Deutsche Stromversorgungsbranche für 2010 verhalten optimistisch

5. Oktober 2009, 9:24 Uhr | Engelbert Hopf, Markt&Technik

Auftrags- und Umsatzrückgänge sowie Kurzarbeit kennzeichneten den Jahresbeginn 2009 für die deutsche Power-Branche. Seit Juni erholt sich der Markt, der Auftragseingang steigt. Für 2010 erwartet die Branche maximal ein hohes einstelliges Wachstum.

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»Das Tal der Tränen ist erreicht, weiter abwärts geht es nicht mehr«, mit diesem Statement beschreibt Hilmar Kraus, Geschäftsführer von MTM Power die aktuelle Situation am deutschen Stromversorgungsmarkt aus seiner Sicht. »Es hat sich wenig verändert, nach wie vor herrscht ein extremer Wettbewerbsdruck. Die Kunden ordern nach wie vor überwiegend Kleinstmengen, und sind noch nicht wieder bereit, langfristige Rahmenverträge einzugehen«, fügt er hinzu. Mit dem Versuch, ihre verringerten Stückzahlen zu den ursprünglich ausgehandelten Großmengenpreisen zu erhalten, haben sich zudem manche Einkäufer in den letzten Monaten keine Freunde auf der Herstellerseite geschaffen.

Anzeichen für eine bevorstehende Erholungsphase registrieren derzeit fast alle am deutschen Stromversorgungsmarkt tätigen Hersteller und Anbieter. So berichtet Gustav Erl, General Manager von TDK-Lambda Germany, »dass der Auftragseingang im 3. Quartal trotz eigentlichem ›Sommerloch‹ gestiegen ist«. Einen Effekt, den er vor allem darauf zurückführt, dass die Lieferzeiten für einzelne Komponenten gestiegen sind und dass die Kunden zu einer längerfristigen Planung zwingt. »Auch die Lagerbestände vieler Kunden wurden in letzter Zeit so stark reduziert, dass sie nun einfach wieder dringend aufgefüllt werden müssen«, kommentiert er das aktuelle Marktgeschehen, »für den Kunden gewinnen damit Flexibilität und Liefertreue noch einmal an Bedeutung, ein Trend, auf den wir mit der Vergrößerung unseres Lagers reagiert haben«.

Leichte Erholungstendenzen sowohl im deutschen als auch im internationalen Markt beobachtet auch Bernhard Erdl, Geschäftsführer von Puls: »Der Effekt ist zwar in Deutschland weniger ausgeprägt, aber wir gehen spätestens 2010 von einer leichten Verbesserung auch auf dem deutschen Markt aus«. Eine Einschätzung, die er damit begründet, dass der Basiseffekt 2009 sehr niedrig ausfallen wird, dazu kommen Faktoren wie der Nachholdbedarf vor dem Hintergrund leerer Lager, das Wachstum in Schwellenländern und die enorme Liquiditätsversorgung durch Zentralbanken weltweit. Verhalten optimistisch gibt sich auch Felix Zimmermann, CEO von Friwo: »Wir erwarten für unser Produkt- und Marktspektrum für das nächste Jahr gegenüber 2009 ein Wachstum von maximal 5 Prozent«. Positive Impulse erwartet er sich dabei unter anderem vom Weihnachtsgeschäft.

Bei inpotron Schaltnetzteile meldet der Geschäftsführende Gesellschafter und General Manager Hermann Püthe einen Auftragsbestand, der sich in Summe für die kommenden Monate wieder auf das Niveau des Vorjahres begibt. »Diesen Effekt verdanken wir dem Neukundengeschäft«, erläutert er, »bei den Bestandskunden ist die Talsohle offensichtlich erreicht, auch dort registrieren wir einen leichten Aufwärtstrend«. Nimmt man 2009 als Referenz, so Püthe, »rechnen wir 2010 mit einer deutlichen Steigerung im zweistelligen Prozentbereich«.

Ermöglicht wurde dies durch eine strategische Neuausrichtung in einem bisher noch nicht bedienten Kundensegment. Das scheint auch bei SYKO-Power das Erfolgsrezept zu sein. Reinhard Kalfhaus, Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, berichtet von einer konstanten Auftrags- und Umsatzentwicklung. Als Spezialist für kundenspezifische Lösungen führt er diese Konstanz auf die Etablierung in neuen Kompetenzbereichen zurück. »Dem allgegenwärtigen Preisdruck können sie erfolgreich nur mit Konstanz und dem Engagement in neuen Märkten erfolgreich begegnen«, so sein Fazit.

Ein deutlicher Anstieg des Auftrageingangs speziell im Juni und Juli hat auch bei der Autronic Steuer-und Regeltechnik nach Auskunft von Geschäftsführerin Sandra Maile dazu geführt, »dass wir fast wieder das Niveau 2008 erreichen«. Sie warnt jedoch vor zuviel Optimismus. »Bisher fiel der Umsatzrückgang in der Branche mit 25 Prozent noch moderat aus«, hebt sie hervor, »in den nächsten Monaten werden Firmen die Einbrüche im Auftragseingang seit Januar dieses Jahres deutlich spüren, so dass mit einem weiteren Umsatzrückgang zu rechnen ist«. Maile erwartet darum für 2010 eine deutliche Marktbereinigung bei Kunden und Wettbewerbern, »wir planen aus heutiger Sicht für 2010 mit einem Umsatzrückgang von 15 Prozent«.


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