Schadet die Krise der EDA-Industrie? Nein, ist Matthias Knoppik, Area Director für Zentraleuropa von Mentor Graphics, überzeugt. Im Bereich Forschung und Entwicklung werde als letztes gespart. Außerdem hat er noch ein paar gute Gründe parat, warum er auch in Zukunft relativ ruhig schlafen kann.
Matthias Knoppik kann zufrieden sein. Im letzten Geschäftsjahr hat es für Mentor Graphics umsatztechnisch wieder zur Nummer 1 in Europa gereicht. Ein durchaus historisches Ereignis, denn das letzte Mal war dies vor 16 Jahren der Fall. »Allen Widrigkeiten zum Trotz, wie beispielsweise der feindliche Übernahmeversuch von Cadence oder die Finanzkrise im vierten Quartal, hatten wir ein äußerst erfolgreiches Jahr 2008«, so Knoppik.
Rund 250 Millionen Dollar setzte Mentor Graphics 2008 in Europa um. Ein bemerkenswertes Ergebnis, denn die gesamte EDA-Industrie musste im letzten Jahr weltweit einen Umsatzrückgang von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr hinnehmen. »Das zeigt, dass wir gut aufgestellt sind«, so Knoppik. Deshalb ist ihm auch vor diesem Jahr nicht bange. »Wir werden sicher keinen neuen Umsatzrekord aufstellen, aber dennoch ein vernünftiges Ergebnis erzielen und wohl nahe an den Vorjahresumsatz herankommen«, ist Knoppik überzeugt.
Sein Optimismus hat mehrere Gründe. Zum einen stünden viele große Verträge zur Erneuerung an, woraus sich rechnerisch schon ein gewisser Umsatz ergibt und zum anderen glaubt Knoppik, dass die Industrie im Bereich Forschung und Entwicklung als letztes spart. Außerdem würden die Kennzahlen in der Halbleiterindustrie - sprich der durchschnittliche Verkaufspreis, die Fertigungskapazitäten, die Investitionen etc. - stimmen, weshalb er keine kränkelnden Kunden sieht, sondern überlebensfähige Chipunternehmen.
Trotzdem sähen sich »unsere Kunden mit Kostensparmaßnahmen konfrontiert und diese werden an die Zulieferer weitergegeben«, so Knoppik. Das Ergebnis werde eine Konsolidierung der Supplier-Struktur sein, was wiederum eine große Chance für Mentor Graphics sei, den Marktanteil weiter zu steigern.
Mentor Graphics sei für diese Herausforderung gerüstet. »85 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir mit Produkten, wo wir eine dominante Stellung haben, sprich die Nummer 1 oder Nummer 2 sind«, erklärt Knoppik. Außerdem hätte Mentor Graphics in diesen Bereichen wohl das aktuellste Produktportfolio. Daneben verweist Knoppik noch auf ein konkurrenzfähiges Displacement-Programm, bei dem speziell Kunden angegangen werden, die bislang Mitbewerberprodukte einsetzen.
Gleichzeitig versucht man aber auch, Neukunden zu akquirieren, indem Venture-Capital-finanzierte Start-ups frühzeitig unterstützt werden - in der Hoffnung, dass sich dies langfristig auszahlt. Knoppik ist deshalb zuversichtlich, dass Mentor Graphics als eines der ältesten EDA-Unternehmen auch in Zukunft gute Zeiten entgegensehen kann.