Im April dieses Jahres hat die deutsche Niederlassung Ihres Konkurrenten Orpro Vision Insolvenz angemeldet. Sie haben einige Mitarbeiter übernommen. Welche Strategie steckt dahinter?
Die AOI-Systeme, die über Orpro Vision vertrieben wurden, haben eine lange Historie, die in unsere Überlegungen hineingespielt hat. Der ursprüngliche Hersteller W. Schuh verkaufte sein Unternehmen 1997 an Orbotech. Die wiederum gaben das Geschäft 2009 an Weltmarktposition 2 oder 3 liegend quasi über Nacht auf und lagerten es an die deutsche Orpro Vision GmbH aus – die nun insolvent ist. Über 300 Maschinen sind heute noch in Deutschland im Einsatz, aber die Kunden standen plötzlich ohne Service und Support da. Wir haben die Gelegenheit ergriffen, das Know-how der Orpro-Vision-Mitarbeiter zu uns zu holen, mit einer für alle Beteiligten guten Lösung: Die Kunden bekommen weiterhin Service, Support und Schulungen für ihre bestehenden Systeme, die Mitarbeiter können ihrem bisherigen Job weiter nachgehen, und wir als Unternehmen zeigen unsere Kompetenz und punkten damit bei eventuellen Neuanschaffungen.
Die Wurzeln von ATEcare liegen im Service und Support, doch über die Jahre haben Sie sich mehr auf den Vertrieb von Neugeräten verlagert. Wie ist die Gewichtung heute?
Zu Beginn unseres Geschäfts verteilte sich der Umsatz etwa zu je einem Drittel auf Hardware-, Software-/Application-Support und Neugeräteverkauf. Heute macht die Service-/Support-Sparte nur noch etwa zehn Prozent vom Gesamtumsatz aus. Und doch ist das ein ganz wichtiges Element in unserem Geschäft, bietet es doch immer das gewisse Grundrauschen, das jedes Unternehmen braucht. Service-Umsätze sind nicht konjunkturabhängig, und ein guter Service und Support ist immer eine wichtige »Eintrittskarte« beim Kunden. Darauf bauen sich jahrelange, vertrauensvolle Partnerschaften auf – die sich zum Teil in lukrativen Neugeräte-Verkäufen niederschlagen.
Ihr Produktspektrum reicht von optischen über röntgentechnische Inspektionssysteme bis hin zum elektrischen Test und – neu – Temperier- und Luftbefeuchtungssysteme. Warum stellen Sie sich so breit auf?
Uns wird oft nachgesagt, wir würden einen »Bauchladen« führen. Aber genau darauf kommt es meiner Ansicht nach an: auf das optimale Zusammenspiel der Inspektions- und Testlösungen. Dazu bieten wir dem Kunden Komplettlösungen aus einer Hand – eben von der Inspektion über den Test bis hin zum sicheren Handling der Prüflinge. Dazu brauchen wir unterschiedliche Hersteller, denn keiner kann die verschiedenen Prüfanforderungen einer Linie alleine optimal bedienen – auch wenn manch eine große Firma diese Vision schon lange hegt. Mit den dedizierten Systemen ausgewählter Hersteller hingegen können wir die für die jeweilige Produktionslinie optimale Ausstattung zusammenstellen. Wir werden also weiterhin am »Bauchladen-Konzept« festhalten.