TSMC: »Europa wächst überproportional«

13. Oktober 2008, 9:54 Uhr | Iris Stroh, Markt&Technik
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TSMC: »Europa wächst überproportional«

Sie haben auf der diesjährigen GSA-Konferenz in London erklärt, dass TSMC verstärkt im Automotive-Sektor Fuß fassen will. Inwieweit sind hier schon Erfolge zu verzeichnen?

Das Automotive-Geschäft wächst enorm. Ich darf ihn keine Kundennamen nennen, aber die Fertigung für diesen Zielmarkt nimmt deutlich zu. Das lässt sich auch ganz einfach erklären: In jüngster Zeit setzt die Automobilindustrie verstärkt auf modernste Prozesstechnologien. Zum einen, weil gesetzliche Vorschriften eine Senkung des Schadstoffausstoßes erforderlich machen und dafür viel Rechenleistung notwendig ist, die sich nur mit modernsten Fertigungsstrukturen realisieren lässt. Ich spreche hier von 65-nm- Strukturen, und das können die Halbleiterhersteller gar nicht selbst fertigen. Hinzu kommt noch die steigende Popularität von Hybrid-Fahrzeugen und komplett elektrischen Autos, die ebenfalls eine enorme Menge an Elektronik erforderlich machen, die wiederum nur mit Hilfe modernster Prozesstechnologien zu fertigen ist.

Es wird viel über eine Konsolidierung im Halbleitermarkt gesprochen. Könnte das für TSMC ein Problem werden?

Nein, weil im üblichen Sinne überhaupt keine Konsolidierung stattfindet. Die Anzahl an Halbleiterfirmen steigt weiter. Einzig in bestimmten Segmenten findet eine Konsolidierung statt, denken Sie in diesem Zusammenhang an den Zusammenschluss der Wireless- Aktivitäten von ST und NXP. Eine ähnliche Entwicklung hat sich beispielsweise auch bei den Settop-Boxen oder bei schnurlosen Telefonen ergeben. Diese Konsolidierungen haben ihren Ursprung in der Tatsache, dass auch auf der OEM-Seite eine Konsolidierung stattgefunden hat und damit zu viele Halbleiterhersteller auf zu wenig OEMs treffen.

TSMC hat vor Jahren versucht, allgemein gültige Design-Regeln aufzustellen, doch die Akzeptanz war nicht sonderlich groß. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass viele der IDMs eine R&DPartnerschaft mit IBM bevorzugen. Welche Gründe machen Sie dafür verantwortlich?

Das müssen Sie die IDMs selbst fragen. Aber schauen Sie sich die Marktanteile von TSMC und die von IBM an, die sprechen für sich. Im Durchschnitt liegt unser Marktanteil über 50 Prozent, wenn es nur um die fortschrittlichen Prozesstechnologien geht, ist der Anteil sogar noch viel größer.

In Bezug auf die Fertigungsdienstleistung hat TSMC klar die Nase vorn, aber wenn es um die Forschung & Entwicklung geht, ziehen es die großen IDMs – von Texas Instruments abgesehen – vor, mit IBM zusammenzuarbeiten.

Wie schon gesagt, da müssen Sie die Unternehmen schon selbst fragen.

Das habe ich, und es sieht so aus, als ob die IDMs Sorge hätten, dass aus der Foundry TSMC ein weiterer IDM und damit ein direkter Konkurrent werden könnte. Und wenn man sich die Entwicklung bei TSMC anschaut, sind die Sorgen nicht ganz unberechtigt: Aus einem Unternehmen, das anfänglich ausschließlich die Fertigung als Dienstleistung angeboten hat, ist eine Firma geworden, die IP selbst entwickelt, die Packaging, Test- und Assembly mit übernimmt und die sogar in geringem Umfang Design-Services anbietet. Damit deckt TSMC mehr oder minder die gesamte Wertschöpfungskette ab.

Die Sorgen sind unbegründet. Die Kernkompetenz von TSMC ist und bleibt die Fertigungstechnik und die dazugehörigen Technologien. Wir bieten zwar grundlegende IP-Blöcke an, aber die gehen zum großen Teil an die IP-Anbieter selbst, damit sie ihr IP einfacher entwickeln können und bessere Lösungen für unsere Technologien entstehen. Wir wollen auf keinen Fall die IP-Anbieter ersetzen, aber wir wollen unser Eco-System verbessern, es robuster gestalten und zu einem früheren Zeitpunkt verfügbar machen.

Auch in Bezug auf Assembly und Test muss ich Ihre Aussage einschränken: Wir bieten diese Dienstleistung nur wenigen Kunden an, das ist aber ein Service, den wir über Drittunternehmen abwickeln. Sie müssen sich bei dieser Entwicklung vor Augen halten, dass unser hoher Marktanteil bei weitem nicht mehr nur auf den Fertigungstechnologien beruht, sondern auch zu einem großen Teil auf dem dazugehörigen Eco- System, das ein kurzes Time-to-Market erlaubt.

Es wird vielfach erwartet, dass die Foundries ihre Wafer-Preise erhöhen, um das notwendige Kleingeld für die extrem hohen Investitionen zu haben. Bislang war von TSMC aber zu hören, dass Preiserhöhungen nicht machbar sind. Hat sich an dieser Einschätzung etwas geändert?

Nein, Preiserhöhungen wird es nicht geben. Wir haben vielmehr unsere Preise stabilisiert und die Geschwindigkeit von Preisnachlässen über die Zeit verringert. Das ist auch deshalb notwendig, weil die Kosten für Rohstoffe und Energie deutlich gestiegen sind. Um hier aus der Kostenschere herauszukommen, gab es zwei Möglichkeiten: entweder die Innovationsrate zu verringern oder die Preise zu stabilisieren. Und die erste Möglichkeit kam für TSMC und seine Kunden einfach nicht in Frage.


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