LEDs für Beleuchtungssysteme

»Das Fenster zu einem Milliardenmarkt beginnt sich zu öffnen«

29. September 2011, 17:58 Uhr | Jens Würtenberg
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LED-Lampen könnten 2012 schon die Kosten von Energiesparlampen erreichen

Elektronik: Das Unternehmen Seoul Semiconductor hat ausdrücklich betont, sich auf die Entwicklung der neuen Leuchtmittel zu beschränken und nicht in das Systemgeschäft, also die Lampenentwicklung einzusteigen. Wir sehen hier in der Redaktion, dass die traditionellen Lampenhersteller durchaus Hilfe und Unterstützung bei ihren Lampendesigns benötigen. Überlassen Sie hier nicht ihre Kunden der Konkurrenz?

Andreas Weisl: Das Umsatzpotential im LED-Leuchtengeschäft ist für viele Hersteller verführerisch, das kann ich durchaus nachvollziehen. Doch es gibt eine klare Strategie bei SSC: Keine Vorwärtsintegration, d.h., keine Produkte auf Modul- oder Leuchtenebene, kein Wettbewerb zu unseren Kunden. Und gerade das schätzen viele unserer Kunden. Wir fokussieren unsere R&D-Aktivitäten zu 100 Prozent auf Komponenten. Wir begeben uns nicht in neue Bereiche, die unsere Ressourcen binden würden. Das heißt natürlich nicht, dass wir unsere Kunden bei ihren Entwicklungen allein lassen.

Wir pflegen enge Partnerschaften mit unseren Kunden, entwickeln zum Teil sogar kundenspezifische Komponenten. Unsere Distributionspartner und die Applikationsingenieure unterstützen die Kunden bei der Implementierung der Komponenten in ihre Systeme. Für unsere Kunden bedeutet keine Vorwärtsintegration und somit kein Eigenbedarf auch eine höhere Liefersicherheit, falls es zu konjunkturellen Lieferengpässen kommen sollte. Und es ist sichergestellt, dass unsere Kunden immer Zugang zum letzten Stand der Technik erhalten.

Elektronik: Seoul Semiconductor gibt ja auch an, dass sie bei den LEDs die Kostenführerschaft anstrebt. Wird das für die Beleuchtungstechnik ausreichen, denn die Entwicklung einer Lampe erfordert doch eine ganze Reihe zusätzlicher Bausteine, bei denen die Kosten der LED immer mehr zurücktreten. Wieviel kostengünstiger muss man denn in diesem Markt sein?

Andreas Weisl: LEDs sind bei den heutigen Retrofit-Lösungen immer noch ein wesentlicher Bestandteil der Stückliste, aber natürlich nicht der einzige. Wir können nur den LED-Komponentenpreis beeinflussen. Auf Grund der massiven Kapazitätserweiterungen und zunehmendem Konkurrenzdruck sind zukünftig weitere Preisreduzierungen zu erwarten. Die Hersteller der anderen Komponenten müssen ebenfalls ihren Teil beitragen, um die Systemkosten zu reduzieren.

Verschiedene LED-Retrofit-Hersteller streben für 2012 Endkundenpreise an, die auf dem Niveau der Energiesparlampen liegen. Wenn dann noch vernünftige Lichtqualität und Lebensdauer sichergestellt sind, wird der Durchbruch nicht mehr auf sich warten lassen.

Elektronik: Einige große Distributoren bieten für die LED in der Beleuchtungstechnik die unterschiedlichsten Dienstleistungen an, bis hin zur Entwicklungsunterstützung. Setzen Sie darauf, dass Ihre Distributoren die Umsetzung der LED-Technologie vorantreiben?

Andreas Weisl: Absolut. Für Halbleiterhersteller wie uns ist die Distribution nach wie vor ein sehr wichtiger Vertriebskanal. Das Endprodukt ist letztlich nur so gut wie das System aus Optik, Thermik und Elektronik. Fehler beim Design können jeden Vorteil der LED zunichte machen. Die Distributoren haben in den letzten Jahren massiv in den Aufbau von Know-how für den Lichtbereich investiert. Sie sind quasi das Bindeglied zwischen Halbleiter- und Lichttechnik geworden. Heute bieten sie fast alle Komponenten, die für eine LED-Lösung notwendig sind. Hinzu kommt die klassische Kernkompetenz im Bereich Lagerung & Logistik. Die Zukunft von SSC in Europa werden wir deshalb gemeinsam mit unseren Distributionspartnern gestalten.

Elektronik: Eine letzte Frage: Gelegentlich liest man ja, dass interkulturelle Differenzen das Management in multinationalen Unternehmen erschweren, das gilt ja schon für die Deutschen und die Franzosen. Was gilt es bei der Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Koreanern besonders zu beachten?

Andreas Weisl: Heute geht der Trend eindeutig in Richtung multikultureller Unternehmen mit weltweit verteilten Standorten. Interkulturelle Unterschiede sind natürlich vorhanden, geraten aber immer mehr ins Hintertreffen. In unserer Organisation arbeiten Europäer und Koreaner sehr eng zusammen. Wenn die Mitarbeiter die Charakteristiken und Verhaltensweisen der eigenen Kultur sowie der anderen Kulturen kennen und sich mit gegenseitigem Respekt und Verständnis begegnen, sehe ich eher Chancen und neue Möglichkeiten als Differenzen.

Mich hat bei den koreanischen Kollegen vor allem die außergewöhnliche Zielstrebigkeit und konsequente Umsetzung strategischer Entscheidungen beeindruckt. Heute profitieren wir von umfangreichen Fertigungskapazitäten, die nur durch kontinuierliche Investitionen auch in Krisenjahren wie 2008 möglich wurden. Gleichzeitig sind sehr schnelle, effiziente Richtungswechsel immer dann möglich, wenn es nötig und sinnvoll ist. Im Vergleich zu vielen europäischen Unternehmen ist zudem die Identifikation der Mitarbeiter mit der Firma sehr viel ausgeprägter. Jeder Einzelne trägt seinen Teil zum Gesamterfolg bei und das Unternehmen sorgt wiederum gut für seine Mitarbeiter. Das alles zusammen ist eine optimale Voraussetzung, um in einem so schnellen, dynamischen Markt erfolgreich agieren zu können.

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