Frequenzbänder

Stört LTE 800 das 868-MHz-Band?

18. November 2013, 11:22 Uhr | Von Prof. Dr. Christian Pätz und André Volkmar
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Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Mit Störungen wird man leben müssen

Das populäre, lizenzfreie SRD-Band zwischen 868 (863) und 870 MHz wird mit Störungen durch LTE leben müssen. Diese Störungen sind aber an gewisse Gegebenheiten gebunden und können gegebenenfalls kompensiert werden. LTE wird nur dort zum Problem, wo LTE 800 genutzt wird. Dies ist eher in ländlichen Gegenden, jedoch seltener in Ballungsgebieten der Fall. Die LTE-Nutzung mit Geräten der Telekom ist wegen der Frequenznähe zu 868 MHz am ungünstigsten. Dies bedeutet aber keine komplette Entwarnung für Dienste der anderen beiden Mobilfunkanbieter. Erfahrungen haben gezeigt, dass bei Abständen von 15 bis 30 m zwischen LTE-Endgerät und SRD-Empfänger auch in ungünstigen Fällen keine negativen Auswirkungen zu erwarten sind, aber bei geringen Abständen unter 0,5 m nahezu immer - unabhängig vom Anbieter - Einflüsse von LTE-Endgeräten festgestellt werden können. Und: Der Einfluss der LTE-Basisstationen kann meist vernachlässigt werden.

Die theoretischen Schutzabstände zwischen 15 und 30 m sind für nahezu alle Anwendungen im 868-MHz-Bereich praktisch nicht realistisch einzuhalten, jedoch werden die Abstände in der Regel deutlich geringer ausfallen. Man sollte auch berücksichtigen, dass LTE im Ruhezustand nur kurze Störimpulse sendet, die von soliden Funkprotokollen kompensiert werden sollten. Der ungünstigere Fall eines Upload vom LTE-Endgerät in der Wohnung oder im Haus zur Basisstation kann jedoch Störungen über mehrere Sekunden hervorrufen, danach ist meistens wieder ein störungsfreier Betrieb möglich.

LTE-800-Geräte werden also zur Beeinträchtigung der Verbindungsqualität von SRD-Funkverbindungen führen. Ein Funkprotokoll mit Rückbestätigung und der Möglichkeit der Sendewiederholung sowie hohe Link-Budget-Reserve und hohe Sendeleistung können aber auch hier einen reibungslosen Betrieb ermöglichen. Der Anwender sollte übrigens bei der Positionierung eines LTE-Routers auf möglichst hohe Abstände zu eventuell schon verbauten und kritischen Geräten mit 868-MHz- Technik achten. Bereits ein Sicherheitsabstand von 1 m reduziert den Störeinfluss auf nur noch theoretisch interessante Werte.

Literatur:

[1] www.heise.de/ct/artikel/Hausautoma-tionssystem-ELV-FS20-Probleme-mit-LTE-Routern-1758453.html

[2] IK Elektronik GmbH, http://www.ik-elektronik.com

[3] TU Chemnitz, http://www.tu-chemnitz.de

[4] ETSI EN 301 908-14-V5.1.1 Part 14: Evolved Universal Terrestrial Radio Access (E-UTRA) Base Stations (BS)

[5] ETSI EN 301 908-13-V5.1.1 Part 13: Evolved Universal Terrestrial Radio Access (E-UTRA) User Equipment (UE)

[6] ETSI EN 300 220-1 V.2.4.1, Elektromagnetic compatibility and Radio spectrum Matters (ERM); Short Range Devices (SRD)

[7] www.sigmadesigns.com/zwavenextgen/brochures/SD3503_br.pdf

Die Autoren:

Prof. Dr. Christian Pätz
studierte in Dresden und Chemnitz Elektrotechnik, diplomierte 1993 und promovierte 1998. Im Jahre 2000 gründete er die Peppercon AG, ausgezeichnet als erfolgreichstes Startup in Sachsen. Nach dem Verkauf des Unternehmens an die Raritan Inc. in New Jersey arbeitete er dort in verschiedenen Management-Positionen. 2012 kehrte er als Professor für Systemzuverlässigkeit an die TU Chemnitz zurück. Er publiziert zu wissenschaftlich-technischen und betriebswirtschaftlichen Themen, hält sieben Patente und ist seit 2012 europäischer Sprecher der Z-Wave Alliance. 
Dipl.-Ing. (FH) André Volkmar  
besitzt 10 Jahre Erfahrung im Bereich Entwicklung von Antennen und Hochfrequenzschaltungen für drahtlose Kommunikation. Bei IK Elektronik ist er Leiter eines Entwicklungsteams, Spezialist für EMV, Funk-Zertifizierung und Hochfrequenzfragen und ist verantwortlich für einen neuen reflexionsarmen Raum zur Messung der Strahlungscharakteristiken von Funkgeräten. 

  1. Stört LTE 800 das 868-MHz-Band?
  2. Wie stark funkt LTE ins 868-MHz-Band?
  3. Einfluss auf die verschiedenen am Markt verfügbaren Funkprotokolle
  4. Robustheit von Anwendungen gegenüber LTE-Störungen
  5. Mit Störungen wird man leben müssen

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