Die Chiphersteller Infineon und Freescale haben eine Gemeinsamkeit: Sie leiden dank Wirtschaftskrise unter sinkenden Absätzen und werden von hohen Schulden belastet, deren Rückzahlung wie ein Damoklesschwert über ihnen schwebt.
Beide konnten jedoch die Krise nutzen, um ihre Schuldenlast zu reduzieren. Der Trick besteht darin, die eigenen Anleihen zum Dumpingpreis zurückzukaufen, um so die Kapitalbasis zu stärken. Und tatsächlich willigen Anleihegläubiger häufig in schmerzhafte Kompromisse ein.
Sie stecken meist selbst in finanziellen Schwierigkeiten und verkaufen die Anleihen wieder - selbst wenn sie dabei heftige Abschläge in Kauf nehmen müssen, weil die Bonds teils deutlich unter ihrem Nennwert notieren.
Kauft ein Unternehmen seine Anleihen zurück, reduziert es seine Bilanzsumme und stärkt seine Kapitaldecke: Sofern die Verbindlichkeiten zum gesunkenen Marktwert bilanziert sind, wird mit dem Rückkauf ein Buchgewinn realisiert, der dem Eigenkapital zugeschlagen wird. Dafür benötigen die Unternehmen allerdings liquide Mittel.
Infineon, das Mitte 2010 Rückzahlungen in Höhe von 660 Mio. Euro leisten muss, bietet seinen Gläubigern an, ihre Papiere für bis zu 75 Prozent ihres Nennwerts zurückzuerwerben. Wie hoch der Nachlass tatsächlich ausfällt, ist aber offen. Infineon hat dafür ein Auktionsverfahren in Gang gesetzt. Für maximal 150 Mio. Euro würden die Anleihen um 200 Mio. Euro oder sogar mehr reduziert. Das Geld dafür soll aus der Kasse kommen, in der sich zum Quartalsende 532 Mio. Euro befanden.
Durch diesen Schritt, eine Kapitalerhöhung und die Emittierung einer neuen Wandelanleihe will Infineon offenbar den Finanzierungsbedarf mittels Bankkrediten reduzieren, nachdem sich diese Gespräche in der Vergangenheit als schwierig gestaltet haben sollen.
Noch mehr »Glück« hatte Freescale: Man kaufte Anleihen, die bei ihrer Ausgabe einen Nennwert von 1 US-Dollar hatten, für 0,3 Dollar zurück, nachdem sie nur noch mit 0,25 Dollar gehandelt wurden. Die Folge: In der am 31.3. veröffentlichten Quartalsbilanz konnten Gewinne in Höhe von 2,26 Mrd. US-Dollar verbucht werden.
Die notwendige Investitionssumme in Höhe von 1 Mrd. US-Dollar hatte Freescale beim Verkauf seitens Motorola »auf die Seite gelegt«. Freescale-Geschäftsführer Jürgen Weyer verglich dies in einem Gespräch mit der Elektronik mit einem »Häuslebauer, der als Reserve höhere Hypotheken aufnimmt als notwendig, um zum Beispiel später noch eine Küche kaufen zu können«.