Elektronik: Sie erwähnten Ihre Wachstumsstrategie. In Japan haben Sie ja so hohe Marktanteile, da ist das ja kaum mehr möglich. Wo sehen Sie die Potentiale?
Akao: Sehen Sie, wir haben ja heute viele isolierte Elemente der so genannten smarten Gesellschaft: Autos, speziell E-Cars, Fabrik-Automatisierung, Home-Appliances, die alle für sich arbeiten. Das Problem des steigenden Energiebedarfs bekommen Sie aber nur in den Griff, wenn Sie das alles vernetzen, das ist unsere Aufgabe.
Elektronik: Und wo wollen Sie da geografisch ansetzen?
Akao: Das ist natürlich eine globale Aufgabe. Klar ist, die rasant wachsenden Länder wie China und Indien haben da die größten Herausforderungen zu lösen.
Elektronik: Wo sehen Sie den deutschen Markt?
Akao: Deutschland ist für uns extrem wichtig, nicht nur wegen der großen Automobilhersteller. Sie haben ja als erstes die Energiewende beschlossen, was ja enormes Potential für Halbleiterhersteller bietet.
Elektronik: Ihr Marktanteil in Deutschland ist ja optimierbar….
Akao: Wir haben einen Marktanteil von 40 % im Bereich der Automotive-Mikrocontroller, dass müssen sich mal vorstellen! Das Automotive-Geschäft besteht aber leider nur aus einem Drittel MCUs, dafür einem Drittel Analog-Mixed-Signal und einem Drittel Leistungselektronik – und in den beiden anderen Kategorien haben wir nur 7 % Marktanteil. Daher ist es klar, dass wir unseren Marktanteil in diesen Bereichen erhöhen wollen und zwar auf 20 % in den nächsten 5 Jahren und zwar ohne bei den MCUs zu verlieren.
Elektronik: Viele Leute sind verwirrt hinsichtlich Ihrer MCU-Fertigungsstrategie. Können Sie erläutern, was Sie wo fertigen?
Akao: Wir fertigen ja mindestens an 2 unterschiedlichen Orten, die geografisch weit auseinanderliegen. Produkte, die bei Foundries laufen, werden auch in einer Renesas-Fab gefertigt. Bei Globalfoundries in Singapore haben wir 130-180nm-Produkte wie z.B. R8 oder M16, bei TSMC die 90-nm-RX- und die 40-nm-RH850- und 40-nm-RX-Chips.
Elektronik: Durch den Merger mit NEC haben Sie ja auch 6 unterschiedliche MCU-Cores gehabt, auf wieviele wollen Sie die eigentlich letztendlich eindampfen?
Akao: Es wird noch 3 Familien geben, aber die existierenden werden natürlich weiter gefertigt. Dies werden RH850 für Automotive, RX als Allzweck-Controller und RL78 für Low-Power-Anwendungen.
Elektronik: Ich weiß, Sie hassen diese Frage, aber ich muß sie Ihnen trotzdem stellen: Die ganze Welt geht mit Ausnahme von Microchip auf ARM. Infineon, Freescale, Atmel, SiliconLabs, NXP, ST Microelectronics, um nur einige zu nennen. Wie lange können Sie sich dem Druck der Kunden noch wiedersetzen?
Akao: (lacht) Morgen (Anmerkung: 22.10.2012) werden wir eine neue Mikrocontroller-Familie ankündigen. Lassen Sie sich doch mal überraschen.
Elektronik: Herr Akao, vielen Dank für Ihre Zeit.