Eine Begleiterscheinung von Rezessionen sind Konsolidierungen. Auch die deutschen Hersteller von Quarzen und Oszillatoren gehen innerhalb ihrer Branche davon aus. Wir fragten mit Ansen Quartz einen taiwanesischen Hersteller, wie es gerade aussieht.
Herr Lin, der Umsatz der deutschen Hersteller von Quarzen und Oszillatoren sind im Zuge der Wirtschaftskrise zwischen 10 und 30 Prozent zurückgegangen. Wie weit ist Ihr Unternehmen davon betroffen?
Auch bei uns in Taiwan ist der Umsatz um 20 bis 30 Prozent zurückgegangen. Bei Ansen sind es um die 20 Prozent. Am stärksten ist dabei die Nachfrage aus der Konsumelektronik zurückgegangen. Automotive haben wir nicht so sehr im Fokus.
Gibt es unter den taiwanesischen Quarz- und Oszillator-Herstellern bereits Konsolidierungen?
Davon habe ich bis jetzt noch nicht viel gehört. Wenn die Rezession allerdings noch über die nächsten beiden Quartale andauert, dann werden einige Hersteller wohl nach neuen Möglichkeiten suchen müssen. Besonders werden die Firmen betroffen sein, welche die Konjunktur in den letzten zwei bis drei Jahren überschätzt und ihre Kapazität zu stark ausgebaut haben.
In Deutschland reagieren viele Unternehmen mit Kurzarbeit auf die Rezession, um Kosten zu sparen. Manche Firmen erhöhen auch ihre F&E-Aufwendungen. Wie geht Ansen mit der Situation um?
Diese, für uns harte Zeit nutzen wir, um interne Abläufe zu überprüfen und zu verbessern. Wir wollen so die Kosten für die Herstellung unserer Produkte verringern. Wir haben außerdem verstärkt in F&E investiert. 
Wie schätzen Sie die Entwicklung des Marktes für Quarze und Oszillatoren in den nächsten beiden Jahren ein?
Ich gehe davon aus, dass es zu einer Konsolidierung der Branche kommt. Meiner Erfahrung nach haben die größten Unternehmen und die kleinsten Unternehmen mehr Chancen zu überleben. Mittlere Unternehmen sind stärker von der Pleite bedroht.
Welche Vorteile hat Ihrer Meinung nach Ansen gegenüber anderen Herstellern für Quarze und Oszillatoren?
Ein Vorteil ist sicher, dass wir viele Hersteller von Quarz, also unseres Ausgangsrohstoffs, vor Ort haben. Damit haben wir sehr kurze Lieferwege und können daher auch schneller liefern. Außerdem ist unser Prozess sehr flexibel und wir können daher auch Kundenwünsche mit einem kleinen Volumen erfüllen. Nicht zuletzt sind wir beim Preis sehr wettbewerbsfähig, wie etwa bei den Arbeits- oder Transportkosten.
Was ist Ihr aktuellstes Produkt?
Das ist ein programmierbarer Quarzoszillator. Das ist ein spezieller Quarzoszillator, dessen Ausgabenfrequenz auf einen gewünschten Wert zwischen 1 MHz und 160 MHz eingestellt werden kann. Diese Oszillatoren bieten wir auch in kleinen Stückzahlen an. Im Vergleich zu normalen Quarzoszillatoren ist die Leistung ähnlich, aber die Stromaufnahme geringer. Er kann sogar problemlos herkömmliche Quarzoszillatoren ersetzen.
Sehen Sie eine Gefahr für Ihr Geschäft durch Silizium basierte Oszillatoren?
Nein, Quarz ist das zweithäufigste Mineral auf der Erde. Die Produktionstechnik ist etabliert und die Quarzoszillatoren sind daher präziser als Halbleiter- oder MEMS-Oszillatoren. Außerdem sind diese Oszillatoren temperaturanfälliger als Quarzoszillatoren. Kurzfristig sehe ich daher keine Konkurrenz. Langfristig werden Oszillatoren, die auf Silizium basieren, sicher schon ein Trend auf dem Markt. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir daher unsere Produktivität erhöhen und die Kosten senken.