Dennoch boomt Indien. Gilt das auch für die Messen?
Indien ist neben China der am schnellsten wachsende Messemarkt weltweit. Zu Beginn der ökonomischen Reformen Anfang der 90er-Jahre hat sich die Zahl der internationalen Messen von 11 auf nicht weniger als 170 erhöht. Daran wollen wir natürlich partizipieren. Dass das Interesse nicht einseitig ist, spiegelt sich übrigens auch in dem schnellen Anstieg der indischen Besucher auf den Messen in München wider. Die Zahl der Aussteller stieg um 120 Prozent über die vergangenen zwölf Jahre, die Zahl der Besucher sogar um 960 Prozent. Aus dem Blickwinkel von Indien ist München längst kein exotisches Städtchen irgendwo in der Ferne mehr, sondern wird als ein Zentrum für die High-Tech-Industrie in Europa wahrgenommen – und als eine High-Tech-Messestadt.
Der Erfolg der ersten electronicIndia hat Sie selber ein wenig überrascht. Worin sehen Sie die Ursachen?
Es kommen mehrere Dinge zusammen: Erstens gab es bisher im Süden von Indien keine derartige Messe. Viele Firmen haben uns gedrängt, den Schritt zu tun, wir sind gewissermaßen in ein Vakuum vorgestoßen. Zweitens haben wir mit Manmeet Sabarwal einen ausgewiesenen Messe- und Medien- Experten als Geschäftsführer der MMI India gewonnen, der die Verhältnisse im Land bestens kennt. Drittens sind wir in Neu Delhi bereits aus allen Nähten geplatzt. Viertens wächst die Elektronikindustrie weiter stürmisch. Zwar hat sich das ökonomische Gesamtklima auch in Indien etwas abkühlt, aber ein auf mindestens 7 Prozent prognostiziertes Wachstum ist ja immer noch nicht schlecht.
Fünftens vertrauen die Aussteller auf unseren Service und unser Organisations-Know-how, das sie aus München und inzwischen auch aus unseren globalen Messen in Asien kennen. Das zeigt nicht zuletzt die große Anzahl an Firmen, die sich gleich zur ersten electronicIndia in Bangalore als Aussteller angemeldet haben. Zum Vergleich: Als wir 2000 mit dem Joint Venture loslegten – übrigens ursprünglich in Bangalore, wir sind erst 2004 nach Neu Delhi umgezogen –, hatten wir 133 Aussteller in einem Zelt untergebracht. Und schließlich haben wir viel Geld in die Organisation und die Werbung gesteckt, um die Messe bekannt zu machen. Dieses Ziel haben wir ganz offensichtlich erreicht.
Welche Maßnahmen haben Sie gegen die Infrastrukturproblemen in Bangalore ergriffen?
Wir stellen zahlreiche Shuttle-Busse von verschiedenen Orten in der Stadt und vom Flughafen zum Messegelände zur Verfügung. Einzelheiten können Besucher und Aussteller dem Internet entnehmen. Dass sich die electronicIndia gegenüber der Messe in Neu Delhi im letzten Jahr verdoppeln würde, das hat alle Beteiligten überrascht, aber wir können durchaus Maßnahmen ergreifen, um die Infrastrukturprobleme zu lindern. Außerdem gibt es bereits ein Hotel ganz in der Nähe des Messegeländes, weitere Hotels im Umkreis sind geplant.
Gibt es rein nationale Elektronik-Messen in Indien?
Die nationale Komponente ist immer noch stark ausgeprägt. Das indische Gegenstück zum ZVEI hat bisher eine Messe organisiert. Soweit ich gehört habe, wurde die Messe für dieses Jahr aber abgesagt. Wir haben uns vorgenommen, auch den indischen Unternehmen eine auf sie zugeschnittene Plattform innerhalb der electronicIndia zu bieten. Mehr indische Direktaussteller zu gewinnen, ist ein wichtiges Ziel, das wir uns gesetzt haben.
Worin unterscheidet sich die electronicIndia von den übrigen electronica-Messen der Münchner Messe GmbH?
Das Messekonzept ist speziell auf die vielen ausländischen Firmen zugeschnitten. Das ist in Indien etwas anders als in anderen Ländern. Unser Ziel besteht darin, die vielen internationalen Aussteller, die dieses Jahr über Distributoren vertreten sind, in den kommenden Jahren als Direktaussteller zu gewinnen.