Vishay: »Die Krise wird zum Prüfstein für die Qualität des Managements«

16. Februar 2009, 10:25 Uhr | Engelbert Hopf, Markt&Technik
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Vishay: »Die Krise wird zum Prüfstein für die Qualität des Managements«

Welche Auswirkungen wird die aktuelle Krise auf die weitere Entwicklung von Vishay haben, und in welcher Form reagieren Sie auf die Auswirkungen der Krise?

Der Umsatz dieses Jahres wird nicht sehr viel über dem des Vorjahres liegen. Wir sehen darum bei der Produktion einen Anpassungsbedarf von rund 15 Prozent. Denn eines ist ganz klar: Wir werden in dieser Krise keinen zusätzlichen Lagerbestand aufbauen. Wir nehmen auch die variablen Kosten in Angriff. Wir planen, auch unsere Investitionen etwas zurückzufahren. Bislang haben wir im Jahr 180 bis 200 Mio. Dollar vor allem in Expansionsprojekte investiert. Ich gehe davon aus, dass wir unsere Investitionen für 2009 deutlich reduzieren werden.

Hatte die Finanzkrise auch direkte Auswirkungen auf Ihren gescheiterten Übernahmeversuch bei International Rectifier?

Als wir im August unser erstes Angebot vorlegten, standen bei den Banken noch alle Zeichen auf Grün. Wir verfügten zwar über eine gesunde Cache-Situation, eine Übernahme im Wert von über 1 Milliarde Dollar hätten wir aber nicht ohne Banken realisieren können. Als das IR-Management ablehnte und wir zu einer feindlichen Übernahme übergehen mussten, verschlechterte sich die Situation auf dem Bankensektor. Nach dem Crash von Lehman Brothers waren die Banken dann nicht mehr gewillt, Firmen Kredite in dieser Größenordnung zu geben.

Das ist einerseits schade, weil IR nach meiner Überzeugung nach wie vor hervorragend in unser Portfolio passen würde. Andererseits: Wenn diese Übernahme geklappt hätte, wären wir zusätzlich mit den Zinszahlungen für den Akquisitionskredit belastet. In der aktuellen Situation hätte das kritisch werden können. So sind wir heute netto ein fast schuldenfreies Unternehmen, das, um es mit den Worten unseres Gründers und Executive Chairman Dr. Felix Zandman zu sagen, »in der Lage ist, auch eine länger andauernde Rezessionsphase schadlos zu überstehen.«

Im August 2008 war es nur eine Drohung, inzwischen hat Talison Minerals die Förderung von Tantalerz in Australien eingestellt. Wird sich das nun, wie von Marktforschern erwartet, auf die Preise für Tantalprodukte auswirken?

Zuerst einmal: Wir kaufen kein Tantalerz direkt von den verschiedenen Minenbetreibern. Wir kaufen Tantalpulver und -drähte über verschiedene Lieferanten dieser Produkte. Die jüngst registrierten Preissteigerungen bei Tantalpulver könnten mit der genannten Minenschließung im Zusammenhang stehen. Wir sind aber der Ansicht, dass es weltweit genügend Kapazitäten und Lieferanten gibt, um die Bauelementebranche in ausreichendem Maße mit dem benötigten Tantalpulver und -drähten zu beliefern.

Einer der Vorwürfe von Talison Minerals lautet ja, die Hersteller von Tantalpulver und -drähten sowie die Komponenten- und Endgerätehersteller würden sich nicht oder nur unzureichend darum kümmern, dass ihr verwendetes Tantalerz möglicherweise aus Bürgerkriegsregionen, etwa im Kongo, stammt. Fürchten Sie im Zuge möglicher Kampagnen von NGOs eine Stigmatisierung von Tantal ähnlich wie bei »Blutdiamanten«?

Nein. Zum Einen legen wir Wert darauf, dass sich unsere Lieferanten an die Ergebnisse des UN Security Council Reports zu diesem Thema aus dem Jahr 2001 halten. Alle unsere Lieferanten müssen das Jahr für Jahr bestätigen. Tantalerz wird zudem nicht nur im Kongo, sondern auch in anderen Ländern Afrikas, in Australien, Brasilien, verschiedenen asiatischen Ländern, Nordamerika und sogar Europas gefördert. Darüber hinaus wird Tantal noch als Nebenprodukt von der Zinn-Industrie bereitgestellt. Ein allgemeiner Tantal-Bann, etwa durch NGOs, wäre vor diesem Hintergrund nicht objektiv zu rechtfertigen und ist darum sehr unwahrscheinlich. Ein Umstieg auf andere Materialien, die Tantal ersetzen könnten, würde jahrelange, intensive R&D-Anstrengungen erfordern. Anzeichen für derartige Anstrengungen sehe ich derzeit nicht am Markt.


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