Schwierige Zeiten für Spectral Electronic: Pünktlich zur Übernahme des Vertriebs für Acculogic-Produkte kam die Wirtschaftskrise, die zu einer starken Investitionszurückhaltung führte. Spectral-Geschäftsführer Armin Maier ist dennoch optimistisch.
Die Prüfprogrammspezialisten der Aalener Spectral Electronic Prüf- und Messtechnik GmbH sind in der Baugruppentest-Branche bereits gut vernetzt – auch wenn man das von außen nur wenig bemerkt. So agiert das Unternehmen bereits seit 1997 als Testhaus für Teradyne, wenig später wurde es auch Mitglied in dessen Support-Netzwerk. Dann folgte die Kooperation mit Acculogic und kurz darauf schloss man sich dem Rohde&Schwarz-Compact-TSVP-Partnernetzwerk an. Zudem entstand eine Partnerschaft mit Siemens PTD Power Transmission and Distribution, Energieübertragung und -verteilung. Und nicht zuletzt führt Spectral seit geraumer Zeit als Kooperationspartner von Rohde & Schwarz den Testgeräteservice für das Unternehmen durch.
Markt&Technik: Herr Maier, bei allen Aktivitäten, die Sie an den Tag legen – Ihr Unternehmen wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Woran liegt das?
Armin Maier: Wir pflegen eine intensive Zusammenarbeit mit unseren Kunden, die es aber gewohnt sind, nicht alle Details und Arbeitsergebnisse nach außen zu kehren. Und auch wir selber pflegen eine gewisse Zurückhaltung – das entspricht uns eher als lautes Marketing.
Sie sind breit aufgestellt im Markt. Wo sehen Sie die eigentliche Kompetenz Ihres Unternehmens?
Wir erstellen kundenspezifische Prüfprogramme in den Bereichen In-Circuit- und Funktionstest, Boundary-Scan- und Röntgentest. Parallel dazu unterstützen wir Anwender bei der Ausarbeitung und Konfigurierung individueller Testsysteme, inklusive der fachlichen Beratung für das »Design for Testability«. Wir greifen also bereits bei der Planung der Baugruppen helfend ein. Meist wird ja bereits im Entwicklungsstadium über den Löwenanteil an Kosten für eine Baugruppe entschieden. Da ist es für den Kunden hilfreich, einen Partner an der Seite zu haben, der sich auch in Sachen Hardware gut auskennt. Denn die meisten verfügbaren Testsysteme stellen zwar eine Menge an Mess- und Schalttechnik bereit, aber in der Praxis zeigt sich oft, dass noch zusätzliche Hardware in die Prüfadapter integriert werden muss. So entstehen in unserer Entwicklungsabteilung permanent neue Schaltungslösungen.
Seit einigen Monaten haben Sie die exklusiven Vertriebsrechte für Acculogic-Produkte im deutschsprachigen Raum. Warum hat sich Acculogic für Ihr Unternehmen entschieden?
Der Kontakt mit Acculogic Kanada ergab sich zunächst über unsere gemeinsame Schnittstelle Teradyne. Acculogic ist bereits seit 1994 in Punkto Adapterlösungen und Testprogrammerstellung eng mit Teradyne verbunden. Zudem unterstützt Acculogic in den USA u.a. die Testsysteme von Teradyne. Daraus entwickelte sich in den letzten acht Jahren eine gute Zusammenarbeit, die schließlich in der Übertragung der Vertriebsaktivitäten ab 1.5.2009 mündete.
Die Vereinbarung mit Acculogic fiel angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes ja in eine recht ungünstige Zeit. Mittlerweile scheint jedoch eine Erholung in Sicht zu sein. Können Sie das für Ihre Marktsegmente bestätigen?
Nein, leider nicht. Irgendwie scheint die Wirtschaft gespalten: In manchen Betrieben läuft die Fertigung auf vollen Touren, andere wiederum haben nach wie vor Kurzarbeit. Wir können das an der Verschiebung geplanter Projekte und Produkte deutlich festmachen. Das hat auch sofort Auswirkungen auf dringend erforderliche Fertigungsmittel – selbst diese Investitionsvorhaben werden auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Wir sehen von einer klaren Erholung leider noch keine Spur.
Wie beurteilen Sie unter diesen Vorzeichen die weitere Entwicklung für In-Circuit- und Funktionstester im Markt?
Auf Grund der Krise lahmt die Nachfrage nach Testsystemen schon erheblich. Ganz deutlich sichtbar wird das am Nichtverlängern von Zeitverträgen bei unseren Kunden und anderen Elektronikunternehmen. Auch Kurzarbeit setzt eindeutige Signale. Sollte sich die Wirtschaft wieder erholen, wird sicherlich nicht umgehend mit einer steigenden Nachfrage zu rechnen sein. Vielmehr rechnen wir mit vorsichtigem Taktieren der meisten Unternehmen. Bestenfalls werden Dienstleistungen oder kleinere Aufträge über externe Partner geordert.
Gibt es auch positive Ansätze?
Durchaus. So stellen wir in jüngster Zeit zum Beispiel eine partielle Rückverlagerung von Fertigungskapazitäten nach Europa fest. Daraus erwarten wir, dass der Bedarf an Testsystemen und Dienstleistungen doch nicht zu sehr abflachen wird, wie es die Krise derzeit vermuten lässt.
Es ist zu befürchten, dass sich Ihre Kunden noch einige Zeit mit Investitionen in neues Testequipment zurückhalten werden. Wie begegnen Sie dieser Skepsis?
Der Markt für In-Circuit-Tester war schon in den letzten Jahren erheblich unter Druck. Zum einen wurden Massenfertigungen in andere Erdteile mit niedrigerem Lohnniveau verlagert. Zum anderen macht die heutige Aufbautechnologie den traditionellen In-Circuit-Test immer weniger wirksam. Die Folge: Viele Hersteller setzen auf Automatische Optische Inspektionssysteme, Röntgeninspektion und zunehmend auf Flying-Probe-Tester als wirtschaftliche Alternativen. Auch diese Technologien haben das Marktvolumen für In-Circuit-Testsysteme mit reduziert. Doch seit Flying-Probe-Tests und Boundary Scan die einzigen elektrischen Testalternativen zum In-Circuit-Test darstellen, fordern die Unternehmen auch mehr Potential von diesen Teststrategien. Das hat durchaus berechtigte Gründe.