchenaussagen nichts darauf hin, dass sich an dieser Entwicklung 2016 etwas grundlegend ändern wird. Mit 3,3 bewegt sich der Stimmungswert der Branche für die erste Jahreshälfte 2016 auf einem sehr hohen, stabilen Niveau.